Das an der künftigen Abbaugrenze des Braunkohletagebaus Hambach errichtete Gebäude dient als Besucherzentrum des Tagebaus und als multifunktionales Veranstaltungsforum für die umliegenden Gemeinden. Es entstand als erstplazierter Entwurf eines international ausgelobten Wettbewerbs im Rahmen der Regionale 2010.
Auftraggeber des Projektes war das Unternehmens RWE Power AG gemeinsam mit dem Planungsverband :terra nova, dem der Rhein-Erft-Kreis und die Kommunen Bergheim, Bedburg und Elsdorf angehören.
An der Schnittstelle zwischen Braunkohletagebau und dem künftigen, die Abbaukante begleitenden Landschaftspark gelegen, bildet das Forum:terra nova (lat. „neue Landschaft“) ein großes Fenster zum Tagebau, später zum Hambacher See: Von hier aus erleben die Besucher die Dimensionen des Tagebaus und können das Geschehen in der Grube und die dramatische Veränderung der Landschaft aus nächster Nähe verfolgen.
Der Zweck des Gebäudes veranlasste uns, das Thema Topographie auch architektonisch aufzugreifen: Die Fassade des Forums besteht aus schichtweise eingefülltem, farbigem Beton, wodurch sie an den Schnitt durch unterschiedlich gefärbte Erdschichten und Kohleflöze erinnert, den man bald auch vom Forum:terra nova aus bestaunen kann: Die einige hundert Meter tief aufgeschnittene Erdkruste des Tagebaus erlaubt den Blick bis hinab ins Erdzeitalter des Miozän (vor 5 bis 25 Mio. Jahren), als am Ende der Saurierzeit die rheinische Braunkohle entstand.
Der für die Fassade verwendete Beton wurde daher vor seiner Verarbeitung mit unterschiedlichen Farbpigmenten entsprechend den wechselnden Erdschichtfarben versetzt. Um den Eindruck eines steinernen Blocks zu verstärken, ließen wir die Fassade nach ihrer Fertigstellung fräsen, wodurch sie ihre charakteristische raue Textur erhielt.
Ganz anders das Innere: im Gegensatz zu den rauhen Außenflächen findet man hier exakt geschalte, glatte Sichtbetonoberflächen, ergänzt durch sorgfältig eingefügte Einbauten aus Holz und Glas. Durchgehende Bodenflächen, im Obergeschoss aus dunklem Parkett, im Erdgeschoss aus einem dunkel gespachtelten Estrich verstärken den Eindruck fließender Raumübergänge.
Das Forum:terra nova öffnet sich auf seiner westlichen Längsseite zum künftigen Tagebau und wird damit zu einem überdimensionalen Panoramafenster, das den Blick auf die bewegte Landschaft lenkt. Diese breite seitliche Öffnung gehört zum Atrium, in dem sich das Bistro befindet. Eine kassettenförmige Tageslichtdecke erhellt den Hauptraum des Gebäudes. Über eine breite Treppe gelangt man ins Obergeschoss, auf die umlaufende Galerie und in die beidseits des Atriums liegenden Ausstellungs- und Vortragsräume.
Beide Ausstellungsräume werden über das Atrium hinweg durch den "Fernsichtgang" verbunden, einem tunnelartigen Raum, perforiert mit fernrohrartig geformten Fenstern, die einerseits besondere Ausblicke in die Tagbaulandschaft freigeben und kreisrunden Löchern mit Blick ins zweigeschossige Atrium andererseits. Ein gläserner Aufzug führt am Ende des Rundgangs zurück in das zentrale, zweigeschossige Atrium.
Zurückgekehrt ins Bistro erblickt der Besucher die Weite des Tagbaus – denn die Glaswand des Atriums lässt sich an der Tagebauseite 12 Meter weit zur Freiterrasse öffnen. Hier bietet sich ein Panorama weit hinaus über die von Dünen gerahmte Freifläche und die Tagebaukante; abends kann man ideal den Sonnenuntergang über dem Tagebau verfolgen, und eines Tages auch über dem Hambacher See.
Die Landschaft zwischen Gebäude und Tagebaukante wird durch wellige Erdhügel und geometrische Betonblöcke gegliedert, die sich wie das Gebäude selbst aus der Erde empor zu schieben scheinen. Mit seiner exponierten Lage an der Landschaftskante hat das forum:terra nova gute Chancen, zum beliebten Ausflugziel u.a. für Radtouristen zu werden.
Energie aus der Tiefe
Mit seinen spielerisch angeordneten Rundfenstern innerhalb einer ansonsten geschlossenen, nüchternen Kubatur sucht das Gebäude die Balance zwischen Zurückhaltung und der einladenden Offenheit eines Informationszentrums. Seine quaderartige, massive Struktur hat indes auch konstruktive Gründe: Es galt, eine in sich steife "Kiste" zu bauen, die auf 14 nachjustierbaren Einzelfundamenten in der Waage gehalten wird, sollte es infolge der Tagebauaktivitäten zu Erdbewegungen kommen. Das Haus steht in unmittelbarer Nähe der Tagbaukante, die normalerweise nicht bebaut werden darf.
Die Wärmeversorgung erfolgt durch regenerative Energien: Das für die Tagebau-Wasserhaltung aus großer Tiefe abgepumpte Wasser hat eine natürliche Temperaturen von bis zu 21 Grad und wird mit Hilfe von Wärmetauschern in Heizenergie verwandelt. Photovoltaikzellen auf dem Dach erzeugen elektrische Energie.
Damit bildet das Forum einen Brückenkopf zwischen Gegenwart und Zukunft der Energiegewinnung: Es dokumentiert die – noch nicht verzichtbare – Erschließung fossiler Energien und weist mit seiner Technologie zugleich den Weg zur Nutzung regenerativer Energien.