Rustico Gargnano

Am Steilhang, rund 300 Meter über dem Westufer des Gardasees, im parkartigen Außenbereich mit fantastischem Blick auf den Lago, reicht die Grundfläche eines alten Rusticos nicht aus, um das geforderte Raumprogramm für ein Wohnhaus mit Gästetrakt aufzunehmen. Damit ein Baurecht erzielt werden kann, sind die Nebenräume im Hang bergmännisch / unterirdisch angeordnet und treten somit als Volumen nicht in Erscheinung. Ein spektakulärer Infinity-Pool folgt den Höhenlinien. Das Rustico und die „Limonaia“ werden mit traditionellem Bruchsteinmauerwerk, jedoch zweischalig mit Kerndämmung wieder aufgebaut und bewahren somit einen explizit rauen, haptischen Charakter.
 
Nur noch wenige örtliche Maurermeister beherrschen die traditionelle Technik der Natursteinbearbeitung, bei dem jeder Stein vor dem Setzen von Hand behauen wird. Der Mauerwerksverband wird mit offener Fuge und rückseitiger Vermörtelung ausgeführt. Das Ensemble vermittelt eine warme, distinguiert rustikale Atmosphäre. Landschaft und Bauwerk, Natur und Artefakt bilden eine Symbiose zum Wohlfühlen.
Die besondere Herausforderung für das Kleinod oberhalb des Gardasees liegt zum einen in der schweren Zugänglichkeit des Grundstücks und der damit verbunden logistischen Herausforderung, alle Baumaterialien von der Hauptstraße entlang des Sees über unbefestigte Wege und enge Durchfahrten zur Baustelle zu transportieren (sogar alles im Container per Helikopter zu 300m hoch zu fliegen stand im Gespräch).
 
 

Der Naturstein, des zweischaligen Mauerwerks besteht aus einem beige bis leicht grauen „Trani“ Kalkstein. Dieser wurde in den italienischen Apulien abgebaut und in der traditionellen Bauweise vor Ort aufgemauert. Ebenso wurde der spaltraue Bruchstein für den Außenbereich in einem regionalen Steinbruch vor Ort gefördert.
Dabei wurden die entsprechenden Vorgaben der Architekten in einer exquisiten handwerklichen Qualität umgesetzt: darunter z.B. die Forderung, Holzschiebetüren vollflächig in den Zwischenraum des zweischaligen Mauerwerks verschwinden zu lassen, das Bauwerk erdbebensicher zu planen mittels einer Stahlkonstruktion, nur ökologische Baustoffe zu verwenden, des Weiteren den 24m-Pool nur mit Hang- bzw. Quellwasser zu versorgen und schließlich lokale kleine Firmen mit diesem hohen Anspruch vertraut zu machen und zu motivieren. Die Arbeitsplatte des Küchenblocks mit ausgefrästem Becken wiegt beachtliche 6 Zentner und wurde aus einem massiven Block Marmo Botticino mittels einfachem Gerät gefertigt.  Dieser feinkörnige beige Kalkstein aus der Lombardei wird durch bräunliche Tonadern strukturiert und fügt sich exzellent in das gesamte Farbmilieu ein.
 
Die vielen kleinen minimalistischen Details erforderten entsprechende Kommunikation und ebenso viel Sensibilität im Umgang mit allen Projektbeteiligten. Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Dipl. Ing. Andreas Weißenbach.