Fast zwei Jahrzehnte stand an dieser Stelle ein unbewohntes, verfallendes Fachwerkhaus. Die neuen Eigentümer suchten nach einer sinnvollen Baulösung, die der zentralen Lage, der Tradition, dem an dieser Stelle komplizierten Baurecht und den beengten Verhältnissen gerecht wird. Der Entwurf ist ein Impuls für Waldbröl, die Interpretation der traditionellen Bauweise in eine neue Zeit. Das einstige Holzfachwerk entstand im Eingangsbereich neu aus Stahl, die Schiefertradition wurde mit einer modernen Fassade in Dynamischer Deckung aus Schiefer neu interpretiert und selbst die traditionelle Hauseingangstür aus Eiche findet wieder ihren Platz. Nichts ist wie früher und doch steht das Bauwerk im Einklang mit überlieferten Traditionen.
Das schmale, zum Hinterhof hin stark abfallende Hanggrundstück erlaubte mit dem vorgegebenen Bauwich und der erforderlichen Zuwegung ein 9 Meter breites und 29 Meter langes Bauwerk. Trotzdem gelang es, in dieser beengten Bausituation rund 800 m² vermietbare Nutzfläche zu schaffen. Dabei präsentiert sich das talseitig viergeschossige Gebäude zur Hauptstraße hin als Zweigeschosser auf einem Stahlfachwerk schwebend. Das von der übrigen Straßenfront zurückversetzte Gebäude formt einen kleinen Platz, der mit Bäumen bepflanzt die maximal verdichtete Bausituation entspannt und sogar einen Platz zum Verweilen schafft.
Das große Gebäudevolumen wird optisch kaschiert. Zur seitlichen Erschließungsstraße hin ist die Fassade in Schiefer- und Putzflächen unterteilt. Die Fensterbreite in der Schieferfassade skaliert von 0,6 bis 1,51 Metern in der Breite. Von der Hauptstraße aus gesehen, wirken alle Fenster gleich breit und das Gebäude dadurch optisch verkürzt. Auch talseitig wurde die Viergeschossigkeit durch eine Dreiteilung der Schieferfassade und die Kombination mit Putzfassadenflächen reduziert.
Die Bauherren stammen aus einer traditionsreichen Dachdeckerfamilie. Die Vorliebe zu dem natürlichen Spaltgestein Schiefer deckte sich an diesem Objekt gut mit den geplanten Gestaltungsideen. Statt klassischer Deckarten wie der Altdeutschen Deckung oder der Schuppen-Deckung entschied man sich bei diesem Objekt für die moderne Dynamische Deckung.