Open Resource – Eine Suche nach Zirkularität im Architekturstudium


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OBJEKTBESCHREIBUNG 
Open Resource – Eine Suche nach Zirkularität im Architekturstudium
Anstatt vor der Größe der bevorstehenden Transformation unserer Baubranche zu kapitulieren, beginnt meine Masterarbeit bei uns selbst:​ bei unserer eigenen kleinen Architekturproduktion. Unser verschwenderischer Umgang mit Ressourcen spiegelt sich schon im kleinsten Maßstab wider – in der Materialschlacht unseres Modellbaus. Wenn wir in der Lehre nicht lernen, verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umzugehen, wie sollen wir es dann in der Praxis jemals besser machen? Ziel meiner Arbeit ist es, lineare Materialströme in ein zirkuläres System zu verwandeln – mit dem Modellbau als Versuchsebene. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen am Institut für Architektur (IfA) der TU Berlin untersuche ich, wie räumliche, materielle und soziale Infrastrukturen Impulse für eine kreislaufgerechte Architekturlehre geben können und frage:​ Wie kann unser Architekturgebäude selbst zum Prototyp des Wandels werden?

Chapter A – Material Encounters
Wie wird aus dem Ende ein Anfang? Und wie denkt man am Anfang schon ans Ende? Ausgangspunkt meiner prozessorientierten Suche ist eine selbstinitiierte Sammlung von Restmaterialien im und um das Architekturgebäude. Das Sammeln wird zur Methode:​ als Zugang zum Material und experimentelle Annäherung an das Thema des zirkulären Bauens. Im praktischen Selbstversuch probiere ich, unseren Materialverbrauch zu erfassen – zwischen Analyse, Beobachtung und Inventur. Die Dokumentation des Weges wird selbst Teil meiner Suche:​ in Tagebüchern, Modellen, Fotos und Mappings begleite ich den gesamten Prozess, reflektiere ihn und mache ihn zugänglich. Dabei offenbart sich insbesondere die Infrastruktur als Knackpunkt der Wiederverwendung – zwischen vergangener und zukünftiger Nutzung.

Chapter B – Investigating the System
Ich betrachte das Architekturgebäude als lebendigen Organismus:​ Wie bewegen sich Materialien durch das System? Welche Akteur:​innen sind beteiligt? Was ist bereits vorhanden an räumlichen oder organisatorischen Strukturen, die zirkuläre Prozesse erleichtern oder erschweren? Im Zentrum meiner Auseinandersetzung steht das Materiallager:​ ein selbstorganisierter Raum im Keller, initiiert für den Austausch von Restmaterial. Es ist ein vielversprechender Ansatz, der Materialflut in den Studios etwas entgegenzusetzen, der jedoch selbst im Chaos endet. Tief verborgen im Labyrinth des Kellers scheitert das Materiallager an fehlender Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Veränderbarkeit. In unserem kollektiven Versagen wird deutlich, wie sehr wir die Konsequenzen unseres Verbrauchs aus dem Bewusstsein verdrängen.

Chapter C – Intervention:​ Material Shelf
Das Kapitel begleitet den Entwurfsprozess einer raumgreifenden Lagerstruktur mitten im Herzen des Gebäudes. Warum Reuse-Infrastrukturen im Keller verstecken, wenn das Material Teil alltäglicher Zirkulation und Begegnung werden kann? Das Materialregal aktiviert den kollektiven Zwischenraum, der die Studios miteinander verbindet. Es wird zur physischen Materialbibliothek – einer Plattform für Austausch und Inspiration. Ausgehend ausschließlich von gesammelten Materialien und konstruiert mit reversiblen Verbindungstechniken wird die Intervention selbst zum Versuchsobjekt für zirkuläres Bauen. Vom Setzkasten inspiriert, inszeniert das offene, rhythmische Raster den Übergangszustand der Lagerung als ein sichtbares, zugängliches und dynamisches Element im Raum.

Chapter D – Toward a Culture Shift
Materielle, räumliche und soziale Ressourcen rücken in den Mittelpunkt der Architekturlehre. Ein neues Verständnis im Umgang mit unseren begrenzten Ressourcen wird provoziert – umgeben von Material, konfrontiert mit dem, was schon da ist. Nichts verlässt das System, nichts entkommt dem Kreislauf. Das Architekturgebäude selbst wird zum Versuchsfeld, zum Vermittler einer neuen Materialkultur. Wenn wir lernen, Zirkularität aktiv in unsere alltägliche Studiopraxis zu integrieren, schaffen wir die Grundlage für eine tiefgreifende Transformation der Baubranche. Open Resource steht für eine neue Ressourcenkultur:​ Materialien werden erfahrbar gemacht, für alle zugänglich – und in ständiger Veränderung verstanden.
BESCHREIBUNG DER BESONDERHEITEN 
Meine Arbeit ist ein sehr persönlicher Prozess der Konfrontation mit unserem eigenen Verhalten – unserer Architekturpraxis aber auch unserer Lehrkultur. Wir produzieren einen enormen Output in unserem Architekturstudium, häufig für nur 20 Minuten Präsentation. Dabei stecken wir einen noch größeren Input rein – an Zeit, Geld, Material – und nicht zuletzt uns selbst. Was wir im Kleinen lernen, nehmen wir mit in die große Welt. Dazu gehört auch, wie wir Projekte angehen. Ich verstehe meine Auseinandersetzung nicht als lineare Entwurfserzählung, sondern als prozesshaften Zugang zum Thema der Zirkularität. Dabei möchte ich nicht nur das Ergebnis, sondern insbesondere auch den Weg zugänglich machen. Architektur wird sehr häufig an einem vermeintlich finalen Zustand gemessen und bewertet. Doch in Wahrheit gibt es diesen nicht. Gebäude sind ständig in Bewegung. Sie sind Teil eines ständigen Transformationsprozesses. Auch das Material ist in ihnen nur in einem temporären Zustand gebunden. Dieses Verständnis von Ressourcen möchte ich in der Architekturlehre verankern. 

Modelle sind ein Abbild von Gebäuden. Als Entwurfswerkzeuge müssten sie eigentlich noch viel flexibler sein als Gebäude, verkörpern häufig aber gerade eher ein statisches Verständnis. Meine Arbeit ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Architekturmodell an sich. Ich verstehe es nicht nur als finale Darstellung, sondern als dynamisches Werkzeug des Prozesses. Passenderweise kommt in meiner Arbeit sogar noch eine weitere Ebene hinzu:​ Ich kann am Modell nicht nur den Entwurf untersuchen, sondern auch das Medium Modell selbst. Alle meine Modelle sind aus ausnahmslos wiederverwendeten Materialien entstanden und nahezu komplett reversibel und sortenrein trennbar gebaut. Dabei konnte ich die Herausforderungen des zirkulären Modellbaus praktisch ausprobieren – nicht nur Basteltechniken ohne Kleber – sondern insbesondere auch die Infrastruktur, die notwendig wird, um gebrauchte Materialien zu sammeln, lagern und auszutauschen. Der Gestaltungsprozess verändert sich genauso wie die Gestaltung selbst – das gilt für Modelle genauso wie für die Gebäude, die sie repräsentieren.
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