Für das ehemalige, inzwischen leerstehende ROBOTRON- Gebäude „VEB Datenverarbeitungszentrum Karl-Marx- Stadt“ an der Lothringer Straße / Bruno-Salzer-Straße in Chemnitz wurde 2019 im Auftrag eines privaten Bauherrn eine Machbarkeitsstudie erstellt, um zu untersuchen, ob das Gebäude für die Unterbringung des Bundesarchivs Stasi-Unterlagen-Archiv Chemnitz geeignet ist. Das Gebäude ermöglicht die Aufbewahrung von rund 7,5 Kilometer Unterlagen der ehemaligen Bezirksverwaltung für die Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt. Das 2-geschossige Gebäude aus den 70er Jahren befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum 2015 fertiggestellten Sächsischen Staatsarchiv Chemnitz und nimmt neben einer sachgerechten Unterbringung der Archivbestände auch die dazugehörigen Verwaltungsflächen auf. Der DDR-Systembau besteht konstruktiv aus einer inneren 2-geschossigen, hochbelastbaren Halle und einer umlaufenden separaten Konstruktion, welche seinerzeit für Büronutzung konzipiert wurde. Dieses grundlegende Prinzip ließ sich ideal für die gewünschten Anforderungen nutzen und wurde deshalb beibehalten. Im dunklen, von äußeren Einflüssen geschützten inneren Gebäudebereich wurden die klimatisierten Magazinräume und entlang der belichteten Außenfassade die Büroräume verortet. Obwohl sich das Gebäude durchaus selbstbewusst präsentiert, nimmt die Außengestaltung Bezug auf die anderen beiden Gebäude des ROBOTRON-Komplexes. Das benachbarte Peretz-Haus ist als Kulturdenkmal eingetragen. Hierbei wurde der Umgebungsschutz durch die Ausformulierung eines sensiblen Übergangs zwischen Staatsarchiv und Bundesarchiv (Stasi-Unterlagen-Archiv Chemnitz) beachtet. Gerade die Nutzung des Gebäudes als Archiv für Stasi-Unterlagen gab Anlass, den Dialog zwischen Alt und Neu auf besondere Art und Weise gerecht zu werden.
Dieses Projekt zeigt beispielhaft, wie vergleichsweise minimalintensiv ein vorgefundenes Bestandsgebäude ertüchtigt werden kann, um einer gänzlich neuen Nutzung gerecht werden zu können. Dabei ist es gelungen, die bestehende Struktur mit den neuen Elementen zu einer gestalterischen Einheit zusammenzubringen. Die dafür erforderliche intensive Auseinandersetzung mit dem Bestehenden ist angesichts der Herausforderungen unserer Zeit unerlässlich für eine zukunftsfähige Art und Weise der Planung.