Die Dachfläche als Grundstück, auf dem eigenständige Baukörper errichtet werden können –
städtische Nachverdichtung durch Nutzung der Dachlandschaft als wertvolles Bauland.
Dabei wird der Architekt stets vor die Frage des zeitgenössischen Umgangs mit der bestehenden Bausubstanz gestellt. In dem vorliegenden Fall war es ein bungalowartiges Wohnhaus aus den 60er Jahren, errichtet vom Wiesbadener Innenarchitekt Wilfried Hilger für sich und seine Familie.
Die Herausforderung in der Entwurfsphase bestand darin, das Gebäude aufzustocken ohne den Charakter des bestehenden Gebäudes zu beeinträchtigen und gleichzeitig eine Balance zwischen Alt- und Neubau zu finden. Die Aufstockung sollte sich in das bestehende Gefüge eingliedern und trotzdem einen zeitgenössischen Umgang mit dem Thema aufzeigen.
Auf dem weit auskragenden Flachdach wurden drei einzelne Baukörper errichtet, welche lediglich durch einen Glasgang miteinander verbunden sind. Die drei Baukörper definieren durch ihre Lage zueinander unterschiedliche Freibereiche: Eine naturnahe Wiese mit kleinem Apfelbaum im Südwesten, einen ruhigen, steinbelegten Hof mit einer Küsten-Kiefer im Norden und eine Dachterrasse im Osten, neben welche eine Magnolie gepflanzt wurde.
Da die Konstruktion des Bestandsgebäudes für eine Aufstockung nicht ausgelegt war, mussten erhebliche Ertüchtigungsmaßnahmen im Bestand durchgeführt werden. Über 24 Pins wurde ein neuer Stahlrost mit der bestehenden und ertüchtigten Konstruktion verbunden. Dadurch wurde eine neue Ebene geschaffen, auf welche wie bei einer Fundamentplatte bei einem Neubau die drei Baukörper errichtet wurden.
Die Aufbauhöhe des Rostes wurde dazu genutzt, Installationen unterzubringen und die Badewanne in einer der drei neuen Baukörper in den Boden zu versenken, um das Badezimmer optisch so großzügig wie möglich zu gestalten. Um die große Attika in Ihrer Erscheinung zu entschärfen, und um zwischen Neu- und Altbau zu unterscheiden, wurde eine Fuge eingeführt, in welcher auch der horizontale Sonnenschutz versteckt wird.
Das Bestandsgebäude im Erdgeschoss wurde größtenteils von den bestehenden Wänden und Einbauten befreit, um einen großzügigen Wohnraum über beinahe die gesamte Geschossfläche zu schaffen. Die bestehende Küche wurde mit systemgleichen Komponenten ergänzt und inmitten des Wohnraums gestellt. In der Erdgeschossebene sind außerdem die Kinderzimmer mit Ankleide und Bad untergebracht. Der Bestandsbau wurde energetisch saniert und mit einem neuen Brennwertkessel und einer Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung ausgestattet.
Im Untergeschoss wurde das Gästezimmer neu gestaltet und die bestehende Einliegerwohnung teils saniert.