Die Betreibergesellschaft Contipark International bot daher die oberen Etagen zum Verkauf an. Der über 70 m lange und bis zu 35 m tiefe Baukörper entstammte dem Zeitgeist einer automobilgerechten Stadtplanung. Unfreundlich, fremd und ohne Leben säumte er neben weiteren großmaßstäblichen Baukörpern eine stark befahrene, 4 spurige Verkehrsführung. Einst hinein getrieben in die mittelalterlich geprägte, kleinteilige Struktur des Friesenviertels.
Nach gründlicher statischer Untersuchung zielte die architektonische Grundidee darauf ab, das Parkhaus weitestgehend zu erhalten und damit auch die darin gespeicherte graue Energie. Der schmucklose Zweckbau, mit minderem ästhetischem und stadtträumlichen Stellenwert, sollte durch eine Transformation als Lebensraum zurück erobert werden und wieder zur Lebendigkeit einer innerstädtischen Lage beitragen. Er soll an diesem verkehrsreichen Ort Kölns außen die urbane Wirkung stärken, und innen hohe Lebensqualität für die Nutzer schaffen. Wohnen über einem kernsanierten Parkhaus - als Hybrid - mit allen Vorteilen innerstädtischen Wohnens - ohne Sorge um Parkplätze, auf dem Weg zur Arbeit oder ins Konzert im Stau zu stehen. Leben in einem zurück gezogenen Schutzraum – obenauf - nah am Licht und mitten in der City.
Vor Baubeginn lag jedoch eine mehrjährige Vorplanung, enormer Überzeugungsaufwand in unterschiedlichsten Gremien, sowie die Schaffung von Baurecht über ein VEP-Verfahren. Danach konnten bei laufendem Parkhausbetrieb die oberen Parkebenen abgebrochen werden.
Die ca 450 Stellplätze reduzierten sich auf 254. Die Parkgarage wurde dabei in Teilabschnitten generalsaniert und brandschutztechnisch auf neuesten Stand gebracht. Zwischen der Aufstockung und dem verbliebenen Garagenunterbau mit seinen schräg verlaufenden Wendelrampen, wurde eine ebene Hohlkörperdecke, als eine Art neuer Bodenplatte mit einem statischen Trägerrost, gegossen. Darunter befinden sich im OG 3 die Lagerräume und weitere 43 private Stellplätze zu den Wohnungen. Das Garagenraster von ca. 7,5 m gab auch oben das Baukonstrukt vor und die Achsaufteilung für 31 marktgerechte Wohnungen in den Größen von 65 bis über 200 qm. 2 Zi Apartements, 2-geschossige Townhouses oder großzügige Penthouse-Typen bieten eine interessante Mischung und einen gänzlich schönen Blick über die Stadt.
In der Höhenentwicklung schließt das Gebäude nun auf bis zu den prägenden Nachbartraufen, was eine homogene Einfügung zur Folge hat. Aussen präsentiert sich das Gebäude entlang der Magnusstraße und Alter Wallgasse mit wertiger Fassadenbekleidung aus eloxierten und perforierten Metalltafeln. Die äußeren Fassaden wurden von V-Architekten gestaltet und gingen aus dem eigens durchgeführten Fassadenwettbewerb hervor.
An der Ostseite mußte notwendigerweise ein städtisches Grundstück erworben werden, um von der Alten Wallgasse aus den Haupteingang für die Wohnungen zu schaffen. Die Treppenhäuser des Parkhauses führen nicht in die Wohnaufstockung und dienen dieser lediglich als Fluchtwege. Im unteren Bereich verjüngt sich der aufgestelzte Anbau und behält so die Ein- und Ausfahrten des Parkhausbetriebes frei. Qualitätvoll empfängt uns das vertikale Entree, ab hier lassen wir die Störungen der Stadt hinter uns zurück.
Oben folgt die Wohnaufstockung als eine Art „Blockrandbebauung“ auf dem Gebäudebestand den Außenkanten. Im Süden als 2-, nördlich an der Magnusstraße als 3- geschoßiger Riegel, hier in konkaver Krümmung.
Im Zwischenraum der Wohnriegel aber bildet durch diese Bauweise das Herzstück der Konzeption. Ein etwa 70 m langer-, sich nach Westen sanft aufweitender Innenhof auf dem Niveau des 4. Obergeschosses. Ein Naturraum für alle Sinne und zugleich die Längserschließung. Er ist von zurückhaltender Materialität - nie kühl oder glänzend, sondern haptisch, matt und ruhig. Die edel rostenden Cortentröge und matten Bodenbeläge dürfen altern. Heimische Gräser und Bepflanzungen blühen im Verlauf der Jahreszeiten. Bei Dunkelheit ist der Raum in dezentes Licht gehüllt und erinnert beinah an mallorquinische Altstadtgassen. Er kann für die Bewohner zum Ort der Begegnung werden, in dem diese selbst bestimmen, ob sie ihre Privatsphäre und blickgeschützten Terrassenplätze verlassen.
Durch die geringe Tiefe und Höhenstaffelung der Wohnriegel ergeben sich hervorragende Belichtungsverhältnisse für die Wohnungen.
Besonders hervorzuheben in diesem Projekt, ist die enorme Teamleistung aller am Bau Beteiligten: Mutige Bauherrschaften aus Köln und Berlin, viele Planer und Fachingenieure, Handwerker, und nicht zuletzt die Verwaltung der Stadt Köln. Wir begleiteten das Projekt von der ersten Präsentation bis zum Bezug über 7 Jahre.
Architekt: Wilkin & Hanrath Bauphasen Aufstockung eines Parkhauses um 3 Wohngeschosse
MAGNUS 31 Oben auf. Leben.