Einerseits stellt der Neubau in Form und Material eine Entsprechung progressiver Architektur dieser Zeitepochen dar. Andererseits geht er über den retrospektiven Gedanken hinaus und zeigt sich zeitgenössisch.
Die auffällige Grundrissform ist einerseits dem baulichen und landschaftlichen Umfeld geschuldet, das eine konventionelle Bauweise nur bei Beseitigung etlicher Bäume bzw. städtebaulich bedeutsamer Bausubstanz zugelassen hätte. So konnten prägende Baumgruppenerhalten werden, auf die standardisierte Stellplatzbegrünung wurde stattdessen verzichtet.
Andererseits war es der Wunsch des Betreibers, neue Wege bei der Warenpräsentation zu gehen. Anstatt lediglich auf Sachlichkeit, Flexibilität und (kurzfristig angelegte) Rendite zu setzen, wurde im Grundriss auf ein orthogonales System verzichtet und die Wegeführung „organisch“ angelegt, so dass der Kunde während des Einkaufs die Ware ständig im Blick behält und der Weg von einer in die nächste Abteilung einem Spaziergang ähnelt.
Der Supermarkt übernimmt über das bloße Einkaufen hinaus auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Hier kommen Menschen zusammen, der Markt entwickelt sich deshalb zum belebten Mittelpunkt des Stadtteils und ersetzt damit den klassischen Marktplatz mit all seinen Aufgaben und Funktionen. Aus dieser Entwicklung erwächst die Verantwortung, der Bauaufgabe eine angemessene architektonische Würdigung zukommen zu lassen; mit hohen Aufenthalts- und Erlebnisqualitäten, mit Freiräumen zur Begegnung.
Diesem Anspruch wird insbesondere im Eingangsbereich des Supermarktes gerecht: Innen und außen werden entsprechende Freiräume angeboten, die Eingangsfassade spiegelt diese Bedeutung wider und zeigt sich selbstbewusst, aber unaufgeregt.
Ebenso wurde die Werbung am Gebäude auf ein Mindestmaß reduziert, um diesen Anspruch zu unterstreichen.
An kaum einem anderen Ort zeigt sich das gestiegene Bedürfnis der Menschen nach Nachhaltigkeit so sehr wie beim Einkaufen. Immer stärker entwickelt sich der Wunsch, als Mensch ernst genommen zu werden und nicht nur ein berechenbarer Faktor innerhalb eines anonymen Wirtschaftskreislaufes zu sein.
Die Verwendung „ehrlicher“ Materialien vermittelt Authentizität. Die Architektur soll helfen, verloren gegangenes Vertrauen im Lebensmittelbereich zurück zu gewinnen. Das heißt, die ehrlichen (Bio-)produkte sollen nicht auf Bodenbelägen aus PVC verkauft werden, die eigentlich einen Holzfußboden vortäuschen.