In aufwändiger Handarbeit wurden die Verzierungen rekonstruiert und eine Erneuerung der Fassade vorgenommen. Dabei wurden, wie beim Original nur drei verschiedene Farben verwendet. Der leicht erdige Farbton der Fassade spielt dabei die tragende Rolle. Wie auf einer Leinwand können so die Fenster im Farbton „Westfälisch Grün“ zusammen mit den Schlagläden im selben Farbton ihre Wirkung als schmückendes Element entfalten. Hell abgesetzte Stuck-Zierprofile am Erker und dem oberen Abschluss des rekonstruierten Ziergiebels, sowie die hellen Fensterumrahmungen bilden einen zusätzlichen gestalterischen Akzent. Dem Eindruck einer möglicherweise aufkommenden optischen Langeweile wirkt die Putzbeschichtung der Fassade mit Modellierputz entgegen, welche die Oberfläche belebt.
Ein Augenfang sind auch die Abdeckungen des Giebels und des Daches des Erkers in Kupfer, die sich in Farbigkeit mit der Zeit durch Patinierung dem Grün der Fensterläden angleichen. Einen historischen Touch bekommt das Gebäude außerdem durch den erhaltenen Natursteinsockel aus dem Erbauungsjahr, der dem Gebäude eine gewisse Abwechslung verleiht.
Im Innenbereich erfolgte eine Neustrukturierung der Räume und eine vollständige Überarbeitung der Oberflächen.
Die enge Treppenkostruktion wurde abgebrochen und der Treppenraum für eine 2-läufige Podesttreppe in filigraner Stahlbauweise erweitert. Die Wohnungen wurden vollständig entkernt und mit neuen, zeitgemäßen Oberflächen an Boden, Wand und Decke versehen. Insbesondere der Einbau von weißen Stiltüren mit Zierleisten und die Verwendung von einem atmungsaktiven Kalkputz prägen den historischen Charakter der Innenräume.
Die Sanierung bezog sich jedoch nicht nur auf gestalterische Aspekte sondern auch auf Nachhaltigkeit und Energiesparmaßnahmen. So wurden extra angefertigte Holzfenster mit einem U-Wert von 1,10 W/m²K eingebaut und umfangreiche Wärmedämmmaßnahmen an Wänden und Giebel vorgenommen, um einen Jahres-Primärenergiebedarf von 60kwH/m² zu erreichen. Dies realisiert unter anderem eine neu installierte Belüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Das Projekt „Sanierung Rainbügl“ in Neumarkt i.d.OPf erstreckte sich über einen baulichen Zeitraum von 12 Monaten. Die Kriterien eine energetische Sanierung unter Berücksichtigung der Historie vorzunehmen und den Mietern trotzdem einen plausiblen Mietpreis zu gewähren wurde erfolgreich umgesetzt. 2011 erzielte das Gebäude den ersten Platz beim Deutschen Fassadenpreis.