Um den Hunger nach neuen Brillen im Stuttgarter Westen zu stillen, eröffnete Ende letzten Jahres der neue Optiker Hungry Eyes seine Türen. Neben der Aufgabe, den modernen Brillengestellen eine gebührende Präsentationsfläche zu bieten, war es dem Architekt Severin Küppers und dem Innenarchitekt Florian Siegel ein Anliegen, den Verkaufsraum als urbane Bühne erlebbar zu machen. Ein einladender Ort, der den Dialog mit dem belebten Stadtraum sucht. Entstanden ist eine räumliche Schnittstelle zwischen innen und außen, die dem Besucher jegliche Hemmschwelle nehmen soll, die Verkaufsfläche zu betreten. So wurden bewusst alle Schaufensterrückwände entfernt, um die gesamte Kundenfläche nach außen hin sichtbar zu machen.
Der Blick kann nun ungehindert auf den eigentlichen Hauptakteur fallen: Eine Warenträgerwand, welche sich aus einem wohnlich-weichen Vorhang zu einer gemauerten, städtischen Fassade transformiert und den vorderen Verkaufsraum mit dem dahinterliegenden Untersuchungs- und Werkstattbereich abtrennt.
Der eigentlich für den Schallschutz entwickelte Kalksandstein wird hier kurzum als Steckwand umfunktioniert. Zwei Rundrohre gepaart mit einem einfachen Aluminiumtablar bilden hier eine flexible und wandelbare Produktpräsentation.
Die ausgewählten Materialien und Strukturen stellen sich nicht in den Vordergrund, sondern ziehen das vorhandene Straßenbild in das Innere des Ladens. Sandfarbene Bodenbeschichtung und Mauerwerksstruktur prägen daher den Raum. Um in die hinteren Nutzungen des Optikers zu gelangen, wird der gemauerte Vorhang durch ein metallenes Portal geöffnet.
Hier angekommen, wird der Kunde von dem unerwarteten Charme einer Stuttgarter Altbauwohnung empfangen. Stuck, Fischgrätparkett und hochwertige Natursteinflächen treffen auf einfache Schwerlastregale. Die teilweise unbehandelten Wand- und Deckenflächen könnten viele Geschichten vorheriger Nutzungen erzählen und stärken so den wohnlichen und privaten Charakter der Räumlichkeiten.
Entstanden ist ein Wechselspiel zwischen öffentlichem Marktplatz und Stuttgarter Hinterhofromantik. Ein Ort an dem es nicht nur Brillenträger schwer fallen wird, sich satt zu sehen.