Das neue Krematorium am Ostfriedhof wird als Ersatzneubau für das Betriebsgebäude der 1970ger Jahre errichtet, das technisch ersetzt werden muss. Gleichermaßen ist es aufgrund funktionaler Verknüpfungen als Erweiterungsbau direkt an die denkmalgeschützte Trauerhalle der 1920ger Jahre angeschlossen.
Die neue Baumassenstruktur wird in das vorgegebene Baufeld als dreieckiger Baukörper mit Gelenkanschluss zum Altbau nahezu vollflächig eingeschrieben. Der Umriss der Anlage folgt der Klarheit des Grässel’schen Erschließungssystems von öffentlicher Adresse zur parkähnlichen Friedhofsanlage und betrieblicher Andienung entlang des Bahndamms.
Wesentliche Herausforderungen des Projektes liegen in der Einordnung der komplexen Programmzusammenhänge in ein städtebaulich und geometrisch stark eingeschränktes Baufeld, der Anforderung einer gegliederten Einbettung der Baumasse im Kontext des Einzeldenkmals und der parkähnlichen Friedhofsanlage, sowie der Entwicklung einer angemessenen und würdevollen Fassung der Einäscherungsprozesse und ihrer Begleitung.
Der Betrieb besteht aus drei, mittelfristig bis zu vier Einäscherungslinien im 24h-Betrieb. Die notwendigen Prozessbereiche für Anlieferung und Erfassung, Sarghinterstellung, Kühlräume und Leichenschau sind überwiegend im Erdgeschoss angeordnet, während Nachbereitung, Urnenhinterstellung/-gravur und Übergabe weitgehend dem Untergeschoss zugeordnet sind. Die umfangreichen Technikbereiche erstrecken sich entsprechend Temperaturanforderungen von Aufheizen bis Rückkühlen auf insgesamt drei Geschossebenen.
Ein im Verhältnis kleiner Anteil des Programms ist für die Öffentlichkeit, Angehörige und Trauergäste der Verabschiedungen am Ort von Aufbahrung und Einäscherung, zugänglich. Über den Eingangshof im Gelenkbereich von Alt- und Neubau erreichen die Besucher den Empfang, der als Verteiler in die Verwaltung mit Beratungsräumen im Altbau und in die Raumgruppe der Aufbahrungen mit Verabschiedungsräumen verknüpft.
Die Anforderungen des Raumprogramms an eine dem Trauerprozess entsprechende Abschirmung und Differenzierung werden sowohl durch die Schichtung der Räume von außen nach innen, als auch durch ihre unterschiedliche Materialisierung und Lichtführung umgesetzt. Das Materialkonzept aus hellen, jedoch warm anmutenden und authentischen Werkstoffen gewährleistet eine würdevolle und ruhige Raumatmosphäre.