In seiner heutigen Kubatur wurde der „Neue Bau“ Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und ist seither eines der stadtbildprägenden Häuser im Zentrum Ulms. Früher Herberge und Speichergebäude ist heute im kompletten Gebäude die Polizeidirektion Ulm untergebracht.
Ein Großbrand 1924, Beschädigungen im zweiten Weltkrieg sowie Nutzungswechsel mit veränderten Technik- und höheren Sicherheitsanforderungen machten mehrere Wiederaufbau- und Sanierungsphasen notwendig. So wurde 1927, nach dem verheerenden Feuer, der Dachstuhl durch eine völlig neuartige Eisenbetonkonstruktion mit Hohlrippendecke hergestellt. Diese ist inzwischen als besonders schützenswert eingestuft.
Mit Inkrafttreten der Polizeistrukturreform 2014 erhielt Ulm den Zuschlag als Standort für ein Polizeipräsidium. In Folge wurden weitere technische Modernisierungen wie auch der Ausbau des FLZ notwendig.
Die aktuelle Modernisierung durch das Land Baden-Württemberg und hochstrasser.gesellschaft für architektur mbh integriert ein hochtechnisiertes Führungs- und Lagezentrum der Polizei einfühlsam und mit viel Liebe zum Detail in die alte Substanz des Einzeldenkmals. Dabei wird eine Arbeitsumgebung geschaffen, die es ermöglicht auch in extremen Stresssituationen und unter höchster psychischer Belastung maximale Konzentration zu bewahren und optimal intern zu kommunizieren – und das rund um die Uhr in 24-Stunden Erreichbarkeit.
Moderne, professionelle Einsatzbewältigung
Erreichtes Ziel waren größtmögliche Transparenz und optimale Kommunikationsmöglichkeiten in Räumen, die so konzipiert sind, dass sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei bei ihrer täglichen, anspruchsvollen Arbeit unterstützen.
Von außen durften die vorgenommenen Eingriffe nicht sichtbar sein. Zum einen, um die Lage des FLZ nicht ablesbar zu machen und es damit vor möglichen Anschlägen zu schützen. Zum anderen sollte die Hülle des denkmalgeschützten Speichergebäudes intakt bleiben.
„Haus-im Haus“
Aufgrund der Sonderlösungen für Fenster, Gauben und Wände legt sich eine schützende Hülle rund um das FLZ. Darüber hinaus sind sämtliche Anschlüsse und Versorgungskanäle so konzipiert, dass der 520 Quadratmeter große Bereich wie ein eigenständiger Organismus, wie ein „Haus-im Haus“, funktioniert. Das neue FLZ kann unabhängig von allen anderen Bereichen betrieben werden: die HLS-Versorgung ist eigenständig, ebenso die Lüftungsanlage und das Rechenzentrum. Es existiert eine eigene Notstromversorgung. Außerdem sind die Räume als gesonderter Brandabschnitt geplant. Zugänglich ist das FLZ lediglich über zwei per Videoüberwachung kontrollierte Schleusen.
Dass es trotzdem nicht wie ein Fremdkörper wirkt, liegt an der sorgfältigen Detailierung und Gestaltung der Räume. hochstrasser.gesellschaft für architektur mbh haben bewusst den vorhandenen Materialkontext der 1920er-Jahre aufgenommen, ihn aber neu interpretiert. So beziehen sich beispielsweise die Zugangsschleusen mit ihrem goldfarbenen, auf Holzwerkstoff aufgezogenen Messinggewebe auf die Farbigkeit der Solnhofer Fußbodenplatten im Treppenhaus, als auch auf die Materialität der alten Messingelemente, wie Geländer und Beschläge.