Lage und Städtebau
Nach der Schließung des alten Gasthof Löwen schien ein wichtiger Treffpunkt der Dorfkultur im Herzen des Marktes verloren zu gehen. Die 3000-Einwohner-Gemeinde nahm die Aufgabe an, Bürgersaal, Gasthaus und Freiräume an gleicher Stelle neu zu denken. Ein Ensemble aus zwei maßstäblich in die Dorfstruktur integrierten Häusern aus Holz mit steilen Satteldächern, beherbergt Gemeindesaal und Gasthof. Das eigentlich für solch eine Dorfmitte zu große Bauvolumen wird geteilt und gegliedert. Auf der einen Seite der Saal für 492 Besucher, auf der anderen Seite die Gaststube für 60 Gäste, Küche und kleiner Saal.
Gebäude- und Freiraumkonzept
Dennoch sind beide Häuser stark miteinander verbunden: Der Außenraum fließt zwischen den Häusern hindurch. Direkt einander gegenüber liegen die Besuchereingänge und Foyers. Gut auffindbar in derselben Achse folgen die vertikalen Erschließungen. Selbstverständlich sind alle öffentlichen Bereiche des Hauses und der Freianlagen barrierefrei gestaltet, der Saal ist außerdem mit einer induktiven Höranlage ausgestattet.
Im Untergeschoss befinden sich Nebenräume, Kegelbahn und Garderobe – hier verbinden sich die beiden Gebäudeteile über einen geradlinigen Durchgang funktional miteinander. Differenzierte Platzflächen und ein neuer Biergarten beleben die Dorfmitte. Der neue Marktplatz bietet bespielbare Flächen für Fußgänger und Radfahrer, Wochenmarkt, Mai- oder Christbaum und ist Bindeglied im Dialog der Neubauten mit Rathaus und Kirche.
Material und Konstruktion
Beide Baukörper sind in gleicher Weise als Holzbauten erstellt. Außen Fichtenholz – und im Innenraum Tannenholz, alles darf ohne Oberflächenbehandlung patinieren. Die Fußböden im Saal, der Gaststube und im kleinen Saal sind aus geseifter Eiche gefertigt, nur im Foyer liegt bayerischer Granit, der sich auch im Außenraum wiederfindet.
Eine statische Besonderheit ist das Dach des Saales. Gedämmte Hohlkastenelemente werden so verbunden, dass sie zwei steife Dachscheiben bilden und statisch wie ein Faltwerk funktionieren. Zur geringeren Beeinträchtigung der südlichen Nachbarn wird das Dach des Saalgebäudes nach Süden hin flacher nach unten gezogen.
Nachhaltigkeit / Energiekonzept
Der CO2-Fußabdruck ist reduziert durch die Verwendung von 430 m3 Holz aus regionaler Herkunft, wo möglich Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen für ein Effizienzhaus 55. Die Beheizung erfolgt über die vorhandene Pellets-Anlage im Nachbarhaus.
Architektonische Leitgedanken
Die ruhige Gestaltung in Holz spielt mit dem Bild landwirtschaftlicher Bauten, wie sie auch im Dorf zu finden sind. Eine offene Schalung aus verschieden starken und breiten Latten verspricht ein ruhiges, vertrautes und unaufgeregtes Erscheinungsbild, soll sich jedoch von Tenne und Stadel durch die Feinheit im Detail abheben. Die Häuser nehmen sich gleichzeitig zurück und fallen dennoch in ihrer besonderen Funktion entsprechend auf. Das Gasthaus ist wieder ein beliebter Treffpunkt im Ort, der Saal ist seit seiner Eröffnung dauerhaft gebucht. Die Vereine brachten sich vor allem mit ihrem Fachwissen um Feste, Bühne, Technik und was eben gebraucht wird in den Prozess ein - ganz im Sinne einer auch in Zukunft sehr lebendigen Dorfgemeinschaft.