Hierbei ist der zentrale Lastfall für den komfortablen Aufenthaltes in Gebäuden die Sommersituation mit Aussentemperaturen von über 40 Grad Celius und ein Luftfeuchtigkeit, die höher als 90% liegt. Im Winter sinken die Temperaturen kaum unter den Gefrierpunkt. Unter diesen widrigen Klimabedingungen ein hoch energieeffizientes Gebäude im Passivhausstandard zu erstellen wurde im Jahr 2011 an das Berliner Architekturbüro Peter Ruge Architekten herangetragen. Das Büro hat eine langjährige Expertise im Bereich des nachhaltigen Bauens, die sich an einem umfangreichen Portfolio von bereits nachhaltig zertifizierten Gebäuden zeigt. Schon mehr als einem Jahrzehnt plant und realisiert Prof. Peter Ruge Gebäude und Stadtplanungen in der Volksrepublik China und unterrichtet nachhaltiges Entwerfen am Dessau Institute of Architecture und an der Zhejiang Sci-Tech University.
Das Passivhaus Bruck ist das Kernstück des westlich von Shanghai gelegenen Forschungs- und Entwicklungszentrums des chinesischen Immobilienentwicklers Landsea. Ziel der Architekten war es, sich als erste mit einem Pilotprojekt für ein energieeffizienten Wohngebäude im feucht-warmen Klima zu positionieren. In den folgenden zwei Jahren haben die Architekten das Projekt in Akribie und unzähligen energieeffizienten Optimierungsschritten zum Passivhaus in detaillierter Ausführungsreife geplant. Das fünfgeschossige Gebäude beherbergt auf 2.200 m2 insgesamt 36 Ein-Raum-Apartments, 6 Zwei-Raum-Executive-Suites sowie 4 Drei-Zimmer-Musterwohnungen. Die ortstypischen Wohnungen sind so angelegt, dass interessierte chinesische Familien zur Probe wohnen können, um ihre eigenen Erfahrungen mit nachhaltigem Wohnen zu sammeln. Das Passivhaus Bruck wurde im Sommer 2014 fertiggestellt und feierlich eröffnet.
Das Passivhaus Bruck ist das erste Wohngebäude, das in der feuchtwarmen, südchinesischen Klimazone durch das deutsche Passivhaus Institut in Darmstadt als Passivhaus zertifiziert wurde und mit einer ca. 95-prozentigen Energieeinsparung im Vergleich zu einem konventionellen chinesischen Wohngebäude in Betrieb gegangen ist. Der weltweit einheitliche Passivhaus-Standard gibt neben zahlreichen bauphysikalischen Qualitätskriterien wie zum Beispiel einer wärmebrückenfreien Konstruktion und einer luftdichten Gebäudehülle strengere Grenzwerte für den Energieverbrauch eines Gebäudes vor, als sie z.B. in Deutschland durch die Energieeinsparverordnung gesetzlich vorgeschrieben sind.
Mit einem Primärenergiebedarf von nur 106 kWh/m²a wurde das Projekt im Sommer 2014 vom Passivhaus Institut offiziell als erstes Passivhaus-Wohngebäude in Südchina zertifiziert.