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Diese Objektpräsentation und die dazugehörenden Fotos wurden der Heinze GmbH im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARDs 2024 zur Dokumentation beispielhafter Architektur zur Verfügung gestellt.

Objektkategorie

Wohnungsbauten

Objektart

Sonstige Wohnungsbauten

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Datum der Fertigstellung

06.2024

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Raummaße und Flächen

Nutzfläche
150 m²
Wohnfläche
515 m²
Verkehrsfläche
50 m²

Verwendete Heizenergie

Primär
Biogas
Sekundär
Solarthermie

Energiestandard

KfW-Effizienzhaus 40

Tragwerkskonstruktion

Holz

OBJEKTBESCHREIBUNG 
Ausgangssituation:
Für die Planung stand mir eine Gruppe aus mehreren Gebäuden zur Verfügung: ein Wohnhaus, ein ehemaliger Kuhstall mit zwei Silos, die an das Wohnhaus grenzen, und ein Stallgebäude, das abgerissen werden sollte. Auch der Anbau des Wohnhauses sollte entfernt werden. Die Aufgabenstellung bestand darin, die Hofstelle zu Wohnzwecken umzunutzen und zu erweitern, möglicherweise für studentisches Wohnen oder Wohngemeinschaften. Die Bestandsgebäude sind aus Ziegeln gebaut, und der Kuhstall hat im zweiten Obergeschoss eine Fassadenbekleidung mit Faserzement-Wellplatten. Die Bauherrenfamilie lebt seit Generationen auf diesem Hof und möchte auch in Zukunft dort wohnen.
Das Ziel war es, die Wohnnutzung der zwei Bestandsgebäude (Wohnhaus und ehemaliger Kuhstall) sowie den Neubau eines zweigeschossigen Wohngebäudes zu planen.

Meine Überlegungen:
Durch den demografischen Wandel und den Arbeitskräftemangel haben wir ein erhebliches Problem in der Altenpflege. Die Zahl der zu pflegenden Personen wird in den kommenden Jahren weiter steigen, und der Fachkräftemangel in der Pflege scheint sich auch in Zukunft nicht zu entspannen. In einer Praxisarbeit habe ich mich mit der Fragestellung „Sind Altenpflegeheime noch zeitgemäß?“ beschäftigt und bin dabei auf das Programm „Green Care“ gestoßen. "Green Care" ist ein innovatives Konzept, das sich in Ländern wie den Niederlanden und Norwegen etabliert hat. Es integriert Natur und landwirtschaftliche Umgebungen in die Pflege und bietet eine Vielzahl von Aktivitäten zur Gesundheitsförderung und Entspannung, insbesondere für Menschen mit Demenz oder Suchtproblemen. Es richtet sich nicht nur an ältere Menschen, sondern an alle, die ihr Wohlbefinden steigern möchten. Durch Kooperationen zwischen Gemeinden und Sozialträgern ergeben sich Chancen für sektorenübergreifende Zusammenarbeit und eine Stärkung der ländlichen Infrastruktur. Letztendlich strebt "Green Care" eine Win-Win-Situation für Landwirte, Senioren und Gemeinden an, indem es eine Infrastruktur für Gesundheits- und Sozialdienste in ländlichen Gebieten schafft und gleichzeitig die regionale Wertschöpfung steigert. Dieses Konzept möchte ich auf den alten Hof übertragen.

Lösungsvorschlag:
Neubau:
Südlich der Gebäudegruppe soll das neue Wohngebäude errichtet werden. Dadurch entsteht eine U-förmige Gebäudeanordnung mit einem Innenhof. Die Fassade und Tragkonstruktion sollen aus Holz bestehen und mit Seegras gedämmt werden. Seegras bietet eine nachhaltige, umweltfreundliche und effektive Dämmung mit hervorragenden Eigenschaften wie Feuchtigkeitsregulierung, Langlebigkeit und Brandsicherheit. Auf zwei Geschossen entstehen hier 12 Wohneinheiten mit jeweils zwei Zimmern. Das Obergeschoss ist durch einen Laubengang erschlossen, und alle Wohnungen haben einen eigenen Eingang auf der Nordseite. Die Küchen sind mit Oberlichtern ausgestattet, während die Schlafzimmer und Wohnzimmer mit bodentiefen Fenstern zur Südseite ausgerichtet sind. Zur Wahrung der Privatsphäre werden vor den Schlafzimmerfenstern Streben angebracht, die verhindern, dass von der Straße aus hineingesehen werden kann. Ein großes Dach auf der Nordseite nimmt den Charakter eines landwirtschaftlichen Gebäudes, einer Remise, auf und schützt die Eingangsbereiche und den Laubengang vor Witterungseinflüssen.

Kuhstall:
Im alten Kuhstall entstehen fünf Einheiten, davon vier 3-Zimmer-Maisonettewohnungen. Die Einheit an der Seite der Silos wird zum Technikraum für die Wohnanlage umgebaut. Die Wand im Obergeschoss, die aus einem Holzrahmenbau mit außen befestigten Faserzement-Wellplatten besteht, wird zu einer ähnlichen Konstruktion wie die des Neubaus umgebaut. Im Erdgeschoss befinden sich die Küche, der Ess- und Wohnbereich sowie das Badezimmer. Im Obergeschoss befinden sich zwei Schlafzimmer mit einer Galerie.

Einfamilienhaus:
Um den entstandenen Innenhof zu vergrößern und Licht in die neuen Maisonettewohnungen im Kuhstall zu bringen, muss der Anbau zurückgebaut werden. Die offene Fassadenseite soll der gegenüberliegenden Traufseite nachempfunden werden, mit einer Ziegelfassade und einem Zwerchhaus, das als Risalit ausgebildet wird. Im Erdgeschoss entstehen Gemeinschaftsräume für das betreute Wohnen im nördlichen Teil (Wohngemeinschaftsraum, Büro, Abstellraum). Zudem wird eine 2-Zimmer-Wohnung im südlichen Teil eingerichtet. Im Obergeschoss befinden sich die Wohnräume der Bauherrenfamilie.

Stallgebäude:
Das Stallgebäude soll entgegen der ursprünglichen Planung, es abzureißen, erhalten bleiben. Als Kaltraum dient es den Wohngemeinschaften als Gemeinschaftsfläche und umfasst Müllplatz, Abstellräume, Fahrradstellplätze und eine Fahrradwerkstatt.

Energiekonzept:
In den Silos werden zwei Biogasanlagen installiert, die zur Beheizung oder zum Kochen genutzt werden können. Als Nebenprodukt entsteht Flüssigdünger. Zusätzlich werden die nördliche Dachfläche des Kuhstalls und die Südseite des Neubaus mit Solaranlagen ausgestattet. Berechnungen zeigen, dass die Energiegewinnung auf nördlichen Dachflächen bei einem Winkel von 30° etwa zwei Drittel der Energie erzeugt, die auf südlichen Dachflächen gewonnen wird. Die Nordseite des Kuhstalls bietet auch mehr Platz als die südliche Dachfläche. Durch die Anordnung der Solarflächen wird das Erscheinungsbild des Innenhofes nicht beeinträchtigt.

Konzeptidee:
Mein Konzept zielt darauf ab, eine möglichst autarke, altersübergreifende Wohngemeinschaft zu schaffen. Nördlich der Gebäudegruppen liegen die alten Felder des ehemaligen Obsthofs der Bauherrenfamilie. Mit den Senioren aus dem betreuten Wohnen und den weiteren Bewohnern kann hier gemeinschaftlich gelebt und gearbeitet werden. Man teilt sich die Arbeit auf dem Feld, sät und erntet zusammen. Die geernteten Früchte und das Gemüse können verkauft oder unter den Bewohnern verteilt werden. Im Gemeinschaftsraum im Einfamilienhaus können gemeinschaftlich gekocht und gefeiert werden. Auch der große Innenhof lädt zu gemeinschaftlichen Runden ein. Die Bioabfälle, die von den Bewohnern und auf den Feldern entstehen, können in den Biogasanlagen verwertet werden. Das daraus gewonnene Biogas dient als Energieträger, und das Nebenprodukt der Anlage, Flüssigdünger, kann wieder auf den Feldern eingesetzt werden, wodurch ein Kreislauf entsteht. Das „Höfesterben“ von kleinen Hofanlagen kann so minimiert werden, während die Altenpflege weiterentwickelt und erweitert wird, um ein menschenwürdiges Leben im hohen Alter zu ermöglichen. "Green Care" soll sowohl Mensch als auch Natur pflegen und dabei zur Verbesserung des Wohlbefindens, der Gesundheit und der Gemeinschaft beitragen.
 
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
- Konzept „Green Care“ verbindet Landwirtschaft und Pflege
- Wirkt sich Positiv auf Lebensqualität aus
- Wirkt Höfesterben entgegen
- Biogasanlage um Bioabfälle wiederzuverwerten
- Altersübergreifendes Wohnen
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