Holz ist Holz und Vinyl ist Vinyl. Echtes Material hat Charakter, Geschichte und Haptik und soll nicht bloß imitieren. Doch was passiert, wenn ästhetische Ansprüche auf funktionale Anforderungen treffen? Sind Vinylböden nicht nur billige Kopie, sondern als intelligente Materialentscheidung zu betrachten?
„Material muss nicht teuer sein – aber ehrlich.“
Dieses Zitat bringt die Haltung vieler Planer:innen auf den Punkt. Vinylböden in Holzoptik vermitteln zwar den Look eines echten Holzbodens, doch es fehlt ihnen aus Sicht vieler Architekten an Tiefe, Haptik und Alterung. Deshalb werden sie schnell als „Fake“ abgetan. Doch ist das noch zeitgemäß und wird diese Haltung dem modernen Designbodenbelag gerecht? Er hat sich in den letzten Jahren sowohl technisch, optisch als auch ökologisch stark weiterentwickelt. Was früher als einfacher Ersatz galt, wird heute als eigenständiges Material verstanden.
Ein Vinylbodenbelag mit Holzdekor kann durchaus seinen Sinn erfüllen. Vor allem dort, wo echtes Holz aus funktionalen oder wirtschaftlichen Gründen nicht infrage kommt wie beispielsweise in stark frequentierten Objekten, in Feuchträumen oder bei Altbausanierungen aufgrund der geringen Aufbauhöhe. Hier ist die Illusion kein Täuschungsversuch, sondern ein Beitrag zum Wohlbefinden.
Designboden aus Vinyl ist nicht nur eine Alternative, sondern ein wahres Chamäleon unter den Bodenbelägen. Kaum ein anderes Material bietet so viele Möglichkeiten in der Gestaltung und technischen Ausstattung. Unterschiedliche Nutzschichten machen ihn anpassbar an nahezu jede Beanspruchungssituation. Die Oberflächen reichen von glatt bis hin zu synchrongeprägt, die selbst bei genauem Hinsehen kaum vom Original zu unterscheiden sind. Formate wie Planken, Fliesen oder kleine Elemente für beispielsweise Fischgrätmuster erlauben kreative Verlegemuster. Intarsien bieten ein Höchstmaß an Individualisierung. Aber vor allem in der Optik sind dem Material kaum Grenzen gesetzt: Holz-, Stein-, Metall-, völlig abstrakte oder textile Looks können authentisch umgesetzt werden.
Vinyl will kein Holz sein. Es ist ein eigenständiges Material mit eigener Berechtigung. Es geht darum, bewusst eine funktionale, wirtschaftliche und gestalterische Lösung zu wählen. Wenn Vinylböden zeigen dürfen, was sie können, entstehen Räume, die im Alltag bestehen und langfristig überzeugen.