Gefordert war eine Gesamtkonzeption, bei der ein durch klare Raumgliederungen und weitere Gestaltungsmaßnahmen eine attraktive Hinführung zur Sammlung der Tafelbild- und Buchmalerei der Renaissance im 2. Obergeschoss und geführter, kreuzungsfreier Rundgang in ihr gestaltet wird, auf dem sehr unterschiedliche Exponatgenres für ein breites Publikum attraktiv präsentiert werden.
Inhaltliche wie grafische Verzahnung und gegenseitige Ergänzung von Bild und Schrift in der Buchmalerei bilden die konzeptionelle Basis der Ausstellungsarchitektur zu ihrer Präsentation:
Eingestellte, figurative Raumkörper („Buchkreuze“) wechseln mit von ihnen geprägten Raumpassagen dazwischen ab - ihr Verhältnis entspricht dem von Bild und Text der Buchmalerei. Die Ausstellungsarchitektur übersetzt die Struktur ihres kleinmaßstäblichen Sujets in einen körpernahen Maßstab - der Besucher durchwandert die Ausstellungsräume, als ginge er durch das Buch selbst, das ihm wechselnde Perspektiven von Passagen und Orten (Text und Bild) bietet.
Der so geschaffene, kreuzungsfreie Ausstellungsparcours führt zu einer abwechslungsreichen, unterhaltsamen Präsentation der Kunstwerke und schafft mit räumlichen Mitteln die konservatorisch geforderten, unterschiedlichen Ausstellungsbedingungen für die verschiedenen Exponate:
In den dunkleren Buchkreuzen werden die Buchfolianten bei 50 lux in neuen Tisch- und Standvitrinen auf speziell entwickelten, gefalteten Buchwiegen präsentiert, welche auf einem Lichtpolster zu schweben scheinen; in den helleren Raumbereichen dazwischen die Tafelmalerei bei 300lux gezeigt, wobei zweifarbige Wand- und Deckengliederungen durch „gefaltete“ Farbflächen einen offen wirkenden Anschauungsraum schaffen, in dem das einzelne Kunstwerk maßstäbliche Bildorte findet: ein Tafelbild an der Wand wirkt zuweilen wie ein Fenster in ihr. Wandvitrinen öffnen tatsächlich den Reliefraum der Wand, in konischer Ausbildung fokussieren sie auf die darin gezeigten, kostbaren liturgischen Gefäße.
Diese intensive Wechselwirkung zwischen Kunstwerk und Baugestalt ist das Leitmotiv der Ausstellungsarchitektur - ob in der Fortführung der Mandorla Albrecht Altdorfers „Schöner Maria“ in der parabolischen Farbschleppe der Rotunde, der Zusammenführung von „Wasserzeichen-Decke“ und Buchmalerei im Salon oder der erneuten Integration der Wandmalereifragmente in den baulichen Zusammenhang einer durch Fensteröffnungen gegliederten Wand im Altdorfer-Saal.
Im Raum der Hochaltäre werden die mehrteiligen, beidseitig bemalten Tafelbilder-Zyklen in eigens gefertigten Stahlkragrahmen präsentiert, die aus Wandnischen herausragen. Der allansichtige Ostendorfer-Altar erhält ein neues Postament.
In der C-Lounge können die digitalisierten Bücher am Computer durchgeblättert werden - das mäandrierend entwickelte Mobiliar und die spielerische, mediale Begegnung mit der Kunst öffnet einen medialen Zugang v.a. der Kids für Buchmalerei.
Die Neugestaltung des Treppenhauses orientierte sich konzeptionell an Furtmeyrs vegetabilen Girlanden, welche die Buchseiten am Rande ausschmücken. Vom neuen Buchcounter im Foyer führt eine prismenhaft aufgebaute Farb-Raum-Girlande den Besucher ins 2. Obergeschoß zur Ausstellung.