Dem Bau, welcher auf den ersten Blick weder alt noch neu erscheinen mag, sind Verbindungen zum mittelbaren und unmittelbaren Ort eingeschrieben. So ist das Gebäude konzeptionell ebenso wenig ohne die universitären Institutsbauten des späten 19. Jahrhunderts rund um die Meckenheimer Allee, als auch ohne seinen ungleichen Zwilling - dem Eckhaus zur Sternenburgstraße - zu verstehen.
Das Eckhaus konnte 2008 aufwändig saniert werden. In diesem Zusammenhang wurde der bogenförmige Hauseingang tief in den Baukörper zurückverlegt und zu einem Tonnengewölbe als vermittelndem Raum zwischen der öffentlich geprägten Straße und der privaten Räumlichkeit des Hauses erweitert.
Das Haus im Burggarten führt nun nicht nur die im Eckhaus untergebrachte Nutzung von studentischem Wohnen fort. Es greift in variierter Form auch das Motiv des Übergangsraumes erneut auf und führt das Thema auf Grund der geringen Grundstücksgröße in die Vertikale.
Im rückwärtig gelegenen Treppenraum findet der Bogen der straßenseitigen Fassade schließlich seine räumliche Entsprechung in einem handwerklich gemauerten Gewölbe aus blau glasiertem Ziegel. Durch die formale Idee der Konstruktion, die Farbigkeit des glasierten Materials, aber auch durch die dekorierend eingemauerten gelben Klinker spannt die Tonne hier zeichenhaft ein imaginäres Himmelszelt über den gemeinschaftlich genutzten zentralen Raum des Hauses.
Die zweifarbig kontrastierende Betonung des Mauerwerkverbandes rekurriert dabei im weiteren Zusammenhang auch auf die Vorstellung einer ursprünglichen, textilen Raumbildung (vgl. Gottfried Semper).
Materialität und Farbigkeit des Ziegels binden das Haus nicht nur in die direkte Nachbarschaft zurück. Zugleich verweisen Sie auf die alten Institutsgebäude der Universität Bonn, wie zum Beispiel die Neue Anatomie (1868–1872, August Dieckhoff, Jacob Neumann) oder das Physiologische Institut (1875–1878, Jacob Neumann). Eine der Vorstellung vorbehaltene Korrespondenz der Orte also, welche auf der Verwandtschaft von Widmung, Materialität, und Farbigkeit gründet.
Im Inneren sind die sechs Appartements mit einem minimalen Raumprogramm ausgeführt. In den Wohnungen gibt es jeweils nur einen Raum, in welchen ein Funktionskörper aus Bad, Küche und darüberlegender Schlafempore eingestellt ist. Auch hier ist das Material bedacht ausgewählt: Ähnlich der Ziegelfassade rekurriert das eichene Mosaikparkett in symbolischer Weise auf die Vorstellung einer ursprünglich textilen Raumbildung. Der im Würfelverband verlegte Boden ist dabei umlaufend durch einen Fries eingefasst und an den Längsseiten durch eine fransenartige Verlegung abgeschlossen. Die (analog zur Kartenfarbe Karo, 2–5, Ass) in dunkler Räuchereiche eingesetzte Musterung vervollständigt nicht nur figurativ die Idee eines raumabschließenden Teppichs, sondern gibt den Wohnungen analog zur gemeinschaftlich gedachten Symbolik des steinernen Gewölbes die Idee von abgegrenzten, individuell gewidmeten Räumen.
„Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ (...) „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ [Novalis, Fragmente und Studien (1797 – 1798)]