Behutsame Transformation eines historischen Kulturguts in modernen Wohnraum
Der denkmalgeschützte Vierkanthof in Rheinberg, Nordrhein-Westfalen, wurde in einer umfassenden Sanierung von 2022 bis 2024 behutsam zu einem zeitgemäßen Wohnensemble transformiert. Das Projekt vereint denkmalgerechten Substanzerhalt mit moderner Wohnqualität und innovativen ökologischen Lösungen auf einer BGF von 1.339,68 m².
Konzept und Vision
Die grundlegende Vision des Projekts bestand darin, die charakteristische Kubatur und die historische Substanz des Vierkanthofs zu bewahren und gleichzeitig attraktiven Wohnraum in idyllischer Umgebung zu schaffen. Die Revitalisierung folgte dem Prinzip maximaler Substanzerhalt bei behutsamer Integration zeitgemäßer Funktionen. Die charakteristische geschlossene Vierkanttypologie mit dem zentralen Innenhof wurde als identitätsstiftendes Element erhalten und aufgewertet.
Architektonischer Ansatz
Der architektonische Ansatz zeichnet sich durch eine zurückhaltende Interventionsstrategie aus. Statt auffälliger Neubauelemente wurden die historischen Strukturen respektvoll weiterentwickelt. Besonders bemerkenswert ist der Verzicht auf Dachgauben zugunsten flächenbündiger Cabrio-Dachfenster, die sich harmonisch in die Dachlandschaft einfügen und dennoch optimale Belichtung sicherstellen und auf die historische Kubatur des Vierkanthofes erhalten zu können. Zudem wären die Gauben aus denkmalpflegerischer Sicht störend gewesen.
Im Inneren wurden die Grundrisse unter Berücksichtigung der historischen Raumstrukturen behutsam an zeitgemäße Wohnbedürfnisse angepasst. Die Erhaltung der charakteristischen Deckenkonstruktionen und Wandoberflächen wurde dabei konsequent berücksichtigt.
Bautechnische Maßnahmen und Nachhaltigkeit
Als KfW-Denkmaleffizienzhaus vereint das Projekt Denkmalschutz mit energetischer Optimierung. Die Verwendung von Multipor als kapillaraktives, diffusionsoffenes Dämmmaterial schafft ein ausgezeichnetes Wohnraumklima bei gleichzeitiger energetischer Verbesserung. Die Wärmeversorgung erfolgt durch ein ressourcenschonendes System mit Pelletheizung, ergänzt durch Fußbodenheizung zur schonenden Temperierung der historischen Bausubstanz.
Besonders innovativ sind die autarken Versorgungslösungen: Da keine Anschlussmöglichkeit an kommunale Netze bestand, wurde eine nachhaltige Wasserversorgung über einen Trinkwasserbrunnen mit regelmäßiger Qualitätskontrolle realisiert. Die Abwasserbehandlung erfolgt über eine umweltfreundliche Pflanzenkläranlage. Regenwasser wird in Muldenrigolen zur Versickerung gebracht und dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt.
Materialität und Details
Die Materialauswahl folgt dem Prinzip der Authentizität und Bestandsverträglichkeit. Historische Böden wurden, wo immer möglich, erhalten und restauriert. Neue Oberflächen und Einbauten interpretieren die historische Formensprache zeitgemäß, ohne in Historisierung zu verfallen. Die behutsame Integration moderner Haustechnik erfolgte unter größtmöglicher Schonung der denkmalgeschützten Substanz.
Außenanlagen und Kontext
Die Außenanlagen wurden in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde entwickelt und folgen dem landschaftspflegerischen Begleitplan. Besonderes Augenmerk lag auf der Integration der neuen Carport-Anlage in Holzbauweise sowie der zurückhaltenden Gestaltung der Terrassen und Wegeflächen. Der historische Innenhof mit seinem geplanten Springbrunnen bildet das gemeinschaftliche Zentrum der Anlage.
Bedeutung und Fazit
Das Projekt demonstriert beispielhaft, wie historische Bausubstanz durch behutsame Transformation neuen Nutzen erhalten kann, ohne ihren kulturellen Wert zu verlieren. Die Revitalisierung des Vierkanthofs in Rheinberg verbindet Denkmalschutz, ökologische Nachhaltigkeit und modernen Wohnkomfort zu einem ganzheitlichen Konzept. Es leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung baukulturellen Erbes und zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung.