Lern- und Gedenkort Hotel Silber

Dorotheenstraße 10, 70173 Stuttgart

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: WANDEL LORCH GÖTZE WACH


48.7756203 9.1817609 Dorotheenstraße 10, 70173 Stuttgart
Diese Objektpräsentation und die dazugehörenden Fotos wurden der Heinze GmbH im Rahmen des Heinze ArchitektenAWARDs 2019 zur Dokumentation beispielhafter Architektur zur Verfügung gestellt.

Objektkategorie

Bildungsbauten

Objektart

Sonstige Bildungsbauten

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Datum der Fertigstellung

12.2018

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt
20.100 m³
Grundstücksgröße
1.600 m²

Kosten

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
4.500.000 €

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

OBJEKTBESCHREIBUNG 
Das ehem. „Hotel Silber“ in Stuttgart ist ein Ort des organisierten NS-Terrors und in mehreren politischen Systemen – ein Ort der Polizei. Mitte des 19. Jh. als Hotel erbaut, wird es nach dem 1. Weltkrieg als Verwaltungsgebäude genutzt. Ab 1928 ist das Gebäude Sitz des Polizeipräsidiums und in der weiteren Folge Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei Gestapo für Württemberg und Hohenzollern, bis weit in die 1980er Jahre wird es zur Unterbringung für Teile der Stuttgarter Polizei genutzt. Nur dank des großen Einsatzes einer bürgerschaftlichen Initiative wurden der Erhalt des Gebäudes und Errichtung eines Gedenkortes beschlossen. Zur Adressbildung und Sichtbarmachung der neuen Nutzung als Erinnerungsort sind in einige Fensteröffnungen Begriffe auf Werksteintafeln eingeschrieben, die erahnen lassen, was sich im Inneren des Gebäudes einst abspielte. Diese Elemente sorgen nach Außen für eine dem Inhalt entsprechende Hermetik und bringen transluzent diffuses Licht in die Ausstellung im Innenraum.
 
 
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
Die Dauerausstellung befindet sich im ersten Obergeschoss des Gebäudes. Hier wird die Geschichte des Hauses in ihren Kontinuitäten und Brüchen verdeutlicht. Unter Beibehaltung der räumlichen Struktur der Zellenbü­ros, leitet der Rundgang durch die Ausstellung und beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis der Polizisten in Demokratie und Diktatur, setzt sich mit Tätern und Opfern auseinander und beleuchtet die Strukturen, die den bürokratisch organisierten Staatsterror ermöglichten.
Das zweite Obergeschoss wurde weitgehend ausgeräumt, um hier eine große Fläche für Wechselausstellungen zu schaffen.
 
Im Flur des ersten Obergeschosses steht der Besucher zunächst der geballten Anzahl der Täter gegenüber, zusammengesetzt wird dieser Eindruck der Gesamtbedrohung aus Einzelbildern auf  leuchtkastenartigen Aufstellern, die die lange Flurzone nur selektiv begehbar machen. Eine Metapher des für viele Verfolgte unumkehrbaren Weges zwischen Freiheit und Gefangenschaft.
 
Taucht der Besucher in der Folge in die strukturell erhaltenen kleinteiligen Kabinette ein, findet er sich am authentischen Ort wieder und begegnet an Schreibtischvitrinen den Tätern, wie auch den Einzelschicksalen der Opfer.
Hier ist das Mittel des Abschälens historischer Schichten zum maßgeblichen Werkzeug der Sanierung geworden. Wand- und Bodenbeläge wurden entfernt und mit atmosphärisch und der Nutzung angemessenen Materialien belegt. Als Zitat der Büronutzung wurde großflächig ein grauer Linoleumbelag verlegt. Die Wände wurden abgeschält und wenn nötig gespachtelt. An einigen Stellen werden bauliche Spuren und die heterogene Bausubstanz sichtbar gemacht.  
 
Dauerhaft begleitet wird der Besucher durch ein mattschwarzes CDF- Band an der Wand, das die chronologische Entwicklung der In­stitution und Staatsmacht Polizei darstellt.
An den Trennwänden zwischen den ehemaligen Zellenbüros wird die Auswirkung des Handelns der Täter beschrieben. In einer zusätzlich übergeordneten Ebene im Flur wird der allgemeine geschichtliche Diskurs in der jeweiligen Zeit verortet.
 
Ein weiteres Vermittlungselement im Innen- und Aussenraum des Gebäudes sind „Fenster in die Vergangenheit“, welche Einblicke in die Geschichte des Hauses geben – von einem Silberkännchen aus Zeiten des Hotelbetriebs über die Gründung der Deutschen Motorradfahrer-Vereinigung als Vorgänger des heutigen ADAC und die Verhaftung des ehemaligen württembergischen Staatspräsidenten Eugen Bolz 1933 bis zu den Diskussionen um den Erhalt des „Hotel Silber“ als Erinnerungsort in jüngster Zeit.
 
Umbauten in den 1950er und -80er Jahren veränderten und überformten das Gesicht des Hauses. Die zur Errichtung des Erinnerungsortes notwendigen baulichen Eingriffe blieben im ersten Obergeschoss dennoch relativ gering, da hier die ursprünglich vorhandene Bürostruktur zum Gestaltungsmittel des Ausstellungsrundganges wurde. Die Wechselausstellungsfläche im zweiten Obergeschoss und auch die Wiederherstellung des ehemaligen Frühstücksraumes im Erdgeschoss erforderten jedoch umfangreichere statische Eingriffe.
Die für eine öffentliche und museale Nutzung notwendigen Maßnahmen, wie die brandschutztechnische Ertüchtigung, klima- und haustechnische Neuerungen, Anforderungen an die Barrierefreiheit wurden mit Blick auf den Bestand möglichst zurückhaltend umgesetzt.
Die zurückhaltende und homogene Farbigkeit des Hauses ist Grundlage für eine adäquate inhaltliche Präsentation ohne überzogene Anleihen aus vergangenen Zeiten aufzunehmen.
Absicht der Gestaltung war, eine Balance zu schaffen zwischen der scheinbaren Bleiwüste der Akten und der Monstrosität der Verbrechen, die von diesem Ort ausgingen und dabei letztlich einen atmosphärischen, aber keinen überzogenen Stimmungsraum zu generieren.
 

VERBAUTE PRODUKTE

Graf Betonfertigteile
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Betonwerksteinplatte aus Dyckerhoff Flowstone

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Artex Lichtgewebe auf zylindrischer Stahlunterkonstruktion

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Gussasphalt-Estriche
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PROJEKTBETEILIGTE FIRMEN UND PERSONEN

Architekt/Planer

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Kaiserstraße 39

60329 Frankfurt

Tel. 069-90748070

Bauherr

Land Baden- Württemberg, c/o Vermögen und Bau BW

Rotebühlstraße 100

70190 Stuttgart


Bauleitung (LPH 8)

schleicher.ragaller freie architekten

Immenhofer Str. 17/1

70180 Stuttgart

Tel. 0711-9933064

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