Die notwendige Sanierung im Jahr 2018 wurde in drei Themen begriffen!
Die Wertschätzung:
Erhalt aller möglichen nachhaltigen Materialien oder Wiederverwendung
Der Respekt:
Anpassungen am Gebäude, im Innenraum und in den Freianlagen sollten mit wenig Substanzverlust der Materialien von 1954 erfolgen.
Das Potenzial:
Minimale Ergänzungen im Sinne einer schöpferischen Wiederherstellung.
Diese pragmatische Vorgehensweise ermöglicht es, den Charme des Hauses sowie die klare Kontur des Grundstückes zu erhalten und zusätzlich sogar zu verstärken.
Der erste Schritt war die Anpassung im Erdgeschoss, zwei Wände und drei Türen wurden rückgebaut, um einen offeneren Raumzuschnitt zu erzielen.
Durchwohnen sollte möglich sein, von Osten bis Westen, eine neue Abfolge in den Garten erlebbar gemacht werden.
Die Räume für das Arbeiten, Lesen, Wohnen, Essen und Kochen im Übergang zur Terrasse in den Garten werden über eine größere Öffnung als doppelflügelige Türanlage möglich. Zusätzlich wurde das kleine bestehende Bad saniert und das vorhandene Gäste-WC mit neuen zurückhaltenden Elementen ausgestattet.
Das Obergeschoss blieb in seiner bestehenden sinnvollen Aufteilung erhalten. Schlafraum, Kinderzimmer und Bad sowie Abstellraum erhielten einige neue Fensterelemente inkl. Dachgaube. Diese wurden in der Größe und Anordnung für eine optimalere Lichtführung angepasst. Zusätzlich wurden im Schlafbereich und Kinderzimmer zwei raumbreite Einbauschränke aus Holz hinzugefügt.
Das bestehende Bad wurde zu einem notwendigen behindertengerechten Duschbad mit Waschtisch und WC umgebaut.
Die gesamte Materialität des Bestandes wurde auf den Erhalt geprüft.
Die Außenhaut, mit den Gälschen Fliesen, den Tondachziegeln und den Natursteinelementen blieben inkl. dem Bestandsmauerwerk aus Gitterziegeln erhalten. Insgesamt blieben zusätzlich die Holzeingangstür, die Holzfenster aus 1954 und 10 Fensterelemente von 2009 erhalten sowie die Heizkörperverkleidungen aus Holz inkl. der Natursteinbänke. Vier neue Dachflächenfenster aus Holz und 7 Aluminiumfenster im Erdgeschoss wurden als dreifachverglast neu ausgeführt.
Der Schwerpunkt, auch im gesamten Innenausbau, wurde auf eine natürliche und nachhaltige Materialwahl gelegt. Der neue Bodenbelag im Erdgeschoss aus geölter Eiche, in den Zimmern im Obergeschoss wurde ein Naturhaarprodukt als Teppich verlegt, die Fliesen im Bad und WC-Bereich sind als Feinsteinzeug im Quadrat Mosaikformat ausgebildet. Die Innendämmung für die Wände im Erdgeschoss (Silikatplatten) und Schaumglas für die Rollladenkästen wurden mit einen mineralischen Innenputzaufbau versehen und mit Keimfarbe in Weiß und im Treppenhaus mehrfarbig, abgestimmt auf die vorhandenen Sohlhofener Bodenplatten der Treppe und der Flurflächen, ausgeführt. Sämtliche Türanlagen (die alten sind leider mit Kunststofffolie überzogen gewesen) wurden in Holz stumpfeinschlagend als normale Umfassungszarge eingefügt. Die Möblierung setzt sich im gesamten Haus aus einfachen Elementen und Materialien wie Holz, Stahl und Glas zusammen, welche zum Hauptanteil aus dem bestehenden Besitz stammt, drei wichtige Elemente wurden hinzugefügt, welche bisher im alten Zechenhaus keinen Platz hatten, zum einen das Regalsystem 606, der Tisch von Gae Aulenti und die Couch Togo.
Die gesamte Sanitärinstallation und Elektroinstallation wurde erneuert und auf LED umgestellt, die bestehende Heizungsanlage durch Wechsel der Brenner und Pumpenanlage stark im Wirkungsgrad optimiert. Zur Unterstützung im Winter ist die bestehende Kaminanlage im offenen Wohnraum positioniert.
Die vorhandene Windfanganlage, erst um 1960 angebaut, wurde mit einem gefalteten horizontalen fugenlosen Blech neu verkleidet. Der schwarze matte „Vorhang“ stellt die einzige sichtbare Erweiterung im eigentlichen Sinne dar und bildet in Form und Farbe einen Anknüpfungspunkt zur einfachen Hausform sowie zu der Fensteranlage mit den filigranen Gittern aus den 50er Jahren.
Die Vorgartengestaltung im Westen wurde aus drei Elementen zusammengesetzt. Der vorhandene Vogelkirschbaum auf einer Wildwiese und dem großzügigen Lavendelfeld in Hausbreite, als farblicher Kontrast zur vorhandenen hellgelben Fliesenfläche.
Die Gartengestaltung im Osten orientiert sich am Bestand und bildet am Rand eine freie Ausbildung mit Stauden, verschiedenen Beetpflanzen aus und im Mittelpunkt steht die 65 Jahre alte feine Magnolie. Die vorgelagerte Terrassenfläche wurde auf die gesamte Hausbreite mit einem offenen Spalierdeck ausgedehnt. Mit den vorhandenen Natursteinen inkl. der Stufenanlage des teilweisen Rückbaus wurde eine zweite Fläche zum Übergang in den kleinen Nutzgarten zur wassergebundenen Decke mit den Hochbeeten geschaffen.
Die Sanierung 2018 des Hauses im Sinne der Suffizienz verzichtet bewusst auf große Eingriffe. Kein neuer Flächenverbrauch, kein Abrissmaterial in großen Mengen, keine neue Erschließung, der Fußabdruck für die Sanierung ist minimal gehalten, Fläche wurde entsiegelt.
Weniger, aber besser, es geht um den Blick fürs Ganze, dies könnte die Lösung sein.