6x8m Haus

Mit dem Wunsch auf ein ‘eigenes Haus’ trat 2013 ein junges Ehepaar an uns heran. Sie hatten bereits ein Grundstück im Stadtteil Hietzing im Westen Wiens erworben - es handelte sich um ein Grundstück in einer Kleingartensiedlung mit Recht auf ganzjähriges Wohnen. Das Baurecht gab vor, auf dem 350 m2 grossen Grundstück ein zweigeschossiges Wohngebäude mit maximal 50 m2 Bruttofläche pro Geschoss erreichten zu dürfen.

Sehr bald wurde uns also bewusst, dass das junge Ehepaar mit Kinderwunsch gerne ein eigenes Heim in Größe einer zweigeschossigen Doppelgarage bauen möchte - eine interessante Herausforderung und für uns die Fragestellung, ob ein Kleingartenhaus mit solch kleiner Dimension dem Wunsch der Bauherren nach einem ‘eigenen Haus’ gerecht werden kann.

Ja, es kann. Ein kurzer Rundgang:

Entlang der Steinmauer des von Wildschweinen belebten Lainzer Tiergartens gelangt man an das direkt angrenzend gelegene Kleingartenhaus. Eine Aussentreppe führt zum geschützten Hauseingang im Untergeschoss, welcher es er- laubt, die beiden oberirdischen Geschosse ausschließlich mit Wohnnutzung zu belegen. Der Weg vom öffentlichen Ein- gansbereich zum privaten Elternschlafzimmer wird maximal lang: Vom Eingangsbereich im Untergeschoss mit angren- zendem Gäste-/Kinderzimmer, Gästebad, sowie Lager- und Technikraum gelangt man über eine einläufige Treppe in den offenen Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss und von dort mit gleicher Bewegung wieder ins das Obergeschoss mit Bad und Elternschlafzimmer.

Die Wahrnehmung der spiralförmigen Durchwegung des Gebäudes wird durch klare Räume unterstützt. Garderobe, Küche, Sitzbank im Wohnbereich sowie Ankleide und Schreibtisch im Obergeschoss sind in Nischen integriert. Die im Untergeschoss mit der Treppe beginnenden Holzdielen laufen ununterbrochen bis ins Schlafzimmer des Obergeschoss- es und verstärken die Erfahrung der spiralförmigen räumlichen Abfolge.

Sämtliche Fenster des Gebäudes besitzen ein quadratisches Format und rahmen so ungerichtet die abwechselnden Ausblicke in Richtung Garten, Nachbarhaus, Tiergarten und Skyline Wiens. Einzige Ausnahme ist die Fenstertüre des Wohnraums, welches den Wohn- und Essraum gefühlt um den eingefassten Terrassenraum erweitert. Das Ergebnis der Anordnung der Öffnungen ist ein Nebeneinander verschiedenster räumlicher Situationen, Ausblicken und gefühlter räumlicher Inbesitznahme - also ein reichhaltig und grosszügig erlebtes ‘eigenes Haus’ auf nur 150 m3 BGF / 500 m3 BRI.

In seiner äusseren Erscheinung gibt das Haus von dieser Erfahrung wenig preis. Seine Nicht-Größe wird durch eine Unterteilung des Volumens in Sockel und Haus verstärkt. Die jeweilige Farbigkeit beider Volumen verstärkt dies und unterstreicht die Nähe des Gebäudes zur Mauer des Tiergartens.