Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass auch in schwierigen Lagen, die hinsichtlich Lärmbelastung und Unwirtlichkeit zunächst wie Unorte wirken, qualitätvoller und zeitgemäßer Wohnungsbau in der Stadt realisiert werden kann. Dazu bedarf es einer intelligenten städtebaulichen Planung, die wie ein Maßanzug die Potenziale des Ortes herausarbeitet: Ein neues, identitätsstiftendes Quartier, das sensibel eingebettet ist in den alten Baumbestand, planerische Lösungen für die Lärmdefizite findet und – trotz des begrenzten Kostenrahmens als komplett öffentlich geförderter Wohnungsbau – gestalterisch wertvoll umgesetzt ist.
Ausgangssituation
Im Jahr 2011 wurde ein städtebauliches Gutachterverfahren durchgeführt (1. Preis LRW), dessen prämiertes Ergebnis die Grundlage für den geltenden, vorhabenbezogenen Bebauungsplan Lurup 65 bildete.
Das Baugrundstück liegt im Stadtteil Hamburg-Lurup nordwestlich des Altonaer Volksparks und wird von der 4-spurigen, stark befahrenen Elbgaustraße dominiert. Das städtebauliche Umfeld aus Gewerbe, Nachkriegswohnungsbau, Einfamilienhäusern, dem Volkspark und der südlich gelegenen Stadtteilschule Lurup ist heterogen, als ehemaliges Baumschulgelände weist das Grundstück keine baulichen Charakteristika auf.
Die hochbauliche Planung teilen sich zwei Architekturbüros: LRW Architekten und Stadtplaner (Baukörper 1 + 4) sowie Tiefgarage und KBNK Architekten (Baukörper 2 + 3).
Städtebau
Der Entwurf sieht ein markantes Ensemble aus 4 Baukörpern vor, die einen lärmgeschützten, autofreien Innenhof definieren und dem diffusen Umfeld eine prägende Identität geben.
Die hybridartige Weiterentwicklung der „Zeile“ mit der Ausbildung von
besonderen Köpfen lässt kleinere, differenzierte Nachbarschaftsräume mit Frei- und Spielflächen für die Bewohner entstehen, deren Auftakt der mittige Quartiersplatz bildet. Loggien, dem Hof zugewandte Balkone und Mietergärten bieten private Zonen.
Die Idee des klassischen 1920er Jahre Wohnquartiers wurde hier in die heutige Zeit transformiert. Das Grundstück ist allseitig von Bäumen begrenzt, was ihm eine hohe naturräumliche Qualität verleiht.
Architektur und Materialität
Als Weiterentwicklung des Wohnungsbaus der 1920er Jahre zeigt die Bebauung Zeilen in hochwertigem Verblendstein mit ausgebildeten Köpfen, an denen die Balkone als Kuben herausgezogen sind. Die Fassaden erhalten durch unterschiedlich gestaltete, horizontale Brüstungsreliefs eine handwerkliche Wertigkeit und Ablesbarkeit der beiden Architekturbüros. Insgesamt ist die Gestaltung gemäß des nachhaltigen Genossenschaftsgedankens robust und langlebig ausgeführt.
Alle Gebäude sind 3-geschossig plus Staffelgeschoss, 1-geschossig unterkellert und verfügen über eine gemeinsame Tiefgarage mit direktem Zugang zu allen Treppenhäusern.