Um den Charakter des Ortes mit seiner oft wechselvollen überhundert Jahre andauernden Industriegeschichte zu erhalten, wurde das Werftareal in seiner Sachgesamtheit unter Denkmalschutz gestellt. In und um diesen denkmalgeschützten Bestand galt es eine städtische Wohnstruktur zu entwickeln und dabei das neue Gebiet städtebaulich und gestalterisch mit dem Gemeindeleben nahtlos zu verweben.
Interpretation
Bei der weiteren Bestandsanalyse wurde die heterogene Struktur der Werftanlage untersucht und eine Auswahl der besonders erhaltenswerten wie auch ortsbildprägenden Hallen getroffen. Auf den freiwerdenden Flächen konnten insgesamt acht kompakte neue Wohngebäude mit ca. 120 Wohneinheiten geplant werden. Sechs entlang der Bodanstraße und am neugeplanten Bodanplatz, zwei als Haus im Haus Prinzip in den denkmalgeschützten Hallen direkt am Wasser.
Öffentliche Durchwegung
Neben der Hochbauplanung wurde den Freianlagen ein sehr hoher Stellenwert beigemessen. Um das neu entstandene Quartier mit dem Ort zu vernetzen wurden ca. 8000m² Grundstücksfläche für die Planung einer öffentlichen Erschließung der Uferkante vorgesehen.
Die breite Promenade umfasst die Privatgrundstücke entlang der gesamten Seeseite. Sie kreuzt die Hallen, quert die, je nach Wasserstand gefüllten, Slipgräben über neu errichtete Brücken und gibt dabei Einblick in den denkmalgeschützen Hallenbestand und auf die eingefügten Einbauten. Am Ufer entsteht somit eine neue Durchgängigkeit, die während der Werftnutzung nicht vorhanden war. Ein Multifunktionale Nutzung in Halle 1 mit Café, Bistrodeck und geplanten kulturellen Veranstaltungen sowie die Umgestaltung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes zum Aussichtspavillon am Seeplatz mit vorgelagerter Freitreppe zum Wasser hin ergänzen das Angebot und erzeugen einen großen öffentlichen Mehrwert. Zur Straßenseite öffnet sich die Anlage über den eingeschnittenen Bodanplatz als zentralen Ort der Anlage mit Zugang zu den historischen Hallen und den Kopfbauten der beiden Bauabschnitte
Die Gebäude
Das Werftgelände bildet in seiner Lage den Auftakt der südwestlichen Stadtzufahrt. Entlang der Bodanstraße werden die Häuser als Geschosswohnungsbau mit hoher Dichte konzipiert. Die segmentierten und räumlich versetzt angeordneten Baukörper strukturieren die Straßenfront entlang der Bodanstraße. Die Zwischenräume lassen bis dato vermissten Einblick von der Straße in die Grünanlage, auf den See, und die Hallen zu.
Die Grundrissstruktur der Hallenbauten ist zum See hin ausgerichtet. In der sogenannten Halle 2 wurde ein dreigeschossiges Gebäude errichtet. Auf der Südseite sind großzügigen Dachterrassen angeordnet. Die einzelnen Wohnungen werden über Laubengänge erschlossen, die im Zwischenraum, losgelöst von Neubau und Bestandshalle mit Ausrichtung zum See entlang der Ostseite führt. Das gesamte Gebäude ist aufgeständert, um die darunterliegende denkmalgeschützte Slipanlage erhalten zu können. In Halle 3 wurden teils mehrgeschossige Wohnungen mit eingerückten Treppenhäusern mit eigenen Dachterrassen im Zwischenraum zwischen den Dächern von Neubau und Bestandshalle realisiert.
Öffentlich genutzte Bereiche
Nutzungskonzept
Nachdem mehrere der historischen Hallen in den Besitz der Gemeinde Kressbronn gelangt sind, wurde nach einer Nutzung gesucht, die dem Wohl der Bürgerschaft und ihrer Gäste zu Gute kommt. Neben einer gastronomischen Nutzung innerhalb der beheizbaren Hallen, war in der großen, zum See geöffneten Halle 1 eine Bühne für kulturelle Veranstaltungen gewünscht. Die öffentliche Durchwegung ist als Promenade am Seeufer durch große Öffnungen an den Fassaden, sowie durch den Einbau von Brückenkonstruktionen über den vertieften Slipbereichen ermöglicht. An verschiedenen Stellen innerhalb der Gebäude wird die Werfhistorie in unterschiedlicher Weise erlebbar gemacht.
Konstruktive Maßnahmen
Sämtliche Hallenkonstruktionen waren konstruktiv stark geschädigt, die Standsicherheit war in der vorhandenen Bauweise nicht gegeben. Deshalb musste für jede der Hallen ein spezifisches Konzept gefunden werden, um die Tragfähigkeit zu gewährleisten. Die Holzkonstruktionen wurden mit tragfähigen Stahlrahmen überbaut oder wie in Halle 1 durch ein untergestelltes Stahlkorsett zum Halten gebracht. Die Schreinerei wurde komplett abgebaut und über einem wasserundurchlässigen Keller neu aufgerichtet. Wände wurden mit Brettsperrholzplatten verstärkt, das Hängewerk mit Stahlzangen verstärkt.
Gestaltungskonzept
Für die Authentizität der Gebäude war es wichtig, möglichst viel der Originalbausubstanz zu erhalten, wie z.B. Wand- und Deckenverkleidungen, die in der Lage gesichert und mit einer neuen Farbbeschichtung behandelt wurden. Neue Oberflächen, wie die Fußbodenbeläge in den warmen Innenbereichen wurden an den Charakter der Umgebung angepasst. durch Verwendung von Nutzestrich und massiven Eichendielen als Beläge. Neue Innenräume innerhalb der Hallen entstanden durch die Aufstellung von Seecontainern, in denen die Großküche, die museale Ausstellung, sowie WC-Anlagen untergebracht wurden. Wieder aufgestellte historische Maschinen wurden in die neue Nutzung der Gebäude integriert. Die Farbgebung der Fassaden entspricht dem angetroffenen Farbton. Die frei über dem Slipbereich stehende Bühnenkonstruktion mit 180 Sitzplätzen und integrierter Bühnentechnik ermöglicht wettergeschützte Konzerterlebnisse.