Lehm schafft Raum - Ein kollektiver, ruraler Ort


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Diese Objektpräsentation und die dazugehörenden Fotos wurden der Heinze GmbH im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARDs 2025 zur Dokumentation beispielhafter Architektur zur Verfügung gestellt.

Objektkategorie

Veranstaltungsbauten

Objektart

Gemeindezentren

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Datum der Fertigstellung

07.2024

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt
22.800 m³
Grundstücksgröße
1.900 m²

Tragwerkskonstruktion

Holz

OBJEKTBESCHREIBUNG 
Standort
Historisch betrachtet war die Kirche der zentrale Treffpunkt in vielen Dörfern. Mit dem Rückgang ihrer Bedeutung fehlt vielen Gemeinden heute ein solcher Mittel- und Treffpunkt. Gleichzeitig stehen zahlreiche Gebäude leer, die aufgrund der aktuell wieder eintretenden Suburbanisierung in Deutschland als neuer Wohnraum genutzt werden könnten. Es zeichnet sich ein zunehmender Trend ab, dass immer mehr Menschen aus städtischen Gebieten aufs Land ziehen, sei es aufgrund steigender Lebenshaltungskosten oder des Wunsches nach mehr Lebensqualität. Diese Zuwanderung führt jedoch zu infrastrukturellen Defiziten, die durch ein neues Gemeinschaftshaus ausgeglichen werden sollen. Ziel des Entwurfs ist es, das gemeinschaftliche Beisammensein zu fördern und Zugezogene in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. Besonders in Ostdeutschland ist der Leerstand auf dem Land stark ausgeprägt. Während die Zuwanderungsrate in kreisfreien Städten sinkt, steigt sie in dünn besiedelten Regionen. Für unser Projekt haben wir Grumbach in Sachsen als Standort ausgewählt.

Nutzung und Gestaltung
Die Räume des Gemeinschaftshauses werden vielfältig genutzt. Es entstehen flexible Flächen für örtliche Vereine und Zusammenkünfte. Der Entwurf berücksichtigt den ländlichen Kontext und die traditionelle Bauweise, weshalb eine Holz-Lehm-Struktur entwickelt wurde. Durch eine dem Baustoff gerecht werdende Gebäudestruktur hat der Lehm allerdings großes Potential nicht nur einen architektonischen Mehrwert, sondern insbesondere auch einen Beitrag zur Reduktion der CO₂ - Emissionen in der Herstellung des Gebäudes zu leisten. Die Gebäudestruktur besteht aus einem Regelbereich aus Schotten und zwei aussteifenden Kernen. Die massiven Lehmkerne umrahmen das Regelsystem und dienen zusammen mit den Laubengängen als aktivierte Zirkulationsräume. Die Geschosshöhen orientieren sich an der vorgesehenen Nutzung der jeweiligen Etagen. Eine wichtige infrastrukturelle Einrichtung, die durch den Zuwachs des Dorfes gestärkt werden muss, ist die Freiwillige Feuerwehr, die im Gemeinschaftshaus integriert wird. Einmal jährlich findet in Grumbach ein Dorffest statt, bei dem die Garage in eine Festhalle umgewandelt wird. Die beiden Regelgeschosse bieten Raum für örtliche Vereine, Vorträge, Seminare und Arbeitsplätze.

Bauweise und Konstruktion
Das rurale Bauen bildet die Grundlage der Konstruktion. Die Geschossdecken sind als Hauptträger-Nebenträger-Konstruktion ausgeführt. Das Dach schützt, in seiner einfachsten Form, vor Regen und Feuchtigkeit und bietet durch den Dachüberstand zusätzlichen Schutz für die Lehmwände. Die Setzung des Lehms erfordert spezifische baukonstruktive Lösungen im Bauablauf, der Vorspannung des Lehms, in der Fassadengestaltung sowie in der Zonierung der einzelnen Schotten. Die technisch notwendigen Vorrichtungen wie Schneefanggitter, Holzschutz, Anprallschutz und Sonnenschutz sind in die Struktur integriert. Die Vorspannstäbe dienen beispielsweise als Führung des Sonnenschutzes.
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
Kriechverhalten von Lehm
Eine Besonderheit des Lehmbaus ist sein starkes Kriechverhalten, das nach einem halben Jahr größtenteils abgeschlossen ist. Aufgrund der unterschiedlichen Konstruktionen im Regelbereich und im Kernbereich des Gebäudes, fordert es eine Lösung im Bauablauf. Erst nach den planmäßigen Setzungen des Regelbereichs werden die drei Gebäudeteile durch das letzte Deckenfeld verbunden, sodass die Konstruktion als einheitliches System funktioniert, ohne dass große Setzungsunterschiede zu erwarten sind.

Vorspannung
Um die Nutzlasten bereits im Bauzustand in die Lehmwände einzuleiten, kommt eine externe Vorspannung zum Einsatz. Diese wird über eine Stahlplatten-Tellerfeder-Konfiguration auf die Hauptträger aufgebracht. Die Hauptträger müssen dabei ausreichend biegesteif dimensioniert werden, um Spannungsspitzen zu vermeiden und Risse oder Abplatzungen an den Lehmwänden zu verhindern. Um die Biegesteifigkeit direkt über der Lehmwand zu erhöhen, wird ein dritter Träger zwischen den Zangen eingebaut, der schubfest mit diesen verbunden wird. Dadurch wirken die drei Bauteile als ein gemeinsamer Querschnitt.

Während des Setzungsprozesses wird die eingeleitete Kraft an jedem Knoten durch Sensoren gemessen, sodass Ungleichgewichte sofort erkannt und korrigiert werden können. Nach Abschluss der Setzungen unterstützt die Vorspannung das Gebäude bei horizontalen Beanspruchungen.

Raumklima und TGA-Konzept
Die positiven raumklimatischen Eigenschaften des Lehms sind Teil des TGA-Konzepts. Die 1 Meter dicken Lehmkerne besitzen eine enorme Speicherfähigkeit, die im Sommer zur Kühlung genutzt wird. Nachts abgekühlte Kerne geben ihre niedrige Temperatur tagsüber an die Schottenbereiche ab. Luftkanäle innerhalb der Wände sorgen dafür, dass der gesamte Querschnitt der Lehmkernwand abgekühlt wird. Im Winter dienen die weniger gut isolierten Kerne als Pufferbereich. Wandflächenheizungen heizen den Regelbereich.

Das TGA-Konzept ist, ebenso wie das architektonische Konzept, auf das ländliche Bauen ausgerichtet und somit auf das Einfachste reduziert. Auf eine RLT-Anlage wird verzichtet, die Lüftung erfolgt über die Fenster. Über Klappen unter dem offenen Dach kann warme Luft entweichen, und dieser Bereich bietet gleichzeitig Platz für den Wärmeerzeuger.
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