Auf dem Grundstück befand sich eine eingeschossige Holzbaracke, die seit den 20ger Jahren für kirchlich-soziale Zwecke genutzt wurde. Zuletzt war in der sogenannten Gnadenhütte ein Second-Hand-Laden - ein gemeinnütziges Projekt der Berliner Stadtmission - untergebracht. Der Laden gehörte zur gewachsenen Kiezstruktur und war beliebter Treffpunkt für Alt- und Neuberliner. Um der in Berlin allgegenwärtigen Verdrängung entgegen zu wirken, bemühten sich die Architekten von Anfang an, den Laden in den Neubau zu integrieren. Schon in der Phase der Projektentwicklung wurde darauf geachtet, dass potentielle Mitstreiter der Baugruppe die Idee unterstützen.
Inspiriert von der Baulücke mit viel Grün und der zurück versetzten Baracke auf dem Grundstück springt die strassenseitige Fassade des Neubaus 70cm zurück und ist berankt. Der Rücksprung gegenüber der Baulinie der Nachbarbebauung ermöglicht Balkonbänder über die gesamte Fassadenbreite (nicht nur Einzelbalkone nach der 1/3 Regelung der Bauordnung). Über die leichten Stahlbalkone ziehen sich 13 Stahlseile als Rankhilfen für Blauregen-Pflanzen.
Südlich des Treppenhauses liegen 5 kleine Single-Apartments und 6 große Wohnungen, die sich über Vorderhaus und Seitenflügel erstrecken. Nördlich des Treppenhauses sind 11 Maisonette-Wohnungen angeordnet, deren obere Wohnetage vom Laubengang aus zugänglich ist. Die gemeinschaftlich genutzten Räume (Gemeinschaftsraum und Foyer im EG mit Galerie im 1.OG, Fahrradtiefgarage im Keller und Dachterrasse) sind direkt mit dem Treppenhaus verbunden. Die ökonomische (und etwas in Verruf geratene) Erschließung über Laubengänge eignet sich besonders für Baugruppen, da Begegnung und Kommunikation mit den Nachbarn erwünscht sind. Um jedoch ein gewisses Maß an Privatheit einzuhalten, wurde die Wohnebene in den Maisonette-Wohnungen um ca. 40 cm angehoben. Bei einer Brüstungshöhe von 1,20m der am Laubengang liegenden Küchenfenster ist der direkte Einblick in die Wohnung nicht möglich. Die unterschiedlichen Höhenniveaus der Geschossdecken zeichnen sich auch an der Strassenfassade ab.
Die aus gedämmten Holzständerwerk bestehenden Aussenwände des Vorderhauses wurden verputzt (hochwertiger durchgefärbter Spritzputz). Der Fassadenaufbau entspricht somit den Brandschutzanforderungen und gleicht die Strassenfassade trotz großzügiger Verglasungen und Stahlbalkonen, den umgebenden ebenfalls verputzten Altbaufassaden an. Die mit Holz (Stülpschalung) verkleideten Fassaden des Seitenflügels wirken sich atmosphärisch auf den Hof/Garten aus.