Der Neubau der Linara GmbH im Gewerbegebiet Innovapark Kaufbeuren geht in Bezug auf Nachhaltigkeit wesentliche Schritte weiter: neben ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen spielen die Kommunikation darüber und in besonderem Maße auch eine architektonische Ästhetik im Gewerbebau die wesentlichen Rollen. Der markante Neubau zeigt, dass eine Balance zwischen wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit und gestalterischer Qualität gerade in den Gewerbevierteln am „städtischen Speckgürtel“ möglich ist.
Dem Prinzip des flächenschonenden Bauens sind drei klar ablesbare Baukörper um ein zentrales Treppenhaus angeordnet: Ausstellungsraum mit Büroflächen, Werkstatt und Logistikhalle.
Entscheidend für den Entwurfsprozess war eine Längsausrichtung dieses Ensembles in Nord-Südrichtung, so dass an den West- und Ostfassaden 750 PV-Module ihre Wirkung ‚entfalten‘ können. Die am Morgen und Abend tief stehende Sonne trifft hier optimal auf eine gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV). In einem Winkel von 142 Grad zueinander gestellt, erhöht sich die PV-aktive Fläche um ganze 7%. Und mehr noch: Die rahmenlose, matten Modulplatten exponieren die sich aus der Fassade (BEPV): Sie lassen die Fassade optisch kürzer und gleichzeitig ‚lebendig‘ erscheinen. Je nach Sonnenstand rhythmisieren sie die Fassade senkrecht oder lassen sie als planebene, homogene Fläche erscheinen.
FREIRAUMPLANUNG
Die Freiraumplanung spielt im Gewerbe- und Industriebau, bei dem es vorrangig um Produktivität, optimale Grundstückseffizienz und Kosten geht, häufig eine Nebenrolle. So ist es hier ganz und gar nicht: Die Außenanlagen sind selbst Protagonist. Dem Grundstückzuschnitt und der vorhandenen Topografie folgend, steht das Gebäude nicht künstlich ‚aufgestelzt‘, sondern folgt ihr unprätentiös. Die Freiflächen erhalten nur da ‚Eingriffe‘, wo es für den Ablauf notwendig ist. Alle weiteren Flächen sind als insektenfreundliche Heuwiesen angelegt, die auch im Allgäu dem Flächenfraß intensiver Landwirtschaft und großer Bauflächen heute vermehrt zum Opfer fallen. Das Projekt zeigt, dass sich gewerbliche Nutzung und Artenreichtum nicht ausschließen müssen.
BILDENDER BAU
Vieles, was den Neubau ausmacht, passiert im Verborgenen. Insbesondere, wenn es um Energieeffizienz und Ressourcenschutz geht. Ob es die thermische Aktivierung von Bauteilen ist oder Geothermie, die Technik ist für Mitarbeiter und Besucher unsichtbar.
Linara setzt mit dem Konzept der „Bildende Bauten“ ein wichtiges Kommunikationsmittel ein, das die technischen Aspekte und ökologischen Zusammenhänge mit Hilfe von Hinweisen und Informationstafeln leicht verständlich erläutert. So wird Nachhaltigkeit erfahrbar und regt Mitarbeiter und Besucher zur Nachahmung an. Das Gebäude wird so ein begehbares und kommunizierendes Exponat.
ARBEITSUMGEBUNG
Der Neubau beherbergt modernste Arbeits- und Begegnungsplätze: Open-Space-Büros, Rückzugs- und Kommunikationszonen sowie die attraktive faltBAR als Meeting Point für den internen Austausch oder ersten Anlaufpunkt mit externen Gästen.
Neben ergonomischen Arbeitsplätzen, guter Akustik und viel Tageslicht ermöglicht eine manuell komplett zu öffnende Doppelfassade eine natürliche Belüftung. Wie ein vorgestellter, verglaster Balkon wirkt die Fassade wie ein Solar-Luft-Kollektor: Je nach Wetterlage kann vorgewärmte Frischluft in den Raum strömen, bei sommerlichen Temperaturen können beide Glasebenen vollständig geöffnet werden um einen Hitzestau zu vermeiden.