Zylindrische Grundform
Aufgestockt auf das bestehende Bibliotheksgebäude, eine Architektur der 1970er Jahre, präsentiert sich die Rotunde als eigenständige starke Gebäudeform. Der Zylinder steht hierbei als Sinnbild für ein System der Ordnung – er entwickelt sich als dritte Dimension aus dem Kreis. „Man kann diese Parallele zurückführen bis auf den Gründungsmythos dieser Ikonografie der Ordnung, wie es der Architekturtheoretiker Werner Oechslin tut, indem er die Erzählung vom biblischen Seth heranzieht, der das seit Anbeginn der Menschheit gesammelte Wissen auf zwei Säulen aus gebranntem Ton festhalten wollte, um es vor der Sintflut zu retten. Zwei Säulen also mit kreisförmigem Grundriss, die zu Zeiten des Alten Testaments reichten, um das menschliche Wissen aufzunehmen“, erläutert Architekt Richard Schmalöer. Dieser elementare Gedanke findet sich in der modernen Gestaltung des Gebäudes wieder. Zugleich stellen die ruhige architektonische Hülle und die darauf abgestimmte Inneneinrichtung, die ebenfalls die zylindrische Grundform aufgreift, einen Raum für Wissen und Lernen im Zeitalter virtueller Welten dar.