Der Neubau wurde als eingeschossiger Holzpavillon passgenau zwischen die historischen Klostermauern eingespannt: Seine Kubatur teilt den vorhandenen Garten in den geschützten Freispielbereich der Kita und einen öffentlich zugänglichen Freiraum, der – ganz im Sinne des ehemaligen Klostergartens – den Einwohnern Miltenbergs zur Verfügung steht. Mit seiner sanften Höhenstaffelung folgt das Haus der leicht abfallenden Topografie des Grundstücks und erreicht so eine zurückhaltende und selbstverständliche Integration des Neubaus in seine Umgebung. Entlang der beiden Längsseiten der Kita schafft eine durchgängige Pergola eine wettergeschützte Vorzone für Spiel und Aufenthalt. Die Räume des Familienzentrums entwickeln sich um den begrünten Innenhof an der Schnittstelle zur Kita. Direkt daneben wurde auch der große Mehrzwecksaal platziert, der beiden Nutzergruppen zur Verfügung steht und sich zur Eingangsseite orientiert.
Die Kita wurde als konstruktiver Holzbau mit sichtbar belassenen Oberflächen auf einer Ortbetonbodenplatte erstellt. Der regional vorhandene und nachwachsende Werkstoff Holz bildet den substanziellen Kern der Gebäudekonstruktion, er ist robust, leistungsstark und sinnlich. Eine feine vertikale Lattung aus Weißtanne bekleidet die Fassaden der Kita. Das ortstypische rote Sandsteinmauerwerk der historischen Klostermauer bildet die charaktervolle äußere Umfassung des neuen Innenraums. Die haptischen und atmosphärischen Qualitäten von Sandstein und Holz lassen die Kita zu einem Haus zum Anfassen und Begreifen werden – auch im geschützten Freispielbereich, der über individuell entwickelte Spielelemente aus Holz verfügt.
Leuchtend farbige Filzelemente geben den Kindern Orientierung im Innern. Großformatige Dachoberlichter akzentuieren den Zugangsbereich zu den einzelnen Kindergartengruppen und erzeugen eine reizvolle Tageslichtsituation für die Garderoben, die in aufgeweitete Raumnischen eingebaut wurden. Jeder Gruppenraum verfügt über ein integriertes Kletterelement, das sich als Ausguck über die begrünten Dachflächen erhebt. Die oberen Aufenthaltsebenen werden nur von einem leichten Stahlnetz umfasst und bieten so ein Maximum an Transparenz. Hier sind für die Kinder Rückzugsorte entstanden, die mit Blick auf das direkt angrenzende Kloster zum Träumen, Lesen, Beobachten oder Nachdenken inspirieren.