Entwurfs-Konzept
Im Kontrast zu den außenseitig homogenen Baukörpern entstehen im Innern komplexe Gefüge mit wechselnden Lichtverhältnissen und differenzierten Raumbezügen über Erschließungshallen, Treppenanlagen, Lichthöfe und Atrien: die Bewegung bestimmt den Raum. Die konsequente Tagesbelichtung der Erschließungsflächen lässt visuelle Verbindungen nach außen zu und erleichtert die Orientierung. Ineinander verschränkte Innen- und Außenräume bieten informelle Treffpunkte für Kommunikation und Besprechung, Foren für Präsentation und Ausstellungen, Inseln für Entspannung und Erholung. Die windmühlenflügelartig, um Lichthöfe und Hallen angeordneten Raumspangen fassen einerseits das heterogene Raum- und Nutzungsprogramm und andererseits die vielen gleichartigen Räume der Berufskollegs zu einer übersichtlichen Struktur zusammen. Funktionalität und Aufenthaltsqualität fügen sich zu einer Einheit.
Aus energetischen Gründen ist die massive Konstruktion aus Stahlbeton-Flachdecken, -Längswänden und -Stützen weitgehend unbekleidet. Daher sind diese Flächen in ihrer hochwertigen Ausführung in Sichtbeton der Sichtbetonklasse 4 mit geordnetem Schalfugen- und Spannlochbild, in durchgehenden Wandflächen ohne sichtbare Arbeitsabschnittsfugen zugleich wesentliches Gestaltungselement der Erschließungsbereiche, gleichsam steinernen Fassaden.
In den Raumzonen dagegen bleiben nur die Deckenflächen unbekleidet. Jeder Raum erhält wie in einem Schmuckkasten eine "Auskleidung" der Wandflächen mit akustisch wirksamen Wandpaneelen aus Birke-Multiplexplatten und einem Parkettbodenbelag aus Eichenlamellen. Die warm und natürlich wirkende Raumatmosphäre, die durch die Eiche-Brettschichtholzprofile der Glasfassade abgerundet wird, steht in spannungsvollem Kontrast zu der Rohheit der die Erschließungsräume begrenzenden Wände und Decken. Zusammen mit Raumtrennwänden in Leichtbauweise ermöglicht das Tragwerkskonzept ein direktes Nebeneinander von Unterrichts-, Fach-, Vorbereitungs- und Verwaltungsräumen und Werkstätten.
Ehrgeiziges Ziel des Ausbaukonzeptes ist die Integration der komplexen Haustechnik und der umfangreichen technischen Ausstattung in die Konstruktion, in Einbauschränke und hinter Wand- und Brüstungsbekleidungen. Sämtliche sekundäre Installationen wie auch alle festen Einbauten wie Waschbecken, Schränke und Garderoben sind auf der Raumseite der Flurtrennwände konzentriert. Alle Leitungstrassen zwischen Fassade und Installationszonen werden in Leerrohren in den Deckenflächen oder im Bodenaufbau geführt. Im Vordergrund steht der architektonische Raum mit hochwertigen Oberflächen und einer dezidierten Lichtführung. Einzelne Elemente des Ausbaus erhalten, für jedes Kolleg individuell, eine farbliche Kodierung, die in der Ausstattung und im Orientierungssystem ihre Fortsetzung findet.
Behaglichkeits- und Energiekonzept
Ein Alleinstellungsmerkmal des Projektes ist die Bauteiltemperierung der Flachdecken der Kollegs über in die Decken integrierte, innenseitig gerippte Rohre aus Leichtmetall, die als Zuluftkanäle in eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebunden sind. Damit werden mit überschaubarem investivem Aufwand die Speichermassen der Konstruktion gleichermaßen in das Behaglichkeits- wie in das Energiekonzept eingebunden.
Im Winter findet auf ganz natürliche Weise eine Erwärmung der Zuluft durch die Nutzer statt. Dadurch kann der verbleibende Lüftungswärmebedarf deutlich verringert werden. Im Sommer dient die Frischluft in den kühlen Nachstunden der Entladung der am Tag erwärmten Gebäudemassen. Nach Temperaturstürzen oder während extremer Wärmeperioden, in denen das System über den Nutzer und den Tag-Nacht-Temperaturwechsel nicht ins Gleichgewicht gebracht werden kann, dienen Fassadenkonvektoren der Raumtemperierung und klein dimensionierte Kältemaschinen in den Lüftungszentralen der Kühlung der Frischluft. In den Fachräumen mit hohen inneren Lasten sorgen im Sommer Umluftkühlgeräte, die über Erdsonden gespeist werden, für angenehme Raumtemperaturen.
Zusammen mit dem hohen Tageslichtfaktor stellt das Lüftungs- und Bauteiltemperierungskonzept hohe Aufenthaltsqualität und Behaglichkeit bei gleichzeitig geringem Energiebedarf sicher. Ermöglicht wird dies durch innovative Technik in Verbindung mit einem intelligenten, bedarfsbezogenen Energiekonzept.
Die Neubauten für das Herwig-Blankertz- und das Max-Born-Berufskolleg verbinden ganz selbstverständlich die Aufwertung eines städtischen Umfelds, eine unverwechselbare Architektur sowie ein vorbildliches Energiemanagement mit höchster Qualität bzgl. Raumgestaltung, Raumluft, Raumtemperatur und Raumakustik. Die Ausgewogenheit dieser Qualitäten ist wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz durch die Nutzer, die im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.