Wie ein nachhaltiger Umgang mit dieser ungeliebten Moderne geht, zeigt eine Hochhausscheibe in Brüssel-Evere. Die Architekten entkernten das braune Gebäude bis auf die Betonstruktur samt der Treppenhauskerne. Sie belegten die schmale Fläche zweispännig mit unterschiedlich großen, funktionalen und flexiblen Wohngrundrissen. Den Clou aber schaffen sie mit einer mehrschichtigen Hülle: Sie ummanteln das Gebäude mit einer hochgedämmten Holzfassade und, mit ca. 1,5 m Abstand, einer zweiten Schicht aus Sonnenschutzpaneelen. Dadurch entstehen ein passiver Schutz gegen Überhitzung der Wohnräume, ein Sichtschutz für die unteren und ein Windschutz für die oberen Wohnetagen, sowie auf jeder Etage ein umlaufender Balkon mit offenen und geschützten Sitzbereichen.
Die neue Fassade ist wesentlich für die Wohnqualität und die Aufenthaltsqualität der Balkone, aber auch für den Imagewandel des Gebäude: Durch die sich überlagernden Hüllen entsteht in der Ansicht eine transparente Vielschichtigkeit mit interessanten Details. Diese verändern sich mit der Gestaltung der Balkone und dem Licht- und Schattenmuster, das die äußere auf die innere Hülle wirft, je nach Tageslicht. Sie bringen die ehemals monströs wirkende Gebäudemasse auf ein wohnliches Maß und lassen Schweres leicht wirken.
Auch der kleinteilig durchmischten Nachbarschaft tut das gut. Die Gemeinschaft profitiert vom obersten Geschoss mit Sonnenterrasse und einem Veranstaltungsraum und im Erdgeschoss von der Krippe, der Fahrradwerkstatt und einem Garten. Und wenn nachts das Licht der Wohnräume durch die Hülle nach draußen dringt, dann leuchtet das Gebäude wie eine übergroße Laterne in die Stadt hinein.