Der Entwurf RE:ALLMENDE widmet sich der Revitalisierung des Dorfes Neukünkendorf in der Uckermark und greift das Konzept der vernakulären Architektur auf. Ziel ist es, das Dorf als lebendigen und vitalen Ort zu gestalten, der seine historischen Strukturen bewahrt. Der Entwurfsprozess erfolgt Schritt für Schritt, von einem städtebaulichen Ansatz bis hin zu detaillierten Entwurfslösungen im Bestand, um eine sensible Metamorphose zu ermöglichen. Der Entwurf fördert neue Wohn- und Arbeitsmodelle im ländlichen Raum, unterstützt durch die Digitalisierung und die steigende Nachfrage nach flexiblen Lebensorten. Der Lindenhof soll als Zentrum der Gemeinschaft dienen, wobei bestehende Gebäude umgenutzt und erweitert werden. Die RE:ALLMENDE verbindet gemeinschaftliches Wohnen, Arbeiten und kulturelle Aktivitäten und fördert nachhaltige, relokale Kreisläufe auf dem Land.
Der Entwurf beschäftigt sich intensiv mit dem in der Uckermark liegende Dorf Neukünkendorf und dessen Rolle in der ländlichen Architektur. Neukünkendorf liegt vor den Toren Berlins und gehört als eine von 23 Ortsgemeinden zu der gut angebundenen Kreisstadt Angermünde. Die Vision des Entwurfs ist es, das Dorf Neukünkendorf zukünftig als lebendigen und vitalen Ort weiter zu gestalten, der sich durch seine historischen Dorfstrukturen und besonderen Typologien auszeichnet. Dieser Prozess ist ein Teil einer architektonischen Metamorphose. Nach einer tiefgehenden Analyse der typischen ländlichen Strukturen, Potenziale, Mobilität und z.B. die Lage zu Berlin und Stettin wurde ein größeres Nutzungskonzept für das Dorf entwickelt.
Die RE:ALLMENDE zeigt einen umdenkenden gesellschaftlichen Ansatz zum Konzept des zukünftigem Arbeiten und Wohnen im ländlichen Raum der Uckermark. Hierbei liegt der Fokus auf den alten Strukturen und schon vorhandenen Potenzialen sowie der Gemeinschaft. Gerade der ländliche Raum erfährt momentan aufgrund der Digitalisierung, des Wohnungsmangels in Städten und der Corona-Pandemie eine Renaissance, weshalb leicht erreichbare ländliche Regionen des Berliner Umlands immer wieder in den Fokus, für beispielsweise Ausflüge, Urlaub oder als flexible Lebens- und Arbeitsorte geraten. Der Entwicklungsprozess soll einer Metamorphose gleichen und ein positives Leitbild zukünftiger Architektur, sowie eine Vision für Neukünkendorf und den Lindenhof kreieren.
Das einst historische Angerdorf und das ehemalige Vorwerk sollen als ein neuen Impuls- und Zukunftsort der Uckermark umgedacht und als lebendigen Ort weiterentwickelt werden. Dazu wurden die ländlichen Typologien, die Potenziale, wie die Lage zu Berlin und Stettin, sowie bestehende Mobilitäts- und Versorgungsnetze untersucht, um ein passendes Nutzungskonzept für das Dorf zu entwickeln. Die Transformation soll in den verschiedenen Maßstabsebenen betrachtet werden: das Dorf, das Vorwerks und die Gebäude. Die Aktivierung des ehemaligen Bahndamms als direkter Fahrradweg nach Angermünde und weiterführend zum Oder-Radweg ist beispielsweise eine der ersten Maßnahmen der beginnenden Metamorphose. Dies und die Wieder-Erschließung des denkmalgeschützten Schlossparks sollen nicht nur die Anbindung des Dorfes an die Umgebung verbessern, sondern auch eine attraktive Freizeitmöglichkeit für Einheimische und Touristen schaffen. Ein großer Fokus liegt auf den gemeinschaftlich-genutzten Flächen (die Allmenden). Für dieses Konzept wurden drei Allmende-Satelliten identifiziert: der Fest- und Feuerplatz, der typische Dorfanger und der Lindenhof als momentane Sehnsuchts-Allmende. Um eine gesellschaftliche positive Zukunft zu entwickeln, liegt der Fokus auf das neudenken der Allmende - der RE:ALLMENDE.
Die Vielschichtigkeit der Einflüsse des Konzeptes bespielen ein großes Netz an unterschiedlichen Synergien. Die ,,Allmende+Gemeinschaft“, ,,Vernetzung+Kreisläufe“ und ,,Autarkie+Dezentralisierung“ sind die wichtigsten Synergieeffekte, die zusammen wirken und eine relokale, flexible und auch effiziente Lebensweise entstehen lassen. Die RE:ALLMENDE ist das zentrale Thema des Entwurfs. Sie soll eine nachhaltige, gemeinwohlorientierte Bodenpolitik mit einer Vielzahl an relokalen Kreisläufen (Wirtschaft, Energie, Mobilität etc.) und weiteren zukünftig-nachhaltigen Wechselwirkungen bieten.
Der Entwurf des Katalysators spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer lebendigen Allmende und Dorfrevitalisierung. Er ist so konzipiert, dass er sich harmonisch in das ländliche Umfeld einfügt und gleichzeitig die neue Zeitschicht lesbar macht. Die Gebäude sind so gestaltet, dass sie sowohl den Bedürfnissen von Familien, Gruppen sowie dem Einzelnen gerecht werden. Der Katalysator stellt wichtige Verbindungen zur Dorfstruktur, Besuchern und den Bewohner her. Der Lindenhof als RE:ALLMENDE soll ein Ort des Zusammenkommens sein, wo sich alle treffen und gemeinsam aktiv sein können.
Die Idee der Metamorphose und RE:ALLMENDE gehen über die traditionelle Vorstellung von Wohn- und Öffentlichen Gebäuden hinaus und zeigt die Bedeutung von Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Die Metamorphose wird durch einen Prozess mit gezielten Umbauten, Ergänzungen sowie Umnutzungen der teils alten Strukturen vor Ort generiert. Dies ist auch im Entwurf des Wirtschaftsgebäude auf dem ehemaligen Vorwerk Lindenhof verankert und zeigt wie beispielsweise adaptives Wohnen und Arbeiten sich auf die gegebenen Strukturen des Bestands im ländlichen Raum verknüpft.
Im Entwurf bieten die innen liegende Kerne eine möglichst offene Struktur. Wichtig war es hierbei das schon vorhandene Raster im Entwurf aufzunehmen und weiterzuentwickeln. Die zwei einst geteilten Gebäudehälften werden wieder zusammengeführt. Dieses verbindende Element bildet einen großen offenen Raum mit neu gesetzten Toröffnungen, welche den äußeren Allmende-Bereich vom Lindenhof homogen hineinfließen lässt. Um diesen öffentlichen Charakter weiter auszubauen, befinden sich im Erdgeschoss halböffentliche Werks- und Workshopräume sowie ein Hofcafé mit Bezug zu regionalen Produkten aus eigenem Anbau. Im offenen Zwischenraum befinden sich zwei der drei objektähnlichen Treppenhäuser aus Stampflehm. Die Form und Charakteristik der Treppenhäuser sind an die industriellen Fragmente der LPG-Silos, welche noch teils im Dorf zu finden sind, angelehnt. Die neu gebauten Strukturen sind hauptsächlich mit regionalen, nachhaltigen und einfachen Materialien (Lehm, Holz und Stein) geplant. Neue Ergänzungen sind in eine einfache und zeitgemäße Architektursprache übersetzt. Die Räume im Obergeschoss sollen den verschiedenen Bedürfnissen von Familien, Wohngemeinschaften, sowie Co-Living und Co-Working gerecht werden. Durch das Raster können flexibel umgenutzt werden. Die RE:ALLMENDE ist ein Ort der gemeinschaftliches Wohnen, Arbeiten, Austausch, Kultur und Handwerk auf dem Land verbindet. Sie bringt nicht nur neue Ansätze in die ländliche Uckermark, sondern soll auch Impulse in den Ort und die Region aussenden.