Selman Selmanagić, ein deutscher Architekt bosnischer Abstammung, wurde 1950 zum Leiter der Architekturabteilung ernannt. Er erhielt von der Kunsthochschule den Auftrag, ein Gebäude mit Mensa und Aula zu entwerfen. 1956 konnten die neuen Räume eingeweiht werden, deren Realisierung von den immer noch knappen Baustoffen und Baumaterialien geprägt war. Dennoch gelang es Selmanagić, Architektur und Kunst zu einer besonderen Einheit zu verbinden.
So zählt die Aula der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit dem dazugehörenden Vorraum zu den herausragenden Bauwerken der Nachkriegsmoderne in der ehemaligen DDR und steht in ihrer Gesamtheit unter dem Schutz des Denkmalschutzgesetzes für Berlin.
Die Wüstenrot Stiftung begann im Jahr 2008 mit ersten Untersuchungen und entschied sich im Jahr 2009, auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie und nach Abstimmung des denkmalpflegerischen Konzepts mit ihrem wissenschaftlichen Beirat und dem Landesdenkmalamt Berlin, für die Aufnahme des Projekts in das Denkmalprogramm der Stiftung.
Im Rahmen der hinsichtlich ihrer denkmalpflegerischen Relevanz wesentlichen Sanierungsarbeiten stellte der Umgang mit der Holzausstattung eine besondere Herausforderung dar.
Vielfältige Ausführungsvorschläge wurden diskutiert und letztendlich fiel die Entscheidung auf eine Behandlung, die auf Materialverlust ganz verzichtete. Heute können die verschiedenen Farbtöne der Hölzer zwar nicht so deutlich erkannt werden wie 1956, jedoch ist der Glanzgrad dieser Zeit wieder sichtbar. Zudem blieb mit den zahlreichen Bestandsschichten auch die Befragbarkeit des Denkmals für spätere Zeiten und neue Fragestellungen erhalten. Fenster, Beschläge und Fenstergriffe von Aula und Foyer konnten – von wenigen Ausnahmen abgesehen – ebenfalls erhalten und instandgesetzt werden.
Da die Aula nicht museal sondern als lebendiger Teil der Hochschule genutzt werden soll, gehörte zu den denkmalpflegerischen Leistungen auch eine Modernisierung der technischen Gebäudeausrüstung. Die Kronleuchter der Aula und die Leuchter im Foyer wurden instandgesetzt und wieder mit 60-Watt-Leuchten bestückt.
Der bauzeitliche Bodenbelag aus Igelit – ein typisches DDR-Produkt, das heute nicht mehr hergestellt wird – war leider nicht zu erhalten, deshalb wurde ein Linoleumbelag verlegt, der dem ursprünglichen Bodenbelag in seiner Anmutung ähnlich ist. Um den Raum flexibel und nach heutigen Anforderungen nutzen zu können, kam eine gepolsterte oder gar feste Bestuhlung, wie die seit Jahren verlorene Reihenbestuhlung des Ursprungszustands, nichtmehr in Frage. Stattdessen wurde auf einen sehr einfachen und leichten Stuhl eines kleinen Betriebs aus Stendal zurückgegriffen, der bereits seit Jahren in vielen anderen Räumen der Kunsthochschule verwendet wird.
(Textauszüge aus der Projektbeschreibung der Wüstenrot Stiftung)