Im Rahmen der Revitalisierung des Hamburger Stadtteils St. Georg sind auf einer Teilfläche des Krankenhauses Hamburg St. Georg vier Wohnblöcke mit 120 Wohnungen und ein Verwaltungsbau als nachhaltiges, flächeneffizientes Bauensemble entstanden. Unter weitgehender Erhaltung des aus der Historie gewachsenen Charakters des Ortes, des bereits 1820 abgetragenen, jedoch noch immer den Stadtgrundriss prägenden "Neuen Werk", sowie der prägnanten Baustruktur des Krankenhauses, wurde ein Gebäudeensemble mit differenzierten Außenräumen und Aufenthaltsqua-litäten entwickelt, das den beiden Nutzungen Wohnen und Arbeiten sowie der Öffentlichkeit gleichermaßen zugute kommt.
Die Schaffung von Vertrautheit, Orientierung und Überschaubarkeit durch Identität stiftende öffentliche Räume und Architektur einerseits sowie die Nutzungsmischung andererseits, sind Baustein für die nachhaltig und soziokulturell ausgewogene Entwicklung des Stadtteils.
Den Auftakt des Ensembles bildet der Verwaltungsbau für Mieter der traditionellen und fernöstlichen Gesundheitsvor-sorge. Aufgrund der Historie des Ortes und der besonderen Anforderungen an das Gebäude regiert der Neubau mit einer eigenständigen Gebäudegeometrie auf die Orthogonalität des Bestandes. Der sich im Nordwesten anschließende Wohnungsbau greift hingegen die Zeilenbaustruktur des benachbarten Krankenhauses auf und umfasst einen großen begrünten Hof mit zwei mächtigen Bestandsbuchen. Die Baukörper bilden einen städtischen Platz zu dem neu errichteten Hochhaus gen Osten, eine erhöhte Plaza gen Westen sowie einen Innenhof innerhalb des neuen Verwal-tungsgebäudes.
Durch die städtebauliche Komposition sind differenzierte Stadträume, eine hohe Aufenthalts- und Belichtungsqualität sowie guter Lärmschutz sowohl für den Wohnungs- als auch für den Verwaltungsbau erzielt worden. Nach Masterplanung und B-Plan-Begleitung für das Ensemble wurde der Wohnungsbau für die unabhängige Entwicklung verkauft und das Bürogebäude für Mieter der Gesundheitsvorsorge realisiert.
Gebäude
Zwei im Grundriss bumerangförmige Baukörper sind so gelegt, dass zwischen ihnen ein Freiraum entsteht, der nahtlos in den Grünraum des Wohnungsbaus übergeht. Darauf sind zwei weitere gleichförmige Baukörper verdreht aufgelegt. Durch diese Anordnung entsteht eine Bauskulptur mit einem hellen Innenhof mit direkter Sonnenbelichtung, interessanten Durchblicken und einem abwechslungsreichem Lichtspiel auf der Fassade. Gleichzeitig ermöglicht sie einen ungehinderten Weitblick aus allen Büroräumen. Die Büromitarbeiter profitieren von dem transitorischen Außen-raum ebenso wie die Bewohner der angrenzenden Wohneinheiten. Große drehbare Glastore schützen vor Wind und Lärmemission und erlauben bei Bedarf die unterschiedliche Schaltung der Außenräume.
Das Gebäude ist als nachhaltiges, Ressourcen schonendes Haus geplant und im hierfür äußerst eingeschränkten Kostenrahmen eines Standardbürogebäudes für Fremdmietflächen realisiert worden. Der Baukörper ist komprimiert und flächenoptimiert. Zwei innen liegende Kerne erlauben eine flexible Nutzung und einfache Anpassung an zukünftige Nutzungserfordernisse. Die Baumaterialien sind mit der "Blauer Engel"-Zertifizierung ökologisch unbedenklich. Der Primärenergiebedarf ist durch eine hochwärmegedämmte Außenhülle, natürliche Lüftung (Doppelfassade), den Einsatz hocheffizienter Gebäudetechnik, Niedrigenergieheizung und Betonkernaktivierung sowie ein energieoptimiertes Beleuchtungskonzept minimiert. Das Gebäude ist hierfür mit der Gold-Zertifizierung 2010 des DGNB ausgezeichnet worden.
Für die gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung entwickelte Zertifizierung ist das Haus anhand von 61 Kriterien in allen Bereichen des nach-haltigen Bauens hinsichtlich der ökologischen, ökonomischen, funktionalen und technischen Qualität sowie der Pro-zess- und Ausführungsqualität ganzheitlich für den gesamten Lebenszyklus bewertet worden.
Das Bürohaus ist das erste Gebäude in Hamburg "European Green Capital 2011" mit dem höchsten Gütesiegel für nachhaltiges Bauen.