Kontext
Das Bestandsgebäude liegt an einer wichtigen Fächerachse des Karlsruher Schlosses. Trotz der Nähe zu Haltestellen, Restaurants und Sportangeboten wirkt das direkte Umfeld abgeschieden, da Gebäuderückseiten städtebauliche Barrieren bilden. Die Lage bietet jedoch Potenzial durch die Nähe zur Universität, dem Technologiepark und der Innenstadt.
Eine Weiterentwicklung des Stadtkontexts ist nötig, um das Gebäude in die Umgebung zu integrieren. Die Öffnung der Gebäuderückseiten und eine bessere ÖPNV-Anbindung würden das Quartier funktional im Karlsruher Stadtkontext aktivieren. Aktuell beschäftigt sich die Stadt Karlsruhe mit der direkten Umgebung und eine Transformation ist in absehbarer Zeit erwartbar.
Konzept
Aus den Defiziten und Potenzialen der strukturalistischen Fertigteilbauweise werden vier Hausidentitäten (Cubes), mit verschiedenen Wohntypologien und individuellen Qualitäten, abgeleitet.
Haus Laube mit nach Süden durchgesteckten Wohnungen, Haus Layer mit Wintergärten als Pufferzonen, Haus Community mit großen WG-Wohnungen und Haus Duplex mit großen Familieneinheiten über zwei Geschosse in Anlehnung an Townhouses. Kleine Wohntypologien lassen sich in der Bestandsstruktur schwer realisieren, jedoch bieten die Flachdächer Potenzial für Aufstockungen.
Das Bestandsgebäude wird von zwei Haupterschließungstürmen gegliedert, die Potenzial für eine Umnutzung bieten. Allerdings bestehen Mängel beim Brandschutz, insbesondere bei Fluchtwegen. Neue Erschließungstypologien lösen dieses Problem. Hierfür wird das Formelement der Tubes (Röhren) als Stilmittel eingeführt, abgeleitet aus den bestehenden Treppenkernen. Haus Laube erhält eine Laubengangerschließung mit externem Fluchttreppen-Tube, das Haus Layer nutzt die bestehenden Treppentürme für Zweispänner-Erschließungen, das Haus Community beherbergt große WG-Wohnungen mit zwei Fluchtwegen, und das Haus Duplex wird über einen zentralen Kern erschlossen.
Die massive Tragstruktur des Gebäudes inklusive der prägenden Brüstungen bleibt erhalten, wird aber energetisch optimiert. Lösungen sind Flankendämmungen (Laube, Community), eine Pufferzone mit wiederverwendeten Fenstern (Layer) und eine vorgehängte Fassade (Duplex).
Entwurf
Die Regelgeschosse orientieren sich an der vorhandenen Raumstruktur. Haus Community übernimmt die bestehende Raumstruktur und transformiert diese zu großen WGs mit Gemeinschaftsflächen. Durch die geringe Eingriffstiefe können hier Studierende zeitnah einziehen und das Gebäude als Pioniere beleben. Gleichzeitig werden die anderen Häuser umgebaut und eine langfristige Belebung des Gebäudes ist sichergestellt.
Die durchgesteckten Wohnungen von Haus Laube werden durch einen Laubengang erschlossen, Loggien Richtung Süden sorgen für eine Belichtung in der Tiefe und gleichzeitig für eine natürliche Verschattung.
Die Sanitärkerne in allen Häusern sind zentral zusammengefasst und an den bestehenden Schächten ausgerichtet. Haus Layer verfügt zusätzlich zu den Wintergärten über flexibel abtrennbare Wohnbereiche über Eck. Die großzügigen Gemeinschaftsbereiche von Haus Community teilen sich je Geschoss 12 WG-Zimmer, die sowohl für Jung als auch Alt nutzbar sind. Für große Familien ist im Haus Duplex ausreichend Platz. Die Einheiten sind intern über Wendeltreppen erschlossen mit direkter Anbindung an private Dachgärten und über die Geschosse versetzt, sodass keine Wohnung nur nach Norden ausgerichtet ist.
Das Erdgeschoss wird künftig mit öffentlichen Nutzungen aktiviert, orientiert an den Blockidentitäten. Geplant sind ein Café, ein 24/7-Nahversorger, ein Aktivraum, eine Tagespflege und eine Kinderbetreuung. Ein Gemeinschaftsraum verbindet Jung und Alt. Die bestehende Mensa entfällt, und ihre Tragstruktur wird rückgebaut und zu einem offenen Pavillon im Innenhof transformiert.
Die Fassadengestaltung unterstreicht die Identität der Blöcke, während die skulpturalen Aufstockungen einen Abschluss in der Vertikalen erzeugen. Die Dachflächen werden für Solarenergie genutzt.
Geplante Abrisse in Karlsruhe wurden analysiert, um Materialien für den Entwurf wiederzuverwenden. Großes Potenzial liegt in den eloxierten Aluminiumpaneelen, diese sind sowohl im Bestand vorhanden als auch
bei geplanten Abrissobjekten in Karlsruhe. Da sie heutigen ästhetischen Ansprüchen nicht mehr entsprechen, wurden in Zusammenarbeit mit einem Metallbauer Methoden zur optischen Transformation entwickelt.
Beim Schleifen, Bürsten und Sandstrahlen wird die eingelagerte Farbe schrittweise entfernt, wodurch verschiedene Haptiken und Optiken entstehen – von rau gebürstet im Erdgeschoss bis zu geschliffen in den Regelgeschossen.
Die Farbgebung in Rot- und Grüntönen verleiht dem Gebäude eine wohnliche Atmosphäre und unterstützt den Wandel von Schule/Arbeiten zu Wohnen.