Das Grundstück ist durch öffentliche Nutzungen eng begrenzt, was eine dreiseitige Grenzbebauung ergab: Im Hof der L-förmigen Bebauung befindet sich ein Regenrückhalte-becken, das durch den Hauptsammler von Stuttgart-Ost an der nördlichen Grundstücksgrenze gespeist wird. Der südliche Grundstücksrand ist durch Gashochdruckleitungen und Fernwärme unterbaut.
Entwurfskonzept: Ziel war, möglichst viel der Bausubstanz zu erhalten, und als ökologisches Vorzeigeprojekt einer neuen Nutzung zuzuführen. Wegen der baurechtlichen Festsetzung „Industriegebiet“ waren die Absicht der Investoren Bordinghouse und Wohnen in Teilbereichen leider ausgeschlossen. Man musste sich daher auf eine Büronutzung konzentrieren.
Die vier- bzw. zweigeschossigen Gebäudeteile wurden erhalten und aufgestockt. Die eingeschossige Druckereihalle wurde abgebrochen und durch einen viergeschossigen Neubau ersetzt.
Da die späteren Nutzer während der Planungsphase noch unbekannt waren, wurde eine absolute Flexibilität in der Aufteilung gefordert. Es können bis zu 24 kleine und große Flächen angeboten werden, die nahezu beliebig kombinierbar sind. Fix eingebaut ist in jeder denkbar separaten Mieteinheit lediglich eine Versorgungs-Unit, bestehend aus einer Sanitäreinheit mit Damen- und Herren-WC, sowie Küchenzeile und einem Technik- und Serverraum.
Außerdem wird im Erdgeschoss ein Duschraum mit zwei großzügigen Duschkabinen und individuellen Spinden angeboten.
Das ganze Gebäude ist barrierefrei. Auf jedem Geschoss ist eine behindertengerechte Toilette angeordnet. Dort, wo es wegen der Differenzen zwischen den Geschosshöhen des Bestandes und der Neubauteile (Aufstockung) notwendig war, wurden Hublifte eingebaut.
In Verbindung mit dem vollverglasten Foyer verbindet eine großzügige Freitreppe alle Geschosse miteinander, die auf ihren Podesten eine hohe Aufenthaltsqualität hat, um in Pausenzeiten Begegnungen der im Hause arbeitenden Menschen zu ermöglichen.
Neben der obligatorischen Dachbegrünung wurde ein begrünter zentrale Innenhof als weiterer Pausen-Treffpunkt gestaltet. Außerdem gibt es auf verschiedenen Ebenen drei Dachterrassen, von denen eine mit herrlicher Aussicht auf den Württemberg für alle Nutzer des Gebäudes zugänglich ist.
Energie- und Technikkonzept: Neben der energetisch optimalen Gebäudehülle wurde die Chance genutzt, im unmittelbar neben dem Gebäude verlaufenden Abwasserkanal einen Wärmetauscher einzubauen, der im Normalfall die komplette Heizenergie für das Gebäude liefert, und im Sommer auch der Kühlung dienen kann. Der dafür notwendige Strom wird von der PV-Solar-Anlage auf dem Dach zur Verfügung gestellt. Im Neubauteil werden außerdem die Geschossdecken zur Pufferung des Wärme-/Kühlbedarfs herangezogen (Bauteilaktivierung). Die Lüftung erfolgt nutzerfreundlich über hochwirksame Quellluftauslässe. Trotz der Vollklimatisierung des Gebäudes, war dem Bauherrn wichtig, alle nutzerbedingt aufgeteilten Büroräume mit einem öffenbaren Fensterflügel auszustatten. Dieses Maßnahmenpaket führt dazu, dass die Nebenkosten nur noch eine geringe Rolle spielen, und die Vermietung zu einem Fixpreis (Warmmiete) erfolgen kann. Nur der individuelle Stromverbrauch wird vom Mieter selbst getragen.
Kunst am Bau: Im Foyer konnte ein 18 m langes und 3 m hohes Polyester-Relief des renommierten Stuttgarter Bildhauers Horst Kuhnert platziert werden. Es ist eines der Hauptwerke des Künstlers, das 1976 für die Hauptverwaltung der Leonberger Bausparkasse geschaffen wurde. Nach Abbruch des Gebäudes in Leonberg wurde das Kunstwerk bei der GdF Wüstenrot in Ludwigsburg eingelagert, von der es erworben werden konnte. Acht dazu gehörende Betonreliefs für den Außenbereich wurden in Abstimmung mit dem Künstler als Umhüllung des Müllstandplatzes eingesetzt und stellen nun ein beachtliches Entree für den Fahrverkehr zum Gebäude dar.