2010 musste die Universitätsbibliothek im Herzen der Anlage aufgrund von Asbestfunden geschlossen werden.
Die undogmatische Leichtigkeit in der Form- und Farbgebung, das gestalterische Spiel von Raster und Freiheit der Urkonzeption ist der Ausgangspunkt für die Neugestaltung.
Im Rahmen der Schadstoffsanierung wurden die insgesamt 18.000 Quadratmeter Nutzfläche nahezu bis auf den Kern zurückgebaut. Neben den wiederherzustellenden Oberflächen, Einbauten und Technikinstallationen wurden gleichzeitig notwendige, den aktuellen Anforderungen gerechte Brandschutzmaßnahmen durchgeführt. Als erste Baumaßnahme startete der Umbau des Foyers. Der 4.300 Quadratmeter große Raum war ursprünglich als zentrale Anlaufstelle gedacht, jedoch nicht als kommunikativer Ort gestaltet. Er wurde deshalb neu strukturiert und durch zusätzliche Funktionsbereiche zu einem Infozentrum mit neuem Eingangsbereich ausgeweitet. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden neben einer Sitzstufenlandschaft neue Nutzungsmöglichkeiten, wie Einzel-, Gruppen-, Medien, Arbeits- und Aufenthaltsräume, ergänzt.
Der gestalterisch-konzeptionelle rote Faden, der sich durch die Neugestaltung der Universitätsbibliothek Konstanz zieht, nimmt den Zeitgeist der 60er Jahre von Form, Farbe und Licht auf und überführt/interpretiert ihn in eine zeitgemäße Architektur- und Materialsprache.
Form
Der gestalterische Reiz entsteht im diesem Wechselspiel zwischen dem alles beherrschenden Raster und der offenen und freien Form der neu integrierten Elemente. Verbuchungs- und Beratungstheken, die Verkleidungen der Technik, die Beleuchtung oder die frei eingestellten Aufenthalts- und Arbeitsräume bis hin zur Möblierung, antworten der harten orthogonalen Grundstruktur mit einer weichen Formensprache.
Sämtliche neu integrierte Arbeits- und Aufenthaltsräume sind als transparente, gläserne Boxen, als „Raum im Raum“ gestaltet, wodurch sie der Raumgliederung der Bibliothek im Informationszentrum, eine vorher nicht da gewesene, fließende Großzügigkeit und Transparenz geben und sich zudem elegant der Bestandsstruktur unterordnen.
Farbe
Für die neue Farb- und Materialkonzeption wurde die spielerische und undogmatische Haltung in unterschiedlichen Varianten aufgenommen und innerhalb des neuen, zeitgemäßen Raum- und Nutzungskonzepts weitergeführt. An die Stelle der Buntheit der 70er Jahre tritt eine stärker am Nutzer orientierte Gestaltung mit Farb- und Materialakzenten. Der Grundduktus der neuen Farbigkeit ist von Zurückhaltung geprägt und bewusst ruhig und sachlich im Grundtenor. Die Farbigkeit der Urkonzeption wird in den einzelnen farbigen Gläsern der transparenten Boxen aufgenommen. Helles Grau ist die vorherrschende Farbe im Informationszentrum und den „Wissenstürmen“ der Buchregale. Diese zurückhaltende Farbwahl ist einerseits eine Referenz an die klare strukturelle Tektonik des Bauwerks, andererseits als neutraler Hintergrund für das bunte Treiben der studentischen Nutzer gedacht.
Licht
Die für die Konstanzer Situation entwickelte kombinierte Lösung aus optimalem Schallschutz und Beleuchtung besteht aus 133 runden Einzelleuchten. Diese Sonderanfertigung wurde in drei unterschiedlichen Durchmessern von 80, 120 und 200 Zentimetern so unter die Decke und zwischen die Technikinstallationen gehängt, dass sie die hohe Installationsdichte überspielt und gleichzeitig immer eine maximale Raumhöhe erzielt wird. Durch die freie, spielerische Anordnung der Akustikleuchten entsteht eine unverwechselbare Raumwirkung, die den neuen Hauptzugang betont und der Bibliothek ein starkes Zeichen verleiht.
In Anlehnung an die Urkonzeption und den Zeitgeist der Universitätsgründung führt die Neugestaltung das architektonische Spiel von Regel und Ausnahme, von Klarheit und Mystik, von Freiheit und Restriktion - Kontraste, die in der Tradition der klassischen Moderne stehen - fort. Hier ging es in allererster Linie darum, die vorhandenen Qualitäten des Gebäudes aufzugreifen und durch die Neugestaltung noch zu unterstützen.