Die neue Hauptverwaltung der Städtischen Werke Magdeburg GmbH & Co. KG wurde auf dem Grundstück des ehemaligen „Blauen Bocks“ im Herzen der Landeshauptstadt Magdeburg errichtet. Der „Blaue Bock“ – ein Plattenbau mit einer Fassade aus blauen Kacheln – prägte seit 1967 das Stadtbild an der Kreuzung Breiter Weg / Ernst-Reuter-Allee. Seit den 1990iger Jahren stand das ehemalige Wohnheim nahezu leer und teilte das Schicksal zahlreicher DDR-Bauten – ein sanierungsbedürftiges Gebäude ohne Perspektive. Aber mit einem symbolträchtigen Namen, der allen Magdeburgern ein Begriff war. 2014 kaufte die Städtischen Werke Magdeburg GmbH & Co. KG das Gelände, um hier ihren neuen Firmensitz zu errichten. Der Neubau sollte beispielgebend und imagebildend für eine attraktive städtebauliche Entwicklung sein und der zentralen Lage im Stadtzentrum der Landeshauptstadt Magdeburgs Rechnung tragen. Wunsch der Auftraggeberin war ein Gebäude, das Funktionalität und Ästhetik verbindet und das moderne Anforderungen an Energieeffizienz, Zukunftsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllt. Zudem soll sich das Gebäude als offenes Haus für die Magdeburger präsentieren. „Am Blauen Bock“ ist heute eine altbekannte Adresse, die mit neuem Leben gefüllt wurde.
Städtebau
Der städtebauliche Entwurf orientiert sich an den Fluchten der Nachbarbebauung, wobei das Sockelgeschoss trichterförmig abweicht und zum Gebäude einladende Wegeführungen gestattet. Als städtebauliche Dominante erscheint die deutlich höhere Eckbebauung an der Kreuzung. Der Baukörper wird durch großzügige Geschossunterbrechungen mit begrünten Terrassen gegliedert. Ein Durchgang zum benachbarten Kaufhaus fördert die Vernetzung des Quartiers. Die Freifläche zwischen den Gebäuden wurde als großstädtischer Platz gestaltet. Die kristalline Struktur der Sitzelemente und des Ausgangsbauwerks der Tiefgarage wurde vom Glaspavillon des Magdeburger Architekten Bruno Taut inspiriert. Durch den Neubau der Tiefgarage unter dem Platz konnte das Gelände nivelliert und ein barrierefreier Freiraum geschaffen werden. Schattenspendende Bäume und ein Wasserspiel schaffen angenehme Aufenthaltsbereiche und tragen zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Die SWM bieten Ladestationen für E-Bikes und PKWs an.
Konstruktion
Der Neubau wurde in Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Die aussteifenden Kerne im Gebäudeinneren nehmen festgeschriebene Gebäudefunktionen wie Treppen und Aufzüge, Sanitärräume und Teeküchen sowie Technikräume und vertikale Installationsschächte auf. Alle andere Grundrissflächen weisen eine hohe Ausbauflexibilität auf und können an sich ändernde Nutzerbedürfnisse angepasst werden.
Auswahlkriterien für die Materialität der Fassaden waren Langlebigkeit und Nachhaltigkeit, KfW55-Vorgaben und Konstruktionsflexibilität. Das Fassadenraster aus vorgehängten Glasfaserbetonplatten wurde sehr wirtschaftlich mit Einzelfensterelementen geschlossen. Die Sockelgeschosse wurden mit transparenten, werbewirksamen Metall-Glasfassaden ausgeführt. Die Fassadenkomponenten können separat demontiert und in den Baustoffkreislauf zurückgeführt werden.
Die Dachflächen des Gebäudes wurden als fünfte Fassade begriffen und als extensives Gründach ausgeführt. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Gestaltung der Mitarbeiterterrassen gewidmet. Technikaufbauten wurden in das ganzheitliche Gestaltungskonzept integriert.
Innenraumdesign
Das Innenraumdesign wird von Reminiszenzen an den ehemaligen „Blauen Bock“ durchzogen. Es wurde mit dem deutschen Corporate Design Preis 2021 ausgezeichnet.