Als wir das Gebäude in der Marktlerstraße 34 in der Haupteinkaufsstraße Burghausens erwarben, fügte es sich unauffällig, weder negativ noch positiv in die Fassadenreihe der Wohn- und Geschäftshäuser ein. Nur wenige Gebäude in der Marktlerstraße waren bisher aufgestockt und modernisiert worden. Die städtebauliche Struktur an dieser Stelle ist geprägt von vielen kleinen Einzelgebäuden, die sich zu einer Zeilenbebauung zusammenfügen. In den ersten Planungsüberlegungen war es für uns besonders wichtig, den Zugang über den eher unattraktiven Hinterhofbereich nach vorne an die Einkaufsstraße zu legen. Sowohl für die Option, dass man zu einem Arzt oder in ein Büro geht, als auch wenn man privat jemanden besuchen möchte, ist ein Hinterhof eher unangenehm. Hierzu verkleinerten wir die Ladenfläche im Erdgeschoss und erstellten einen neuen, hellen, barrierefreien Zugang zum Haus. Für die neue vermietete Ladenfläche ergab sich durch die kleine Passage eine attraktive zusätzliche Werbefläche. Eine flexible und nachhaltige Planung erschien uns an dieser Stelle von großer Wichtigkeit. Das bestehende Gebäude sollte weitestgehend erhalten und ertüchtigt werden, und in seiner Erscheinung und Technik an die heutige Zeit angepaßt werden. Eine Aufstockung des Bestandes und ein Anbau zum Hinterhof, ermöglichten uns eine bessere Ausnutzung, des wertvollen Standorts. Der Anbau schuf Platz für den Bau eines barrierefreien Aufzugs, den Einbau von neuen Bädern, die Schaffung eines flexiblen zusätzlichen Raumes (Wintergarten, Besprechungsraum, Terrasse) und den direkten Zugang von den privaten Stellplätzen hinter dem Haus. Durch den ständigen Wandel der Nutzungen im urbanen Bereich, Laden - Büro, Büro - Wohnen, ..., sollten, sowohl die Grundrisse des Bestandes, als auch die neue, aufgestockte Etage so geplant werden, dass sie diesem Wandlungsprinzip entsprechen können. Alle Stockwerke können sowohl als Wohnung, als auch als Büro, Praxis oder ähnliche Gewerbeeinheit genutzt werden. Zudem besteht auf allen Etagen die Möglichkeit, Wohnen und Arbeiten zu kombinieren. Nicht zuletzt in den letzten Jahr ist diese Nutzungsoption besonders wichtig geworden. Ob für ein ungeplantes Homeoffice oder unerwarteten Nachwuchs, unsere Grundrisse sind hier flexibel umzunutzen, oder durch kleine bauliche Veränderungen anzupassen. Das hohe Maß an Flexibilität sichert zudem die Wertbeständigkeit des Gebäudes. Die technische und energetische Ausstattung wurde komplett erneuert. Der vorhandene Energieträger Gas wurde durch die Möglichkeit, des Anschlusses von Kaminen oder Pelletöfen in den oberen Etagen ergänzt. Durch die Auskragung an der Süd-West-Seite entsteht ein kleiner Balkon, der gleichzeitig als feststehender Sonnenschutz für die großen Glasflächen im Sommer dient und im Winter, aufgrund des niedrigen Sonnenstands, die Wärme der Sonne bis tief ins Gebäude dringen lässt. Die Gebäudehülle entspricht nun den aktuell hohen Standards an Schallschutz und Energieeinsparung.