Planungskonzept und Umgang mit dem Architekturerbe
Die Sanierung eines Gebäudes mit herausragender Bedeutung in der jüngeren internationalen Architekturgeschichte und des deutschen Schwimmbadbaus ist selbstverständlich eine spannende Bauaufgabe. Bei allen gestalterischen Aspekten waren die Belange des Urheberschutzes und Denkmalschutzes zu berücksichtigen.
Im Rahmen von umfangreichen Recherchen in verschiedenen Planarchiven des Olympiaparks, diversen Dokumentationen, von Foto- und Filmmaterial wurde klar, dass insbesondere unter der Tribüne ein umfänglicher Umbau des Originals Ende der 80er Jahre erfolgt war. So stellte sich heraus, dass sämtliche Materialien, Oberflächen und Farben an Wand, Decke und Boden sowie die Einrichtungen nicht mehr aus der Ursprungszeit stammten und dem Konzept von 1972 teilweise zuwiderliefen.
Gestalterische Leitidee bei den verschiedenen notwendigen Umbauten war, die Architektur und das Design des Originalzustandes der Olympiade 72 wieder herzustellen. Die Erscheinung der 20.Olympischen Sommerspiele ist nach Abschluss der Arbeiten wieder für die Besucher erlebbar.
Im Rahmen der Vorentwurfs- und Entwurfsplanung wurde jedes sichtbare Bauteil in drei Schritten analysiert und dargestellt:
- Originalzustand 1972 gemäß Planunterlagen bzw. Fotos
hier gab es zwei Phasen, olympische und nacholympische Planung
- Zustand bei Beginn der Planung
mit Untersuchung, inwieweit noch originale Bauteile vorhanden sind
- Vorschlag eines Konzepts für Sanierung und Umbau
für Bauteile, die so nah als möglich am Original wiederhergestellt werden unter Berücksichtigung der aktuellen technischen Anforderungen
für neue Funktionen bzw. Bauteile, die die Formensprache und Materialität von Bestandsbauteilen aufnehmen, neu interpretieren oder vollständig neu gestaltet werden
Offenheit der Architektur
Als Besonderheit in der Schwimmhalle zeigt sich die Transparenz zwischen den einzelnen Funktionsbereichen. So sind Zugangsbereiche, Umkleiden, Lehrschwimm- und Trainingshalle, Schwimmmeisterräume sowie Regiekabine lediglich durch raumhohe Glaswände voneinander abgetrennt. Dadurch entsteht ein Raumkontinuum, das weite Einblicke ermöglicht und die gewünschte Offenheit in der Architektur umsetzt.
Da dies in der Schwimmhalle stilgebend ist, sollte diese Ausführung unbedingt beibehalten werden.
Die Glaswände sind mittels weit abgehängter Kragstützen an der Rohdecke montiert und laufen in den Fugen der Metalldecke. Im Deckenhohlraum darüber sind dazwischen Rauchschürzen aus textilem Gewebe gespannt.
Diese sehr aufwendige Konstruktion hat ermöglicht, dass die originale Optik der Glaswände von 1972 erhalten werden konnte trotz der deutlich erhöhten Anforderungen des passiven Brandschutzes.
Alpin-Sauna mit Schneekabine
In die grundlegend modernisierte Sauna, mit den unterschiedlich temperierten Schwitzräumen, wurde ein neues Dampfbad und eine Schneekabine eingebaut, die für den Saunagast täglich frisch beschneit wird.
Dies ist eine absolute Neuerung und bisher in keinem öffentlichen Bad in Deutschland zu finden. Hier kann man sich nach dem Saunagang mit echtem, feinst kristallinen Schnee abkühlen und so die Abwehrkräfte des Körpers stärken. Der Blick auf das atemberaubende Panorama des Schneeferners vermittelt den Eindruck dort im Freien zu stehen. Ein Gletscherrelief mit Sitzgelegenheit und ein zentraler Kristall überträgt das Motiv räumlich in die Kabine.
Revisionsstegebene
Unterhalb der Tribüne, im geschosshohen Deckenhohlraum über Trainingshalle und Lehrschwimmhalle, ist ein System aus Revisionsstegen montiert das unterschiedliche Funktionen im Gebäude erfüllt. Insgesamt 17 Stege mit einer Breite von 2,50 m und Länge bis zu 25 m bilden eine brückenartige Struktur unter den Stahlbetonbindern der Tribüne. Durch Querverbindungen und Einstiege aus dem Zwischengeschoss und Beckengeschoss sind sie für Wartungszwecke aber auch für die Feuerwehr zugänglich. Die Stege sind von der kuppelförmigen Betondecke abgehängt und begehbar, teilweise sind auch weit verfahrbare Wartungspodeste eingebaut.
Die Stege dienen der Hand- und Sichtkontrolle des Betonzustandes von Stahlbetondecke und -trägern, sowie Wartung der Brandschutzklappen und bilden eine ausgesteifte Unterkonstruktion für die abgehängte Decke und die Elektrotrassen. Auch die Wartung und der Austausch der Deckenleuchten ist von hier oben aus möglich, da diese sich teilweise (gemäß historischem Deckenspiegel) über den Becken befinden.