Nething Architekten haben in Neu-Ulm für die eigenen 100 Mitarbeitenden ein Büro entworfen. Das Konzept des 4-Geschossers beruht auf der Frage: Wie sieht die perfekte Arbeitswelt für das Team aus. Abbildung findet dies in einem maximal offenen Haus, in dem halb-geöffnete Strukturen durch frei eingestellte Raum-Module geclustert werden. Der Entwurf greift die innere Form in der Fassade wieder auf: mit einer geordneten Struktur, die durch das Material – vergrautes Holz – aufgebrochen wird.
Architektur und Raumkonzept
Bauen ist komplex. Gerade die Planung von Großprojekten für Industrie und Gewerbe erfordert ein umfassendes Know-how und das effektive Zusammenspiel vieler. Für das Architekturbüro Nething stand daher bei der Planung des Gebäudes die Frage im Vordergrund: Wie sieht das perfekte Arbeitsumfeld für die über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus? Nething wollte ein Haus schaffen, das wie ein großes, vernetztes System funktioniert - vergleichbar mit einem Gehirn, das ständig Informationen aufnimmt, verarbeitet und dazu lernt. Abbildung findet dies nun in einem maximal offenen Haus mit 3.000 m² Bürofläche.
Die Büros haben keine Türen, ein zentraler Innenhof und ein offenes Treppenhaus sorgen für vielfältige Sichtbeziehungen und verbinden die Ebenen miteinander. Kommunikationspunkte schaffen Raum für den schnellen Austausch. Es ist Bewegung im Haus und damit auch Begegnung, was Raum für schnellen Austausch und das Fließen von Ideen und Informationen bietet.
Der Entwurf gibt der inneren Form nach außen ein Gesicht: in einer geordneten und ruhigen Fassadenstruktur. Diese wird durch das Fassadenmaterial - vergrautes Holz - und dessen lebendige, warme Ausstrahlung aufgebrochen.
Tragwerk
Das Tragwerk des Gebäudes basiert auf einer Holz-Hybrid-Bauweise. Jeder Baustoff wurde entsprechend seiner Stärken eingesetzt. Der innere Kern wurde in Stahlbeton ausgeführt - hier finden Fluchttreppenhaus und Aufzug ihren Platz - während der Nord- und Südflügel in Holzbauweise errichtet wurden. Die Außenfassade aus Holz fasst diese drei Bereiche zusammen.
Integrale Planung und Zusammenarbeit
Der Planungs- und Bauprozess des Nething-Bürogebäudes zeichnet sich durch einen kooperativen Ansatz aus, der im Mittelpunkt der integralen Planung stand. Bereits in der Entwurfsphase wurden der TGA-Planungspartner und der Holzbauunternehmer eingebunden, um ein gleichermaßen architektonisch anspruchsvolles, technisch ausgereiftes und wirtschaftliches Gebäude zu entwickeln. Die Schnittstelle in der Planung war BIM als integrales Planungswerkzeug.
Die integrale Planung umfasste auch die Entwicklung und Erforschung des modularen Bauens. Ein besonderes Beispiel ist die Entwicklung des Prototyps einer "intelligenten Decke". Die Holzlamellendecke sollte die offenen Räume und überwiegend schallharten Oberflächen akustisch und raumklimatisch kompensieren und sich harmonisch in die hochwertige Innenraumgestaltung einfügen - also Heizung, Kühlung, Lüftung, Akustik und Beleuchtung integrieren. Da ein solches Bauteil in der gewünschten Ausführungsqualität nicht verfügbar war, entschied sich Nething für die Eigenentwicklung eines Prototyps.
In einem intensiven Planungsprozess wurde ein Mockup für ein Achsfeld gebaut, ins Labor transportiert und verschiedenen Tests unterzogen. Dazu gehörten Strömungsmessungen an den Schlitzauslässen, die Untersuchung des Einflusses der Holzlamellen auf den Wirkungsgrad der
Heizung und die Prüfung der akustischen Leistungsfähigkeit. Nach der Feinabstimmung und Optimierung des einzelnen Deckenmoduls wurde dieses vervielfältigt und für die gesamte Fläche von ca. 2.000 m² weitgehend im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle „plug and play“ integriert.
Ein innovativer Aspekt der integralen Planung war die Verlagerung eines Großteils der Arbeiten in eine kontrollierte Umgebung. Für die Vorfertigung der Holzfassadenelemente und der komplexen Deckenmodule wurden Fertigungsstraßen in speziell dafür eingerichteten Werkstätten eingerichtet. Auf diese Weise konnten die Arbeitsbedingungen für die Handwerker optimiert und die Qualität und Präzision der Bauteile verbessert werden.
Energie- und Nachhaltigkeitsaspekte
Das Bürogebäude Nething wurde als Effizienzhaus 40 EE konzipiert. Es nutzt verschiedene Technologien wie Geothermie, Heiz- und Kühldecken sowie eine Photovoltaikanlage. Der hohe Anteil an Holz als nachwachsender Baustoff trägt zur Reduzierung der Emissionen bei.
Das Gebäudekonzept berücksichtigt neben ökologischen auch soziokulturellen Faktoren. Dazu gehöret auch des Wohlbefindens der Mitarbeiter durch optimale Arbeitsplatzbedingungen sowie die Unterstützung nachhaltiger Mobilitätskonzepte.