Die Architekten nehmen Bezug auf gleich mehrere Typologien ländlichen Bauens. Der Gruppierung von unterschiedlich großen Gebäuden um ein Zentrum, aber auch der raue Kellenwurfputz an den Außenwänden, wie er etwa für Ställe und Remisen von LPGs Verwendung fand, erinnern an bäuerlich-landwirtschaftliche Anwesen. Gleichermaßen originell wie überzeugend ist die Errichtung einer Orangerie, dieses großbürgerlich-adligen Verwandten des gemeinen Gewächshauses, mit dem Atelier ST auf die Tradition der Villen und Landsitze verweist.
Gleichzeitig ist die Architektursprache der Baukörper mit ihren klaren Kubaturen hochgradig zeitgemäß. Wenige Materialien – verputzte Ziegelwände, Aluminiumschindeln zur Dacheindeckung, Lärchenholz für Fenster und Innenausbau – lassen den Bau trotz seiner Größe nicht protzig erscheinen. Im Inneren stellt der offene Holzdachstuhl wiederum Bezüge zum bäuerlichen Hausbau her. Er bildet im Wohnraum und im Ess- und Küchenbereich, die beide doppelstöckig angelegt sind, ein prägendes Element der Raumwirkung.
Atelier ST haben "Am Feldrand" ein zeitgemäßes Landhaus errichtet, ganz ohne pseudo-folkloristische Versatzstücke, ganz ohne Protz, das aus seiner Siedlungsumgebung nicht herausfällt, aber sich auch nicht mit ihr gemein macht. Es ist schlicht eine gute Antwort auf die Frage, wie Wohnen im ländlichen Raum heute aussehen sollte.
Artikel von Fabian Peters | 29.01.2018 | stylepark