Der Landkreis wird mit dem Neubau des Verwaltungsgebäudes Rötestraße seiner Vorbildrolle als effiziente, zukunftsfähige Kreisverwaltung und als moderner Arbeitgeber gerecht. Ein wesentlicher Bestandteil der Planung ist die zukunftsorientierte Open Space Bürowelt mit geteilten Arbeitsplätzen und Besprechungs- bzw. Rückzugsoptionen in den Mittelzonen, sowie das dazugehörige und extra entwickelte 3-Zonen-Konzept zur Trennung von Besuchern und Mitarbeitern, wodurch dem Mitarbeiter eine deutlich höhere Sicherheit am Arbeitsplatz geboten wird.
Städtebauliches Konzept
Mit dem Neubau des Landratsamtes wurde eine Brache im innerstädtischen Bereich der Stadt Waiblingen bebaut und aufgewertet. Das langgezogene Baugrundstück erstreckt sich zwischen der Rötestraße und der Emil-Münz-Straße über verschiedene Baugebiete – Wohngebiet, Mischgebiet und Gewerbegebiet.
Unsere architektonische Herausforderung lag in der Integration des umfangreichen Raumbedarfs zwischen der vorhandenen Bebauung und der Schwierigkeit die baurechtlichen Rahmenbedingungen und damit die Nutzbarkeit des Grundstücks zu ermitteln und das Gebäude bestmöglich in die Umgebungsbebauung einzufügen.
Zwei Kopfbauten signalisieren die Eingangsbereiche und bilden den jeweiligen Gebäudestart in der Emil-Münz-Straße und Rötestraße. Diese Baukörper verfügen über eine Zeltdachkonstruktion und ein Lochmuster in der Fassade. Verbunden werden die Kopfbauten durch zwei Langbauten, in denen vorwiegend die Verwaltungsbereiche untergebracht wurden. Der ruhige Verwaltungsbau fungiert heute als Verbindungsstück zwischen Wohngebiet im Norden und Gewerbegebiet im Süden, sowie dem angrenzenden Gewerbegebiet.
Durch den Neubau wird über einen Fußweg von der Emil-Münz-Straße zur Rötestraße die Direktverbindung zum Bahnhof herstellt. Unterbrochen wird diese durch einen Spielplatz mit Verweilcharakter ohne Straßenverkehr.
Die verschiedenen Höhenlagen der beiden Straßenseiten ergaben in der Konzeption zwei verschiedene Erdgeschosshöhen, welche im Gebäudeverlauf auf eine Ebene zusammengeführt werden mussten.
Die Gebäudehöhe im Verlauf Rötestraße zu Emil-Münz-Straße wurde abgetreppt, da die Rahmenbedingungen von Wohngebäude zu Gewerbegebiet eine maximale Gebäudehöhe vorgaben, welcher die Konzeption folgt.
Drei-Zonen-Sicherheitskonzept:
Um den Anforderungen der Ämter in allen Zonen gerecht zu werden, wurden mithilfe regelmäßiger Abstimmungstermine die Funktionalität, sowie die Flexibilität der Grundrisse in direkter Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Landkreises erarbeitet und die Planung fortlaufend an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst. Dabei wurden auch sicherheitsrelevante, funktionsrelevante, komfortrelevante und ablaufrelevante Themen abgestimmt und maßgeschneidert in die jeweiligen Bereiche inkludiert. Hieraus entwickelte sich das 3-Zonen-Sciherheitskonzept um dem Mitarbeiter maximale Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewähren. Die Zonen gliedern sich wie folgt:
Zone 1 – Interner- / Mitarbeiterbereich:
In diesem Bereich befinden sich die Arbeitszonen, zu denen nur die Mitarbeitenden der jeweiligen Ämter Zutritt haben. Die Zone 1 können die Mitarbeiter über ein gesondertes Treppenhaus begehen.
Zone 2 – Halböffentlicher Bereich:
In dieser Zone findet der Kundenkontakt zwischen Kunde und Mitarbeiter statt. Der Kunde wird an der Theke durch den Mitarbeiter begrüßt. Diskrete Besprechungen oder auch gesundheitliche Beratungen werden in Beratungsräumen oder Untersuchungsräumen - Zone 2, fortgeführt. Letztere sind je nach Fachgebiet differenziert. ausgestattet.
Zone 3 – Öffentlicher Bereich:
Dieser Bereich ist während den Öffnungszeiten für Kunden öffentlich zugänglich. Der Kunde wird mit Hilfe eines Wegeleitkonzeptes in das jeweilige Amt mit Empfangstheke und angrenzenden Wartebereich geführt und gelangt nach Aufruf in den Beratungsraum - Zone 2.
Der öffentliche sowie der halböffentliche Bereich mit Service-, Beratungs- und Untersuchungsbereichen erforderte erhöhten Abstimmungsbedarf aufgrund der Sicherheitsanforderungen für die Mitarbeiter.
Die Mitarbeiterbereiche sind als Open-Space Büro konzipiert - offene Arbeitsplatzbereiche mit Mehrwertflächen für wechselnde Tätigkeiten. Die Gliederung der Arbeitsplätze erfolgt durch Mehrwertzonen für Kommunikation und Ruhe. Neben Druck- und Kopierräumen entstanden Flächen für einen zwanglosen Austausch, sowie Rückzugs- und Besprechungsräume. Ergänzt werden diese Bereiche durch Mitarbeiterschließfächer im Flurbereich und aufgestellter Begrünung für das Raumklima.
Der Arbeitsalltag im Landratsamt der Zukunft findet nun nicht nur am Schreibtisch statt, sondern ist geprägt von Mobilität und Flexibilität und verschiedenen Arbeitsorten innerhalb der Abteilung. Jeder Mitarbeiter wählt für seine jeweilige Tätigkeit den passenden Arbeitsort. Die Mehrwertzonen, d.h. zusätzliche Arbeitsorte des internen Bereiches konnten sich die Mitarbeiter der Ämter individuell, aus einem gemeinsam mit dem LRA entwickelten Modulkatalog, zusammenstellen.
Um eine möglichst optimierte Flächenauslastung zu generieren, wird in der Rötestraße Desksharing, sowie eine vollflächige Digitalisierung realisiert, welche sowohl mobiles Arbeiten als auch geteilte Arbeitsplätze ermöglicht.
Unterstützt wird die Flexibilität durch ein verspringendes Stützenraster zwischen Tiefgarage und Verwaltungsbereich und einem Fassadenraster, indem innerhalb eines Rasters von 1.35 m Wände eingezogen oder auch bestehende Wände verändert werden können.
Die elektrische Andienung der Arbeitsplätze und auch der Räume wird über einen reversiblen Hohlraumboden in Verbindung mit Bodentanks ermöglicht.
Im Mitarbeiterbereich – Zone 3 entstanden durch diese Maßnahmen großzügige Büroflächen, die auch zukünftigen räumlichen Veränderungen Stand halten können und die notwendigen technischen Anpassungen problemlos nachjustiert werden können.
Energiekonzept:
Zur Stromerzeugung wurden die Flachdächer mit 890m² Photovoltaik vollflächig belegt. Ergänzt wird diese Fläche durch ein Blockheizkraftwerk betrieben mit Biogas. Die Büroräumlichkeiten werden über Unterflurkonvektoren beheizt und gekühlt. Die Zulufttürme liegen dabei außerhalb des Gebäudes. Die Kühlleistung wird mit Hilfe eines Fundamentwärmetauschers generiert.
Materialitätskonzept:
Im gesamten Gebäude wurden langlebige sowie nachhaltige Materialien verbaut. Der Verbau von Holz spielte hierbei eine wesentliche Rolle. Das Gebäude wurde in RC-Beton kombiniert mit Holzdachstühlen erstellt. Besonders offensichtlich ist dies für Besucher in den sichtbaren Dachstuhlkonstruktionen der beiden Kopfbauten. Ergänzt wurde Konstruktion durch die Verwendung von Recyclingmaterialien wie beispielsweise Recyclingschüttung im Bereich der Tiefgarage.
Bei der Fassade wurde teilweise auf Recycling-Aluminium zurückgegriffen. Bei der Materialwahl standen vor allem die Langlebigkeit der Eloxal-Beschichtung sowie die Reinigung ohne Chemische Stoffe im Vordergrund.
Auch die gute Demontierbarkeit und das einfache Recyceln der Eloxalfassade, da die Beschichtung bei der Wiederverwendung direkt wieder eingeschmolzen werden kann, tragen zur Kreislauffähigkeit bei.
Mobilitätskonzept:
Für Radfahrer stehen 68 überdachte Fahrradabstellplätze mit Akku- Lademöglichkeiten und 11 Duschen mit angrenzenden Umkleiden und Kleidertrocknung zur Verfügung. Ergänzt werden die Fahrradabstellplätze durch ein Minimum an 45 KFZ- Stellplätze mit Elektro-Lademöglichkeit.
Davon werden 25 Stellplätze den Besuchern der drei Ämtern zur Verfügung gestellt. Die restlichen Parkplätze werden für interne Fahrzeuge verwendet. Diese Fahrzeuge können durch die LRA-Mitarbeiter für Privatfahrten gebucht werden.