Kindergarten, Krippe und Hort werden als eigenständige Häuser unter einem gemeinsamen Dach wie ein Kleeblatt um eine zentrale, verbindende Aula organisiert. Das Dach bildet den gemeinsamen Rahmen für alle Kinderbetreuungseinrichtungen. Ausschnitte, überdachte Freibereiche und Höfe schaffen eine angenehme Vernetzung von Innen und Außen. Die Gruppenräume des Kindergartens und Kinderhorts erreicht man über großzügige Gemeinschaftsbereiche der jeweiligen Einrichtungen und sind immer über zwei Fassadenseiten belichtet.
Ein Geschoss darüber sind fünf barrierefreie Gemeindewohnungen, die bei Bedarf auch den Mitarbeitern der Kindertagesstätte zur Verfügung stehen. Durch die geschossweise Trennung von Wohnnutzung und Kinderhaus werden gegenseitige Beeinträchtigungen minimiert. Erschlossen werden die Wohnungen über eine autarke Treppe nahe des zentralen Eingangs sowie durch einen behindertengerechten Aufzug.
Die Grundstruktur des Baus ist denkbar einfach: Das aufgeständerte Flachdach aus Massivholz überspannt eine rechteckige Grundfläche von 40 mal 49 Metern und liegt auf Holzständerwänden auf. Wandscheiben und Stützen bestehen aus heimischem Tannenholz. Entlang der verglasten Abschnitte der Gebäudehülle übernehmen die Fassadenpfosten als integrierte Holzstützen gleichzeitig die Dachlasten. Freistehende störende Stützen innerhalb der Räume konnten so vermieden werden und die Räume können bis an die Glaskante flexibel genutzt werden.
Als Pilotprojekt setzt das Gebäude entscheidende Impulse: Die zurückhaltend klare Gestaltung, der konsequente Einsatz des ressourcenschonenden Baustoffs Holz und die Reduzierung wartungsintensiver haustechnischer Anlagen auf ein Minimum machen das Haus nicht nur nachhaltig, sondern auch unkompliziert in der Nutzung. Unscheinbare, aber ausgetüftelte Details schaffen mit einfachen Mitteln eine effektive Nachtauskühlung im Sommer. Der weite Dachvorsprung bildet beispielsweise nicht nur einen witterungsgeschützten zusätzlichen Aufenthaltsbereich im Freien, er schützt auch die Lüftungsklappen vor Schlagregen. Natürliche Nachtauskühlung und Dauerlüften übers Wochenende sind so witterungsunabhängig ohne aufwändige Steuerungstechnik durchführbar. Durch die tiefe Verschattung schützt der Dachvorsprung außerdem äußerst effektiv, kostengünstig und ohne jeden Wartungsaufwand vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Überhitzung der Räume. Gegen Blendung bei tief stehender Sonne kann zusätzlich ein außenliegendes textiles Rollo heruntergelassen werden.
Die differenzierten Raumstruktur, die haptischen Oberflächen aus Holz, unterschiedlichen Lichtstimmungen und viel Kontakt nach draußen in verschiedene Richtungen schaffen eine stimulierende Atmosphäre, eine Oase der Kreativität für die Ein- bis Zehnjährigen, die in der Krippe, dem Kindergarten oder dem Hort untergebracht sind. Dabei ist das neue Haus für Kinder nicht nur ein Gebäude, sondern eine kleine Stadt mit Häusern, Kolonnaden, Straßen und Plätzen – innen wie außen.