Eine Fuge zwischen zwei Baukörpern erzählt die Geschichte von Respekt und Annäherung: zwischen dem neugebauten Forum und der historischen Benediktiner-Abtei Michaelsberg in Siegburg, die von msm meyer schmitz-morkramer mit Gespür für Material zu einem Tagungsort mit Hotel umgebaut worden ist.
Ein Ort des Glaubens sensibel in die Zukunft geführt: die denkmalgeschützte Abtei Michaelsberg ragt imposant über Siegburg. Ein Ort, der Ruhe und Andacht ausstrahlt, aber rund 400 Veranstaltungen und rund 21.000 Besucher im Jahr bewältigen muss. Ab 2014 wurde die ehemalige Abtei des Erzbistums Köln unter den Plänen der Architekten msm meyer schmitz-morkramer umgebaut. Einst Benediktiner-Kloster entstand heute ein hochmodernes Tagungszentrum mit 121 Hotelzimmern, Restaurant und Konferenzsälen, das am 5. Mai eingeweiht wird. Ein reduzierter Entwurf, bei dem die Gegensätze von Tradition und Fortschritt, Historie und Zukunft, harmonisch in die Landschaft eingefügt werden und mit respektvoller Distanz nebeneinander bestehen. „Für uns war es wichtig, die berühmte Silhouette der Abtei nicht zu verändern,“ unterstreicht Architekt Caspar Schmitz-Morkramer. „Wir wollten keine stilistische Spielerei, sondern ein klares Gebäude schaffen, das bei Betrachtung Ruhe vermittelt und Spirituelles mit Architektonischem vereint.“
Besucher sehen den Michaelsberg schon von Ferne aufragen, das letzte Stück des Weges führt auf den neuen Vorplatz. Hier lagert die imposante Abtei auf mächtigen Stützmauern. Zu ihren Füßen bettet sich der Neubau, das sogenannte Forum. Eine Besonderheit: Rund 90 bis zu 15 Meter tiefe Bohrpfähle wurden parallel zum Westflügel der Abtei in den Fels eingelassen, um den Boden für den Neubau vorzubereiten. „Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, welchen Geist das Haus versprüht und was wir daraus machen können“, erklärt Architekt Caspar Schmitz-Morkramer. Eine der Antworten war das Schaffen einer klaren Ordnung: So sind im ehemaligen Klostergebäude die Hotelzimmer untergebracht, sowie einige Seminarräume. Das Forum ist zum Quartier für das Katholisch-Soziale Institut, weitere Tagungsräume und das Restaurant geworden.
Die Architekten haben sich bei Ihrer Planung intensiv mit den Materialien von Berg, Fels und Stein auseinander gesetzt. „Die Identität des Ortes zu bewahren, hatte für uns Priorität,“ so Caspar Schmitz-Morkramer, „es galt, ergänzender Teil der Landschaft zu werden, ohne diese zu verletzen.“ So scheint der Neubau direkt aus dem Fels zu wachsen, seine Hülle aus Wachenzeller Dolomit, knüpft an Farben und Topografie des Ortes an. Die Architektur wird zur Komposition, Störendes dem Auge erspart: Die Autos der Mitarbeiter und Besucher verschwinden behutsam in der im Sockel gelegenen Tiefgarage.