Seit 2009 wird dieses Gesamtgelände durch die Familie Delfs revitalisiert. Nach 20 Jahren des Leerstands wurde dieses historische Gelände durch gezielte Analyse und bestmöglichem Ermitteln der geeigneten Neunutzung der Gebäude zu neuem Leben erweckt. Die solide errichteten Gebäude bieten eine ideale Basis, um ein einzigartiges Projekt zu schaffen. Eine Symbiose aus Gewerbe- und Wohneinheiten gibt diesem Areal seinen eigenen Charme. Durch die Wiederbelebung der Kammgarnspinnerei wurde ein Impuls gesetzt, das umliegende Spinnereiquartier in seiner ganzheitlichen Entwicklung voranzutreiben.
Tatsächlich bedeutet dies, dass zahlreiche Einzeldenkmäler auf dem Gelände zu finden sind. In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl dieser alten Bausubstanz restauriert und einer neuen Nutzung zugeführt. Somit entstand auf dem Gelände der Kammgarnspinnerei eine Kombination aus Wohnen, bis hin zum Pflegeheim, Büronutzung und Einzelhandel. 2015 wurde eines der letzten größeren Gebäude, die ehemalige Färberei mit dem anschließenden Turbinenhaus, in Angriff genommen.
Detailverliebtheit, historische Betrachtung des Bestandes und Beachtung des Denkmalschutzes waren Grundpfeiler unserer Arbeit von den ersten Skizzen in der Entwurfsphase bis zum Bau. In enger und kommunikativer Zusammenarbeit mit dem ansässigen Denkmalamt Brandenburg wurde dieser besondere Ort umgestaltet und weiterentwickelt. So ist die klassische Backsteinarchitektur von 1905 erhalten geblieben. An anderen Stellen haben wir uns bewusst an die vorhandene Industriearchitektur angelehnt und diese sichtbar gemacht.
Für die ehemalige Färberei und das Turbinenhaus wurde ein Nutzungskonzept gesucht, welches sich homogen, wirtschaftlich und nachhaltig in das Gesamtkonzept der Revitalisierung der Kammgarnspinnerei einfügt. Aus diesem Gedanken entstand das Projekt „havelblau FERIENLOFTS“. Mit 15 Ferienwohnungen für 1 bis 8 Personen einer Rezeption samt Frühstücksraum für bis zu 50 Personen.
Der zweigeschossige Bereich der Färberei wurde dafür komplett entkernt. In dieser neu entstanden sowie der großen Halle vor Kopf wurden Stahlbetondecken für die neuen Geschosse eingezogen. Im Erdgeschoss sind dadurch Wohnungen in einer Ostwestausrichtung mit Zugang von Westen entstanden. Im Obergeschoss sind jeweils vier Wohneinheiten nach Osten und Westen errichtet worden. Das Obergeschoss erhält durch teilweisen Einbau einer Zwischendecke eine zusätzliche Emporenebene. Selbige erschließt durch eine innenliegende Treppe in jeder Wohnung die Maisonetteebene.
Der Zugang zum Obergeschoss erfolgt über zwei getrennte Treppenhäuser. Das Erste liegt im Norden des Gebäudes und führt direkt über eine einläufige Treppe in den Flur zu den Maisonette-Wohnungen. Das zweite Treppenhaus ist am Zugangsort wie im Bestand geblieben. Jedoch wurde das alte Treppenhaus und Teile des westlichen Wassertankes abgerissen und durch eine neue Treppe ersetzt. Der Wassertank wurde durch eine Brandwand vom Treppenraum abgetrennt und der so neu entstandene Raum der angrenzenden Wohnung zugeordnet.
Dieses zweite Treppenhaus erschließt über eine zweiläufige Stahlbetontreppe das Obergeschoss und den damit verbunden Flur. Vom Obergeschoss führt eine Stahltreppe zu dem zweiten Rettungsweg der Emporenebene. Durch die Ausführung mittels Gitterrosste wurde die natürliche Belichtung des Flures im Obergeschoss erhalten. Die Belichtung erfolgt über Flachdachfenster im Bereich der ehemaligen Lüftungsöffnungen. Um einen barrierefreien Zugang zu den Obergeschosswohnungen zu schaffen, wurde ein Lift im Haupttreppenhaus eingebaut.
Im ehemaligen alten östlichen Wassertank wurde die neue Haustechnikzentrale eingebaut. Ein abschließendes Satteldach mit sichtbaren Sparren verbindet beide Gebäudeteile wieder miteinander. Der ungenutzte Raum unterhalb des ehemaligen Aufstellortes der Turbinen, dient als Fahrrad- und Bootslager der Gäste. Der Zugang erfolgt von außen über die Südseite.
Im Turbinenhaus wurde im Erdgeschoss eine weitere Wohnung mit Zugang von Westen errichtet. Das Obergeschoss ist zur Rezeption der Ferienwohnungen samt Frühstücksraum umgebaut worden. Heute sind dort auch Feiern und Tagungen von bis zu 50 Personen möglich. Möglich wird dies auch durch eine ausgeklügelte Akkustik, die von einem Physiker vermessen und berechnet wurde. Um die Nachhallzeit möglichst gering zu halten, wurden Schallabsorptionswürfel installiert, die sonst in der Industrie zum Einsatz kommen.
Der Raum erhält ebenfalls eine Emporenebene mit innenliegender Treppe. Der Zugang zur Rezeption erfolgt über das zweite Treppenhaus. Das Pultdach mit dem Glasaufsatz als Lichthof wurde komplett entfernt und durch ein neues ersetzt. Dabei blieb die vorhandene Stahlfachwerkbinder Tragkonstruktion und die ausgemauerte Steindecke erhalten. Das Glasdach wurde durch vier neue Oberlichter ersetzt. Ziel war es, die Altsubstanz erlebbar zu machen und gleichzeitig moderne Nutzungen zu ermöglichen.