Im Großraum London leben rund neun Millionen Menschen, und jedes Jahr ziehen mehr dazu. Aber Bauland bleibt Mangelware, obwohl mit der Umwandlung der Docklands vor vielen Jahren viel innerstädtische Fläche frei wurde. Wo früher Männer mit schwieligen Fingern Holz und Schüttgut verluden, wachsen seit etwa dreißig Jahren Wohn- und Bürotürme und mit ihnen die Immobilienpreise in die Höhe. Sie konkurrieren um den besten, unverbauten Blick auf die Themse. Auch für die Architekten des New Pier Wharf war der Blick auf den Fluss entscheidend. Sie fächerten den schlanken Wohnturm so auf, dass alle Bewohner entweder einen freien Flussblick erhalten oder auf die Skyline des Stadtzentrums und die Baumspitzen des Stadtteilparks schauen. Die meisten Wohnung ermöglichen sogar beide Ausblicke. Zu verdanken ist das der ungewöhnlichen, geschuppten und gefächerten Kubatur, die gut belichtete, sehr funktionale Grundrisse und die optimale Ausnutzung von Fläche und Ausblick ermöglicht. Für die Fassade wählten die Architekten den für London typischen gelb-braunen, schmalen Klinker, wie man ihn an den Nachbarbauten und an den zahlreichen Arbeiterhäuschen der Vorstädte wiederfindet. Die Fensterbrüstungen und Balkonseiten verkleiden sie mit ALUCOBOND®-Kassetten, die wie Messing anmuten und edlen Glanz in die raue Klinkerstruktur bringen.
Mit der Fassadengestaltung bringen die Architekten die Umwandlung der Docklands auf den Punkt, bei der neues, schickes und bürgerliches Wohnen in den ehemals rauen und schmutzigen Ecken Londons entstand: Da ist der Mythos der bodenständigen wie rauen Arbeiterstadt einerseits, und den der traditions- und klassenbewussten wie hippen Hauptstadt des Königreiches andererseits. Und wer jetzt auf der kilometerlangen Flusspromenade jede Schlaufe der Themse abwandert, passiert zwangsläufig dieses Gebäude. Der kann sich auf der erdgeschossigen Terrasse des Turmes ausruhen, den Blick über die Themse auf Canary Wharf am anderen Ufer werfen und staunen, wie sich London in nur drei Jahrzehnten vergrößert und dabei neu erfunden hat.