In den letzten Jahren wurde es in detaillierter Rekonstruktion von MAX DUDLER restauriert, revitalisiert und durch einen neuen Gebäudeteil sowie eine Tiefgarage ergänzt. Das Hauptgebäude vereint eine Vielzahl typischer Merkmale der Ersten Nachkriegsmoderne: fliegende Dächer auf drei Ebenen, aufgesetztes Staffelgeschoss, gegliederte Fassade, an der sich starke Durchfensterung und breite geschlossene Partien abwechseln, Fallarmmarkisen an den zart profilierten Fenstern. Um alle Eigenheiten des architektonischen Denkmals wieder zur Geltung zu bringen, musste vieles erst freigelegt, rückgebaut und rekonstruiert werden, das über die Jahre verbaut oder einfach abgerissen worden war.
Die Fassade der Bestandsarchitektur der 1950er Jahre wurde auf den bauzeitlichen Zustand zurückgeführt und selbstbewusst weitergebaut. Die historischen Natursteinfassaden wurden in Materialität und Farbe in den Neubau weitergeführt, um den Charakter des Gesamtensembles zu stärken. Bei der Rekonstruktion wurde größter Wert darauf gelegt, die ursprünglichen Farben des Hauses wieder erfahrbar zu machen. Für den Erhalt der zweifarbigen Natursteinfassade aus Auer Kalkstein und geschliffenem Muschelkalk mussten alle Steinverankerungen geprüft und erneuert werden. Fehlende Steine wurden ersetzt. Die originale zweifarbige Lackierung der Fensterprofile in Chromoxid-Grün und Creme-Weiß wurde wiederhergestellt, so auch der ursprüngliche, fein glänzende Goldton der Brüstungsgitter. Gestaltungsprägende Elemente wie die horizontalen Messingabschlüsse der Flugdächer wurden gereinigt und ergänzt.
Auch die Innenräume wurden auf ihre originale Farbgebung hin untersucht. Hier zeigt sich vor allem im Haupteingang und im geschwungenen Treppenhaus die bauzeitliche Ausstattung. Im Mittelpunkt des Interesses stand das beeindruckende denkmalgeschützte Treppenhaus mit ellipsenförmig freischwingender Treppe, dem Herzstück des denkmalgeschützten Hauses. Mit ihren filigranen Geländern aus goldfarbenen Messingstäben und schwarzen Handläufen wurde sie behutsam ertüchtigt. Die ursprüngliche grüne Wandfarbe und beige Deckenfarbe wurden wieder hergestellt und Marmoreinfassungen von Durchgängen, Aufzugsportalen und Heizkörpernischen restauriert. Durch die ebenfalls restaurierten historischen Buntglas-Verbundfenster wird der beeindruckende Innenraum in wunderbares Licht getaucht.
Ein minimalistischer schwarzer Kubus im Erdgeschoss präsentiert sich selbstbewusst als zeitgenössischer Eingriff. Hinter der repräsentativen, bauzeittypisch in schwarz-gold gehaltenen Eingangssituation beherbergt er wichtige Funktionen wie Pförtner und Cafeteria. Wo notwendig, wurden Eingriffe in die Bausubstanz vorgenommen, beispielweise die Ertüchtigung der für heutige Bedürfnisse zu dünnen und marode gewordenen Decken.
Auch der leicht geschwungene, zum Hang hin weisende Anschluss-Bau wurde restauriert. Um durch Verbreiterung des Geschosses zeitgemäße Büroflächen zu ermöglichen, wurde lediglich das sechste Geschoss zurück- und neuaufgebaut. Der am Hang gelegene dritte Bauteil wurde aufgrund der neuen Nutzungsanforderungen hingegen komplett rückgebaut und durch einen Neubau ersetzt. Mit seiner hellen Fassade aus rauem, diamantgeschliffenem Jura-Kalkstein knüpft er an die Natursteinfassade aus den 1950ern an und korrespondiert im Fassadenrhythmus mit der Straßenfassade des Bestandsgebäudes. Zwischen vertikalen Lisenen treten die Brüstungsfelder aus je drei Fenstern zurück und bilden so eine tiefe Relief-Fassade. Der leichte Rücksprung des letzten Geschosses greift das Staffelgeschoss-Motiv der Bestandsarchitektur auf.
Im Ergebnis ist das neue Gebäude des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration eine kraftvolle architektonische Symbiose aus einem historischen Bestandsgebäude und einem modernen Neubau.