Berlin Style Wohnen

Eine Zweiraumwohnung im 1905 erbauten Voderhaus war glücklich durch die Jahrzehnte gekommen. Keine "Komplettsanierung" hat krampfhaft versucht die Immobilie zeitgemäß zu kleiden. Die zahlreichen Altbaudetails mit entsprechenden Gebrauchsspuren nach 100 Jahren galt es zu integrieren in ein neues Konzept, dem "Berlin Style Wohnen". Altes soll als solches seinen Charme behalten, Technik und Funktionalität aber auf dem neuesten Stand sein. Possitiver Nebeneffekt dieser Herangehensweise waren die geringeren Umbaukosten. Trotz weniger als 500€ pro Quadratmeter entstand eine Wohnung ganz up to Date.
So wie die Stadt selbst präsentiert sich auch diese Wohnung: Modernes, Altes und etwas von Oma und Flohmarkt, aber alles mit Geschichte, keine teure, gefällige und dabei austauschbare Designware.

In der Regel unterscheidet sich eine sanierte Altbauwohnung vom Neubau nur noch durch die verbliebene Raumhöhe. Böden und Türen geschliffen und neu lackiert könnten auch von heute sein. Da ist der vielbeschwore Altbaucharme tot saniert. Hier wurden neue Wege beschritten. Die Dielen wurden zwar abgezogen und neu lackiert, der Boden ist aber schief geblieben. Das erschwert zwar das lotrechte Stellen der Möbel, aber das gehört doch zum Altbau. Alle Holzteile wie Fenter, Türen und Sockelleisten blieben wie sie waren: leicht vergilbt oder mit vielen Farbschichten vergangener Schönheitsreparaturen. Die alten Messingbeschläge wurden zwar gereinigt, aber nicht hochglanzpoliert. Auch hier war die Patina erwünscht. Die Technik unter Putz wurde neu installiert und die Wände glatt gespachtelt verputzt. Lichtgrau gestrichen hebt sich nun der weiße Stuck edel ab. Der Blick geht sofort zu den original Stuckdecken. Die neuen Elemente üben sich aber keineswegs in Zurückhaltung. Sie stellen sich selbstbewusst dar, fügen sich ein und werden nicht als Fremdkörper empfunden. Hier waren klare Linien gefragt und glatte Oberflächen, welche im stande sind die Schönheit der Dielen und des Stucks zu betonen. So liegen zwar über 100 Jahre zwischen den Kreationen von einst und dem modernen Design dieser Sanierung, dennoch entstand Harmonie, was in einer kleinen Wohnung von größter Wichtigkeit ist. Da Bad und Küche am wenigsten mit heutigen Ansprüchen zu tun hatten, hier ohnehin keine wesentliche original Substanz mehr war, galt hier: alles neu mit entsprechendem Gestaltungspotential. Eine lange Küchenzeile mit Herd und Spühle auf einer Seite schafft Klarheit in dem kleinen Raum. Hinter der rund geformten Aluminiumverkleidung ist Raum für Heizung, Waschmaschine und Abstellen. Mit LED beleuchtet hebt sich diese kess ab, mit der Sputnik Leuchte aus den Siebzigern und den knorrigen Dielen entstand ein interessantes Nebeneinander. Das Badezimmer lebt durch die Strenge heutiger Designobjekte, Armaturen und Glasmosaik in der einen Hälfte und den krummen Dielen sowie der niedrigen Tür im Eingangsbereich. Diese Kombination schafft auf kleinem Raum Atmosphäre.