Dokumentationszentrum Welzow-Süd _ Giganten im Wandel der Zeit

Tagebau Welzow-Süd 03119 Welzow

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: TU Braunschweig


51.5540770 14.2581348 Tagebau Welzow-Süd 03119 Welzow
Diese Objektpräsentation und die dazugehörenden Fotos wurden der Heinze GmbH im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARDs 2023 zur Dokumentation beispielhafter Architektur zur Verfügung gestellt.

Objektkategorie

Veranstaltungsbauten

Objektart

Ausstellungsgebäude

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Datum der Fertigstellung

03.2023

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Grundstücksgröße
3.495 m²

Verwendete Heizenergie

Primär
Geothermie
Sekundär
Windkraft

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

OBJEKTBESCHREIBUNG 
Nachdem 2020 der Kohleausstieg für das Jahr 2038 beschlossen wurde, steht den vom Braunkohletagebau betroffenen Regionen ein struktureller Wandel bevor. Im Rahmen dieser freien Masterthesis wird im Braunkohleabbaugebiet der Lausitz die Tagebaumine Welzow-Süd in Brandenburg im Detail betrachtet. Der Schwerpunkt liegt hierbei in der Verwendung und Transformation von vorhandenen und zukünftig nicht mehr benötigten Rohstoffen und Ressourcen aus der Region. Im Rahmen des Recyclings wird materialgerechtes Bauen die Ausarbeitung des Entwurfes bestimmen.

Es entsteht ein Dokumentationszentrum, welches den Wandel der Landschaft festhält und Besuchern einen Einblick in die Auswirkungen des Tagebaus gibt. Das Zentrum wird in zwei Entwicklungsphasen geplant, welche sich an der Verfügbarkeit der vorhandenen Materialien orientieren. Dabei steht zunächst der seit 2006 bergbaubedingt umgesiedelte und verlassene Ort Alt-Haidemühl im Vordergrund. Die noch verbleibenden, überwiegend aus Ziegelsteinen gebauten Gebäude werden im Laufe der nächsten Jahre dem Tagebau zum Opfer fallen. Damit die Ressource Ziegelstein noch eine lokale Wiederverwendung findet, wird der erste Baukörper des Zentrums in recyceltem Vollmauerwerk errichtet. Sobald der Kohleabbau spätestens im Jahr 2038 eingestellt wird, stellt sich die Frage nach dem Verbleib der gigantischen Tagebaubagger. Aufgrund deren Abmessungen können selbst die Einzelteile nur über kurze Distanzen transportiert werden. Deshalb werden in der zweiten Entwicklungsphase einzelne Stahlelemente der Bagger an den Mauerwerkskörper angegliedert und ermöglichen eine Nutzungserweiterung des Zentrums.

Funktional zeichnet das Dokumentationszentrum zunächst durch großzügige Ausstellungsflächen und Räume zur Fort- und Weiterbildung in Form von Seminar-, Archiv – und Vorlesungsräumen aus. Dabei dient das Foyer zur Adressierung der Besucher, welche den öffentlichen Teil besichtigen und den Mitarbeitenden, welche im Verwaltungstrakt ihren Arbeitsplatz finden.

Anschließend werden drei Baggerteile ergänzt. Dabei entsteht zum einen eine Aussichtsplattform, welche neben den gezielten Ausblicken aus dem Mauerwerkskörper die Möglichkeit bietet, den Blick in der neu entstehenden Landschaft schweifen zu lassen. Die Erschließung erfolgt über eine Treppenskulptur mit Plateaus zum Verweilen, welche am Ende des Weges mit einer Sitztreppe mit Blick zur Tagebaufläche endet.

Da die Region seit Generationen von der Energieerzeugung geprägt ist, sollen auch in Zukunft Themen wie Energieerzeugung und -speicherung relevant bleiben. Deshalb bildet ein weiteres Stahlelement die Grundlage für ein angegliedertes Forschungszentrum. In diesem haben Forscherteams die Möglichkeit, im unterirdischen Teil mithilfe von Windkanälen an der Energieerzeugung durch Windkraft-Module zu arbeiten, welche analog zu PV-Modulen auch im kleinen Maßstab an Privathäusern Energie erzeugen könnten. Die Forschungsergebnisse werden im öffentlichen Teil in einem Forschungspfad ausgestellt. Dazu werden sowohl künstlerische Installationen gezeigt, welche die mit dem Wind verbundene Energie visualisieren als auch die Prototypen der Forschungsgruppen.

Das letzte Baggerteil in einen Energieturm transformiert. Der Turm soll als kinetischer Energiespeicher, in der Funktionsweise ähnlich wie ein Wasserkraftwerk, überschüssige selbst erzeugte Energie sowie Energie der umliegenden Windräder speichern. Dazu wird ein Betonblock bei Überschuss mit einem Elektromotor nach oben gezogen, sodass bei Mangel durch einen Generator wieder Energie erzeugt werden kann, sobald der Block nach unten gefahren wird.
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
Positioniert ist das Dokumentationszentrum nahe der Tagebaumine Welzow-Süd, genauer gesagt ca. 200 m vor der zukünftigen Abbruchkante. Charakteristisch für diesen Ort ist sein durch Menschenhand verursachter Wandel. Aktuell befindet vor der Grundstücksfläche eine große Waldfläche, welche Schritt für Schritt gerodet wird. Bereits im Jahr 2032 wird diese Fläche durch ein 90 m tiefes Loch geprägt sein, aus welchem Tag und Nacht Braunkohle gewonnen wird. Sobald die Tagebaubagger vorüber gezogen sind, wird eine Bergbaufolgelandschaft entstehen. Laut der „Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau- Verwaltungsgesellschaft mbH“ könnte sich schon 2050 ein Bergbaufolgesee an derselben Stelle befinden.

Um zum Dokumentationszentrum zu gelangen, muss ein 300 m langer Waldweg passiert werden. Danach öffnet sich der Blick auf eine etwa 30 Hektar große Wiesenfläche. Durch den zurückgesetzten Versprung an der Überschneidung der beiden Mauerwerksvolumen wird eine Eingangsgeste zum Dokumentationszentrum geschaffen. Von dort aus gelangen die Besucher*innen zu dem zentral gelegenen Foyer. Die Mitarbeitenden und Gäste der Verwaltung werden über eine Treppe in die erste Etage des Verwaltungstraktes geleitet. Dort befinden sich Co-Working-Zonen mit einer gemeinsamen Sitzecke sowie eine Galerieebene, von der aus das Geschehen im Zentrum beobachtet werden kann.

Zur Besichtigung stehen großzügige Ausstellungsflächen zur Verfügung, welche über die Erdgeschossebene sowie in den oberen Etagen der linken Hälfte des Gebäudes verteilt sind. Die Ebenen in den oberen Etagen sind mit Spanplatten konstruiert, sodass je nach Kurator auch wechselnde Anordnungen der Räume denkbar sind. Zum Umbau der Ausstellung und zur Zwischenlagerung von wiederverwendeten Bauteilen ist im Erdgeschoss ein Materiallager sowie eine Werkstatt angeordnet. Als ergänzender Teil der Ausstellung stehen Bereiche für die Fortbildung zum Thema Bergbaufolgelandschaften und nachhaltige Energien in Form von Seminar-, Vorlesungs- und Archivräumen bereit. Neben dem Vorlesungssaal ist der Zugang zum Energiespeicher angeordnet, um die vermittelten Informationen auch in der Umsetzung veranschaulichen zu können. Als gastronomisches Angebot befindet sich in der zweiten Etage ein kleines Café, welches mit Sitzbereichen im Außen- und auf zwei Etagen im Innenraum ausgestattet ist.

Bei der konstruktiven Ausarbeitung des Projektes steht materialgerechtes Bauen im Vordergrund. Dazu wird aufgrund der Menge der vorhandenen Ziegelsteine durch eine Wandstärke von 1,00 m auf die Dämmung verzichtet. Die Öffnungen werden mit den vorfindbaren Stahlträgern als Sturz realisiert. Auch im Innenraum dienen Stahlträger als Unterkonstruktion für die Decken. Diese werden mit Schafwolle gefüllt, um den Schallschutzanforderungen gerecht zu werden. Das Dach ist in Form eines Tonnengewölbes vorgesehen, welches wiederum auf Stahlträgern lagert, um die weit spannenden Lufträume zu realisieren.

Das äußere Erscheinungsbild ist von der Verwendung der recycelten Ziegelsteine geprägt. Da nur begrenzte Mengen des selben Steines vorhanden sind, bilden sich verschiedenfarbige Schichten, welche jeder Fassade eine eigene Identität verleihen. Dabei können die zurückspringenden Flächen in den Reliefs durch künstlerische Aufarbeitungen der mit Graffiti besprühten Steine sowie durch gezielte Fügung von unterschiedlichen Steinen gestaltet werden.

PROJEKTBETEILIGTE FIRMEN UND PERSONEN

Architekt/Planer

TU Braunschweig

Pockelsstraße 10

38106 Braunschweig

Tel. 0351333555

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